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Dritter Corona-Herbst
Welche Empfehlungen es zur Impfung von Kindern gibt

Bei Kindern und Jugendlichen steigen die Inzidenzen im dritten Corona-Herbst leicht an – auch weil sie sich in Kitas und Schulen wieder mehr in Innenräumen aufhalten. Wie gefährlich ist eine Coronainfektion für sie und wie gut schützt eine Impfung?

22.09.2022
Ein Junge hat ein Pflaster auf seinem Oberarm nach dem er mit dem BioNTech/Pfizer Impfstoff für Kinder geimpft wurde
In Deutschland sind weniger als ein Drittel der Kinder und Jugendlichen nach den STIKO-Empfehlungen geimpft (picture alliance / Leon Kuegeler)
Wie häufig erkranken Kinder und Jugendliche an Corona – und wenn, wie schwer?
Wie gut schützen Impfungen Kinder und Jugendliche?
Was empfiehlt die STIKO für Kinder und Jugendliche?
Welche Empfehlungen gelten in anderen Ländern?
Kommt ein Impfstoff für Unter-Fünf-Jährige auch in Europa?

Wie häufig erkranken Kinder und Jugendliche an Corona – und wenn, wie schwer?


Kinder und Jugendliche infizieren sich zwar genauso häufig wie Erwachsene, aber sie geben das Virus seltener weiter und vor allem erkranken sie nicht so schwer. Dennoch sind laut einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit 60.000 Kinder und Jugendliche an Corona gestorben. Gerade Kleinkinder müssen laut einer Statistik des Robert-Koch-Instituts RKI häufiger ins Krankenhaus als Schulkinder, erholen sich aber meist schnell. Rund vier von 100.000 infizierten Kindern und Jugendlichen entwickeln in der Omikron-Welle auch das Entzündungssyndrom PIMS. Und auch in dieser Altersgruppe gibt es Long Covid. Das Risiko ist aber geringer als bei Erwachsenen; laut Aussagen der WHO liegt es in der Größenordnung von anderen Krankheiten, gegen die geimpft wird, wie beispielsweise Hirnhautentzündungen.

Wie gut schützen Impfungen Kinder und Jugendliche?

Generell sind die Impfungen auch für Kinder gut verträglich, und sie wirken: Geimpfte Kinder stecken sich seltener an, und Daten aus den USA zeigen, dass sie nur halb so häufig ins Krankenhaus müssen. Bei Geimpften treten nur ein Zehntel der – insgesamt sehr seltenen – PIMS-Fälle auf. Auch gegen Long Covid bei Kindern scheint die Impfung einen gewissen Schutz zu bieten, bei dieser Frage ist die Datenlage allerdings noch dünn.

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Was empfiehlt die STIKO für Kinder und Jugendliche?

Die Ständige Impfkommission STIKO staffelt die Empfehlungen nach Altersgruppen:

  • Kinder von fünf bis zwölf Jahren sollen eine Impfung mit verringerter Dosis erhalten.
  • Zwölf- bis 18-Jährige zwei Dosen des Erwachsenenimpfstoffs, also die volle Grundimmunisierung.
  • Wenn bestimmte Grunderkrankungen vorliegen wie Diabetes, Asthma, Herz- und Kreislaufleiden, sollte eine zusätzliche Dosis gegeben werden. Das gilt auch für Kinder mit sehr engem Kontakt zu Risikopersonen in der Familie.
Auch Kinder und Jugendliche, die sich bereits mit Corona infiziert haben, sollten geimpft werden. Aktuell sind aber nur gut 20 Prozent der Kinder im Grundschulalter wie empfohlen einmal geimpft. Bei den Jugendlichen sind dagegen 70 Prozent grundimmunisiert. Die STIKO betont, dass Schulschließungen erhebliche Gesundheitsprobleme verursachen. Auch deshalb seien Impfungen und zudem Hygienekonzepte in den Schulen entscheidend.


Welche Empfehlungen gelten in anderen Ländern?

Großbritannien empfiehlt gar keine Corona-Impfung für Kinder, genauso wie Dänemark. Ganz anders in den USA, da sind die mRNA-Impfstoffe schon für Kinder ab sechs Monaten zugelassen. Die Centers of Disease Control and Prevention (CDC) empfehlen, alle Kinder ab diesem Alter sollten vollständig geimpft werden, die älteren auch einen Booster erhalten. Die Zulassung in den USA erfolgte allein auf Basis der guten Antikörperantwort.

Kommt ein Impfstoff für Unter-Fünf-Jährige auch in Europa?

Datenerhebungen in Deutschland zeigen, dass das Risiko für eine Krankenhauseinweisung bei Kleinkindern etwas höher als bei älteren Kindern ist. Es ist damit zu rechnen, dass die Impfung für diese Altersgruppe auch in Europa kommt. Die Impfstoffe von Moderna und BioNTech werden bereits von der EMA für Kinder unter fünf Jahren geprüft; mit einer Entscheidung der EMA wird im Oktober 2022 gerechnet. Die STIKO diskutiert bereits über eine Empfehlung.
Quelle: Volkart Wildermuth