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Rückkehr von Sportlern nach Corona
Sportmediziner: "Hohe Verantwortung für die Mannschaftsärzte"

Bei der Handball-EM gibt es immer mehr Coronafälle. Davon betroffen ist auch die deutsche Auswahl. Die Spieler, bei denen die Infektion weitgehend symptomlos verläuft, hoffen auf eine baldige Rückkehr in das Turnier. Das ist sogar möglich, erklärt Sportmediziner Wilhelm Bloch - er rät aber zur Vorsicht.

Wilhelm Bloch im Gespräch mit Marina Schweizer |
Die Spieler der deutschen Handball-Nationalmannschaft singen Arm in Arm die Nationalhymne vor dem EM-Spiel gegen Spanien
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der EM viele Coronafälle zu beklagen (picture alliance / Marco Wolf)
Sportmediziner Wilhelm Bloch von der Deutschen Sporthochschule in Köln hält die Rückkehr von Spielern, die sich jüngst mit dem Coronavirus infiziert haben, in das laufende Turnier prinzipiell für möglich. "Grundsätzlich haben wir ja dazu auch klare Richtlinien gegeben und gesagt, dass man im Prinzip nach einer Infektion 14 Tage wartet, dann testet und dann langsam aufbaut."
Aktuell sei man aber in einer anderen Situation: Spieler seien geimpft, teils geboostert, dazu sei die aktuelle Virusvariante zwar ansteckender, aber nach jetzigem Wissen eher milder. "Trotzdem ist es so, dass wir immer die Gesundheit des Spielers in den Vordergrund stellen müssen. Dann können wir vielleicht eine Kürzung im Prinzip der Schonfrist, der Karrenzfrist machen."

Freigabe nach Quarantäne durch die Mannschaftsärzte

Ein Spieler, der asymptomatisch und doppelt geimpft sei, könne sich nach der Quarantänezeit raustesten. "Wir gehen dann insgesamt von Minimum sieben Tagen aus." Danach müsse aber unbedingt eine sorgfältige sportmedizinische Untersuchung erfolgen, bevor es eine Freigabe gebe. Dann müsse der Spieler noch drei, vier Tage Belastungstraining machen und erst danach könnte er wieder in den Wettkampfbetrieb einsteigen.
Bloch erklärte, dass mittlerweile alle Mannschaftsärzte die Situation so gut erkannt hätten, dass sie höchstmögliche Sorgfalt walten ließen. "Es ist eine hohe Verantwortung für die Mannschaftsärzte. Ich würde da jedem meiner Kollegen auch zutrauen, dass er das sehr sorgfältig abwägt und auch das Gesundheitsrisiko abwägt."
Die Zunahme von bekannten Herzmuskelentzündungen bei Sportlern sieht Bloch analog zur Zunahme der Corona-Infektionen. "Wir können ganz klar sagen: Die Infektionen sind das Hauptrisiko für eine Herzmuskelentzündung. Das können wir bisher ganz gut für alle die Varianten abschätzen, bis zur Delta Variante. Bei der Omikron-Variante würde ich mich jetzt nicht trauen, eine Aussage zu machen, wie häufig Herzmuskelentzündungen sind. Ich würde es nicht auf irgendwelche Impfungen zurückführen, sondern das ist im Prinzip das Risiko der Infektion."