Erderwärmung
Das Weltklima lag 2024 erstmals über der 1,5 Grad-Grenze

2024 war das erste Jahr, in dem das globale Klima im Durchschnitt mehr als 1,5 Grad wärmer war als in vorindustriellen Zeiten. Damit ist es auch das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen. Was heißt das für das Klima?

Von Georg Ehring |
    Ein Luftbild eines Kohlekraftwerks mit qualmenden Schornsteinen
    Um den Klimawandel aufzuhalten, muss die Menschheit möglichst schnell vollständig aus der Verfeuerung von Kohle, Öl und Gas aussteigen (picture alliance / CFOTO)
    Laut dem EU-Erdbeobachtungs-Programm Copernicus lag die Temperatur im Jahr 2024 1,6 Grad höher als der geschätzte Mittelwert von 1850 bis 1900. Damit liegt die weltweite Durchschnittstemperatur zum ersten Mal um mehr als 1,5 Grad über dem Niveau des vorindustriellen Zeitalters.
    Laut Copernicus-Direktor Carlo Buontempo ist jeder Monat im Jahr 2024 der wärmste oder zweitwärmste jeweilige Monat seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Dass 2024 diesen traurigen Rekord aufstellen würde, hatte sich zum Ende des Jahres bereits angedeutet.

    Treibhausgase und El Niño sorgen für hohe Temperaturen

    Hintergrund der aktuellen Temperaturrekorde ist neben dem Ausstoß von Treibhausgasen durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas das Klimaphänomen El Niño. Dabei handelt es sich um eine Erwärmung der oberen Wasserschichten im Pazifik vor Lateinamerika, die weltweit Folgen für das Wetter hat. El Niño hatte bereits im Jahr 2023 für Rekordwärme gesorgt, 2024 wurde noch wärmer. 
    Die Weltgemeinschaft hatte sich im Pariser Abkommen vorgenommen, den Temperaturanstieg deutlich unter zwei Grad zu halten, wenn möglich unter 1,5 Grad. Diese Marken beziehen sich auf langjährige Durchschnittswerte und nicht auf ein Überschreiten in einem einzelnen Jahr.

    Pariser Abkommen lässt Staaten großen Spielraum

    Klimaforscherinnen und -forscher rechnen jedoch damit, dass spätestens in der nächsten Dekade die 1,5 Grad-Marke dauerhaft überschritten wird, weil die Erderwärmung anhält. Johan Rockström, der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, hatte kürzlich von einer Beschleunigung des Trends zur Erwärmung gesprochen. Der Ausstoß von Treibhausgasen sei in den vergangenen Jahren weiter gestiegen. Nun sehe es so aus, dass auch die Fähigkeit der Natur abnehme, CO2 aus der Luft aufzunehmen und damit die Erwärmung zu bremsen.
    Das Pariser Abkommen lässt den einzelnen Staaten großen Spielraum bei der Festlegung ihrer Klimapolitik. Es gibt Ziele vor, ohne verbindlich die Maßnahmen zu nennen, die das Erreichen dieser Ziele sicherstellen. Die einzelnen Staaten reichen freiwillige Klimaschutz-Beiträge ein. In der Summe reichen sie aber bei weitem nicht aus, sodass ohne eine drastische Verschärfung der Anstrengungen ein Temperaturanstieg um 2,5 bis drei Grad zu erwarten ist. Bei der Klimakonferenz im nächsten Jahr in Brasilien sollen schärfere Klimaziele beschlossen werden.

    Klimaschutzbemühungen zeigen Wirkung

    Immerhin haben die Klimaschutzbemühungen der vergangenen Jahre schon für eine Verringerung des erwarteten Temperaturanstiegs gesorgt. Vor zehn Jahren hatten Fachleute noch mit einer Erwärmung um weit über drei Grad zum Ende des Jahrhunderts gerechnet. 
    Erforderlich ist vor allem ein kompletter Ausstieg aus der Verfeuerung von Kohle, Öl und Gas sowie ein Umbau von Industrie und Landwirtschaft. Letztere müsste die Fleischproduktion stark verringern sowie eine Überdüngung von Feldern vermeiden.