Die STIKO hat "nach sorgfältiger Abwägung aller verfügbaren wissenschaftlichen Daten" ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisiert.
- Kinder mit Vorerkrankungen sollen weiterhin eine Grundimmunisierung mit zwei Impfungen sowie eine Auffrischimpfung erhalten.
- Gesunde Kinder sollen eine Grundimmunisierung mit zwei Impfstoffdosen bekommen, wenn sich in ihrem Umfeld enge Kontaktpersonen mit hohem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf befinden, die durch eine Impfung selbst nicht sicher geschützt werden können.
- Zusätzlich empfiehlt die STIKO allen anderen Kindern zunächst nur eine COVID-19- Impfstoffdosis.
Die Kinder sollen bevorzugt mit dem Biontech-Impfstoff geimpft werden (10 Mikrogramm). Möglich ist aber auch das Vakzin von Moderna für Kinder zwischen sechs und elf Jahren (50 Mikrogramm).
Warum hat die STIKO ihr Empfehlung geändert?
Es gibt keine bahnbrechende neue Studie, aber es gibt inzwischen Erfahrungen aus den USA. Dort sind zehn Millionen Kinder in der Altersgruppe fünf bis elf geimpft worden. Auch aus Deutschland liegen Daten vor. Hier sind mittlerweile etwa eine Million Kinder geimpft worden. Diese Daten wurden für die Empfehlung ausgewertet.
Die STIKO spricht diese Impfempfehlung laut eigener Aussage vorsorglich aus, weil ein erneuter Anstieg von Corona-Infektionen im kommenden Herbst und Winter zu erwarten ist. Eltern soll damit frühzeitig eine Handlungsempfehlung gegeben werden, damit sie ihre Kinder impfen lassen können, bevor es dann möglicherweise im Herbst eine neue Welle gibt.
Hat sich die Risikoabwägung geändert?
Die Frage bei Impfempfehlungen lautet immer: Überwiegt der Nutzen der Impfung das Risiko von möglichen Nebenwirkungen? Diese Abwägung ist bei kleinen Kindern sehr schwierig, weil sie nur sehr selten schwer erkranken.
Die STIKO habe alle verfügbaren Studiendaten sorgfältig geprüft und sich mit der Entscheidung Zeit gelassen, um weitere Daten zu sammeln, sagte Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, dem Dlf. Er ist auch Vertreter im Corona-Expertenrat der Bundesregierung. Die Studienlage sei nicht perfekt, unter anderem weil die Daten hauptsächlich aus den USA stammen. Dort sind die Voraussetzungen andere: Mehr Kinder haben Vorerkrankungen und das Gesundheitssystem unterscheidet sich von dem deutschen.
Aber zum Beispiel kam eine Myokarditis, eine Herzmuskelentzündung, in der Gruppe der Fünf- bis Elfjährigen nicht gehäuft vor. Bei jungen Männern war sie dagegen zum Teil im Zusammenhang einer Impfung aufgetreten. Die Empfehlung der STIKO, Kinder einmal zu impfen, sei gut überlegt und eine "weise Entscheidung", erklärte Dötsch.
Auch der Impfexperte Leif Erik Sander von der Berliner Charité sieht das so. Man habe verschiedene Standpunkte vereint und sei zu einer vernünftigen Entscheidung gekommen. Diese war einstimmig. Es hat allerdings lange gedauert und es sieht so aus, als sei die Empfehlung ein Kompromiss gewesen, weil das Risiko für eine Herzmuskelentzündung mit jeder weiteren Impfung zunimmt.
Auch der Impfexperte Leif Erik Sander von der Berliner Charité sieht das so. Man habe verschiedene Standpunkte vereint und sei zu einer vernünftigen Entscheidung gekommen. Diese war einstimmig. Es hat allerdings lange gedauert und es sieht so aus, als sei die Empfehlung ein Kompromiss gewesen, weil das Risiko für eine Herzmuskelentzündung mit jeder weiteren Impfung zunimmt.
Warum sollen die Kinder nur einmal geimpft werden?
Weil schon viele Kinder in dieser Altersgruppe die Infektion durchgemacht haben oder bereits geimpft wurden, geht man davon aus, dass Kinder in dieser Altersgruppe einen gewissen Immunschutz haben. Daher hat die STIKO entschieden, dass es ausreicht, Kinder nur einmal zu impfen - am besten frühestens drei Monate nach einer durchgemachten Infektion.
Aus Studien weiß man: Eine Impfung plus durchgemachte Infektion bietet einen sehr guten Schutz vor einem schweren Verlauf. Diese "hybride Immunität" schützt offenbar sogar besser vor einem schweren Verlauf als eine doppelte Impfung. Erste Daten zeigen, dass das auch bei Kindern der Fall ist.