"Die Plätze sind jetzt bald fertig. Also wir könnten nächste Woche Tennis spielen, sag ich mal."
Neues rotes Ziegelmehl liegt schon auf den Tennisplätzen der Sportgemeinschaft der Leipziger Verkehrsbetriebe. Gewalzt wurde hier und da auch schon, aber gespielt werden darf vorerst nicht. Obwohl sich Tennisspielerinnen und Spieler in der Regel auf 20 Meter Entfernung gegenüber stehen. Sprich, eine Infektion wäre doch eher unwahrscheinlich. Steffen Fiedler ist Tennislehrer im Verein.
"Verständnis habe ich aber auf jeden Fall, weil ich ja nicht nur auf dem Tennisplatz stehe, sondern weil man sich danach ja dann doch ganz gerne man zusammensetzt und das nicht immer zu kontrollieren ist." Vereinsgeschäftsführer Tobias Froebl achtet darauf, dass alle Vorschriften eingehalten werden: "Wir sind auf die Anweisungen von den Ämtern angewiesen und den folgen wir auch. Wir haben keinerlei Ahnung und wir gehen auch keinerlei Spekulationen ab, weil es ändert sich ja täglich die Situation, dynamische Zeit nennt man das ja."
Große Unterschiede zwischen den Sportarten
Eine Exitstrategie raus aus dem Stillstand gibt es beim SVG, wie in vielen anderen Vereinen, noch nicht. Froebl bleibt vage: "Es gibt sicher im Kinder und Nachwuchsbereich größere Probleme, die Hygienestandards und Abstandsregelungen einzuhalten, wie im Erwachsenensport, ganz klar. Man muss auch die Sportarten unterscheiden zwischen Individualsportarten, wie Tennis und Mannschaftssportarten wie Fußball."
Sportarten, in denen sich Spielerinnen und Spieler eben sehr nahe kommen. Das bei Lockerungen zukünftig von Fall zu Fall unterschieden werden kann, hofft auch Trainer Steffen Fiedler. "In der Tschechei ist Tennis und Golf wieder erlaubt. Und das ist ja unser Nachbarland und deshalb hoffe ich, dass wir auch bald wieder loslegen."
In Tschechien ist das Tragen eines Mundschutzes in der Öffentlichkeit Pflicht, also auch beim Golfen und beim Tennisspielen. Könnte das eine Möglichkeit sein, beim Sport Infektionen zu vermeiden? Die niedergelassene Sportärztin Jeanette Müller Pfeil aus Leipzig rät davon ab: "Das ist unangenehm, da fehlt einem einfach der Sauerstoff, ganz ehrlich gesagt. Also die Masken, die jetzt nicht diesen hohen Schutz haben, die sind relativ durchlässig, die bieten aber auch keinen großen Schutz, also ich finde schon, dass man ein bisschen zu wenig Sauerstoff bekommt, den ich beim Sport aber brauche."
Medizinerin ist skeptisch
Jeanette Müller-Pfeil ist auch Läuferin und Golferin in ihrer Freizeit und trotzdem dafür, dass Vereinsleben und gemeinsamer Sport noch so lange wie nötig auszusetzen. Die Medizinerin vertraut auf die Expertise des Robert-Koch-Instituts. Sie geht davon aus, dass Ausnahmen mit schwer kalkulierbaren Risiken verbunden. "Auf dem Tennisplatz wäre es zum Beispiel so, weil man dieselben Bälle anfasst, das ist schon wieder ein Problem. Man müsste sich dann schon ein paar Sachen ausdenken, ein paar Tricks, um diesen Sport auszuüben."
Der ehemalige Biathlet und Arzt Jan Wüstenfeld betreut Athletinnen und Athleten in der Sportmedizinischen Ambulanz des Leipziger Olympiastützpunktes. Schutzmaßnahmen im Breitensport hält auch er für wenig wirksam oder schlicht nicht umsetzbar. "Bei Spitzensportlern sieht das natürlich anders aus, die sind natürlich auch besser unter Kontrolle bei uns und wir haben ein besseres Auge auf die." Spitzensportlerinnen beobachten ihren Körper häufig sehr genau. Physische Auffälligkeiten: Erhöhte Temperatur oder Abgeschlagenheit fallen also schneller auf. Darauf will man sich am Olympiastützpunkt in Leipzig aber nicht verlassen.
Kadersportler nutzen Antikörpertests
Bevor das Training wieder losgeht, sollen die Athletinnen genau untersucht werden, sagt Wüstenfeld "Es gibt aktuell ein Empfehlungsschreiben vom Deutschen Olympischen Sportbund bezogen auf die Kadersportler, insbesondere die Nationalmannschaften. Wo zum einen ein sehr dezidierter Fragebogen zunächst ausgefüllt werden soll von den Sportlern, um ein eventuelles Infektionsrisiko, oder stattgehabte Infektion zu eruieren. Wenn dort irgendwie Zweifel bestehen, werden wir ihn natürlich intensiv untersuchen, wir werden Entzündungsparameter im Blut bestimmen, seit Neuestem haben wir jetzt auch einen Antikörpertest."
So will man feststellen, ob Athletinnen und Athleten möglicherweise schon immun sind gegen das Virus. Diese Art von Überwachung mit riesigem Aufwand, im Breitensport kaum vorstellbar und von vielen möglicherweise auch nicht gewollt. Denn für die meisten ist Sport ein vergnügliches Hobby. Von Seiten der sächsischen Landesregierung gibt es bisher keine Angaben, wann die öffentlichen Sportanlagen wieder freigegeben werden. Vorsorglich bleiben deshalb die Tennisnetze des SVG Leipzig also im Winterlager. Weil sich ansonsten einige Mitglieder nicht zurückhalten könnten, glaubt Trainer Fiedler: "Das dürfen wir allerdings wirklich erst machen, wenn es wieder losgehen darf, sonst spielen dann welche heimlich, nachts."