200 Millionen Euro umfassen die vom Bund aufgelegten Coronahilfen für den Profisport. Das Geld, sagte Bundesinnenminster Horst Seehofer vor einigen Wochen, solle dem Leistungssport als wichtige Stütze in der Pandemie dienen. Nun aber ist die Aufregung im Handball, Basketball und Volleyball groß. Klubverantwortliche kritisieren, dass die eigentliche Idee des Programms, nämlich die Kompensation der entgangenen Ticketing-Erlöse, für verantwortungsvoll handelnde Kaufleute in Frage stehe.
Der Aufsichtsratsvorsitzende des Handball-Rekordmeisters THW Kiel, Marc Weinstock, echauffiert sich jedenfalls über die Vergabe-Richtlinien des Bundesverwaltungsamtes, wonach nur diejenigen Klubs in den Genuss der Zuschüsse kämen, die tatsächlich auch Verluste schrieben: "Wir haben die Bundesmittel so verstanden, dass der Bund sagt: Wir helfen Euch, wenn Ihr weniger Tickets verkauft habt. Tatsächlich stellt der Bund aber ab darauf, dass man insgesamt auch Verluste gemacht haben muss und schreibt auch in einer Antwort an einen Profiverein, dass kluges wirtschaftliches Handeln nicht belohnt werden soll. Das finde ich unfair, weil damit werden die Leute belohnt, die nicht rechtzeitig angefangen haben, Sparmaßnahmen einzuleiten."
Bei diesem Profiverein handelt es sich nach Deutschlandfunk-Informationen um den Basketball-Bundesligisten Skyliners Frankfurt. Das Bundesinnenministerium konnte sich zu diesem Sachverhalt nicht kurzfristig erklären.
Der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, Frank Bohmann, erklärte gegenüber dem Deutschlandfunk, seiner Kenntnis nach würden die Vergabe-Richtlinien des Bundes derzeit aktualisiert. Bohmann geht davon aus, dass künftig nicht nur Profiklubs, sondern auch Dachverbände wie der Deutsche Volleyball-Verband antragsberechtigt sind. Wie viel Geld am Ende tatsächlich bei den Klubs ankommt, scheint derzeit jedoch offen. Der THW Kiel werde sich angesichts drohender Rückzahlungsforderungen jedenfalls genau überlegen, die Bundeshilfen in Anspruch zu nehmen, so Weinstock: "Wir werden Mittel beantragen: Dann ist die Frage, ob wir sie bekommen. Und die nächste Frage ist: Nehmen wir sie überhaupt an?"