2024 wird mit großer Sicherheit das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen – und zum ersten Mal dürfte die weltweite Durchschnittstemperatur um mehr als 1,5 Grad über dem Niveau des vorindustriellen Zeitalters liegen. Das teilte der EU-Klimaforschungsdienst Copernicus bei der Vorlage der Temperaturstatistik für den Oktober mit.
Der Oktober 2024 war mit durchschnittlich 15,25 Grad der zweitwärmste seit Messbeginn, nur im Oktober des Vorjahres war es noch wärmer.
Treibhausgase und El Niño sorgen für hohe Temperaturen
Hintergrund der aktuellen Temperaturrekorde ist neben dem Ausstoß von Treibhausgasen durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas das Klimaphänomen El Niño. Dabei geht es um eine Erwärmung der oberen Wasserschichten im Pazifik vor Lateinamerika, die weltweit Folgen für das Wetter hat. El Niño hatte bereits das Jahr 2023 für Rekordwärme gesorgt, dieses Jahr ist es noch wärmer geworden.
Die Weltgemeinschaft hatte sich im Pariser Abkommen vorgenommen, den Temperaturanstieg deutlich unter zwei Grad zu halten, wenn möglich unter 1,5 Grad. Diese Marken beziehen sich auf langjährige Durchschnittswerte und nicht auf ein Überschreiten in einem einzelnen Jahr.
Pariser Abkommen lässt Staaten großen Spielraum
Klimaforscherinnen und -forscher rechnen jedoch damit, dass spätestens in der nächsten Dekade die 1,5 Grad-Marke dauerhaft überschritten wird, weil die Erderwärmung anhält. Johan Rockström, der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, hatte kürzlich von einer Beschleunigung des Trends zur Erwärmung gesprochen. Der Ausstoß von Treibhausgasen sei in den vergangenen Jahren weiter gestiegen, nun sehe es so aus, dass auch die Fähigkeit der Natur abnehme, CO2 aus der Luft aufzunehmen und damit die Erwärmung zu bremsen.
Das Pariser Abkommen lässt den einzelnen Staaten großen Spielraum bei der Festlegung ihrer Klimapolitik. Es gibt Ziele vor, ohne verbindlich die Maßnahmen zu nennen, die das Erreichen dieser Ziele sicherstellen. Die einzelnen Staaten reichen freiwillige Klimaschutz-Beiträge ein. In der Summe reichen sie aber bei weitem nicht aus, sodass ohne eine drastische Verschärfung der Anstrengungen ein Temperaturanstieg um 2,5 bis drei Grad zu erwarten ist. Bei der Klimakonferenz im nächsten Jahr in Brasilien sollen schärfere Klimaziele beschlossen werden.
Klimaschutzbemühungen zeigen Wirkung
Immerhin haben die Klimaschutzbemühungen der vergangenen Jahre schon für eine Verringerung des erwarteten Temperaturanstiegs gesorgt. Vor zehn Jahren hatten Fachleute noch mit einer Erwärmung um weit über drei Grad zum Ende des Jahrhunderts gerechnet.
Erforderlich ist vor allem ein kompletter Ausstieg aus der Verfeuerung von Kohle, Öl und Gas sowie ein Umbau von Industrie und Landwirtschaft. Letztere müsste die Fleischproduktion stark verringern sowie eine Überdüngung von Feldern vermeiden.