Der Epidemiologe Hajo Zeeb von der Universität Bremen will vorbereitet sein auf das, was kommt: "„Man darf sich nicht an den unvollständigen Zahlen aufhalten und sagen: Ok, wir warten, bis sich das genauer darstellt. Das hilft uns nicht weiter, wir müssen auch sehen, was passiert.“
Um das zu tun, schaut sich der Experte jetzt die vorhandenen Daten an und versucht, daraus möglichst viele Informationen über die Omikron-Variante zu gewinnen. Das geht in Deutschland derzeit nicht so gut, da die Variante – noch – relativ selten ist. Daher blickt Hajo Zeeb gerade genau auf Länder wie das Vereinigte Königreich oder Belgien, wo die neue Variante schon länger da ist.
Um das zu tun, schaut sich der Experte jetzt die vorhandenen Daten an und versucht, daraus möglichst viele Informationen über die Omikron-Variante zu gewinnen. Das geht in Deutschland derzeit nicht so gut, da die Variante – noch – relativ selten ist. Daher blickt Hajo Zeeb gerade genau auf Länder wie das Vereinigte Königreich oder Belgien, wo die neue Variante schon länger da ist.
Der Blick ins Ausland ist hilfreich
Ihn interessiert zum Beispiel, warum die Infektionszahlen bei Omikron so viel schneller steigen: „Ist das so, weil das infektiöser ist oder weil man Hinweise darauf hat, dass dieser Immune-Escape stattfindet - also die Omikron-Variante einen vorhandenen Immunschutz umgeht? Welcher Anteil ist was davon? Danach gucke ich, aber es gibt so ein paar Hinweise darauf, dass es eine solide Mischung aus beidem ist.“
Die Details kann Hajo Zeeb überhaupt nur untersuchen, weil die Briten täglich neue Zahlen zu den Omikron-Verdachtsfällen melden. Helmut Küchenhoff vom statistischen Beratungslabor der Universität München wünscht sich deshalb auch in Deutschland nach Virus-Varianten aufgelöste Inzidenzzahlen. Denn die unterschiedlichen Varianten des Virus, die derzeit kursieren, breiten sich unterschiedlich schnell aus. Wenn sie in einem Inzidenz-Wert zusammengefasst sind und man nicht weiß, welchen Anteil welche Variante hat, dann kann man auch den tatsächlichen Einfluss der Varianten auf das Infektionsgeschehen nicht beurteilen.
Die Details kann Hajo Zeeb überhaupt nur untersuchen, weil die Briten täglich neue Zahlen zu den Omikron-Verdachtsfällen melden. Helmut Küchenhoff vom statistischen Beratungslabor der Universität München wünscht sich deshalb auch in Deutschland nach Virus-Varianten aufgelöste Inzidenzzahlen. Denn die unterschiedlichen Varianten des Virus, die derzeit kursieren, breiten sich unterschiedlich schnell aus. Wenn sie in einem Inzidenz-Wert zusammengefasst sind und man nicht weiß, welchen Anteil welche Variante hat, dann kann man auch den tatsächlichen Einfluss der Varianten auf das Infektionsgeschehen nicht beurteilen.
Inzidenzzahlen für einzelne Virus-Varianten liefern mehr Durchblick
Hätte man eine Auflösung nach Varianten und wüsste, das ist die Steigerungsrate von Omikron, das ist die Steigerungsrate von Delta, würde man klarer sehen, sagt Helmut Küchenhoff: "Dann kann ich besser extrapolieren und die Lage beurteilen. Das ist eine vernünftige Strategie, sich das getrennt anzuschauen.“
Doch für Deutschland liegen diese Daten nicht vor. Helmut Küchenhoff würde sich zudem Zahlen zu den Impfdurchbrüchen in Krankenhäusern wünschen, um Omikron besser zu beurteilen. Diese Daten wiederum sollten eigentlich gemeldet werden, sind aber unvollständig. Seiner Meinung nach sollte man jetzt vor allem auf die Zahl der Corona-Krankenhauseinweisungen schauen: „Wir sind der Meinung, dass der Hospitalisierungsindikator wichtiger wird bei Omikron, weil man bei Omikron die Unsicherheit hat, dass man nicht weiß, wie schwer die Verläufe sind im Vergleich zu der Inzidenz.“ Denn die Hospitalisierungsinzidenz ist nicht von einer Dunkelziffer betroffen und bildet die Belastung für das Gesundheitssystem und die Bevölkerung ab, sagt der Statistiker. Wahr ist aber auch: Sie hinkt der Realität wegen der Art, wie sie erfasst wird, und der langen Meldewege teilweise um Wochen hinterher.
Doch für Deutschland liegen diese Daten nicht vor. Helmut Küchenhoff würde sich zudem Zahlen zu den Impfdurchbrüchen in Krankenhäusern wünschen, um Omikron besser zu beurteilen. Diese Daten wiederum sollten eigentlich gemeldet werden, sind aber unvollständig. Seiner Meinung nach sollte man jetzt vor allem auf die Zahl der Corona-Krankenhauseinweisungen schauen: „Wir sind der Meinung, dass der Hospitalisierungsindikator wichtiger wird bei Omikron, weil man bei Omikron die Unsicherheit hat, dass man nicht weiß, wie schwer die Verläufe sind im Vergleich zu der Inzidenz.“ Denn die Hospitalisierungsinzidenz ist nicht von einer Dunkelziffer betroffen und bildet die Belastung für das Gesundheitssystem und die Bevölkerung ab, sagt der Statistiker. Wahr ist aber auch: Sie hinkt der Realität wegen der Art, wie sie erfasst wird, und der langen Meldewege teilweise um Wochen hinterher.
Nowcasts sollen den Meldeverzug umschiffen
Um dieses Problem zu umgehen, berechnen Helmut Küchenhoff und seine Kollegen so genannte Nowcasts: Modelle, die die tatsächliche, aktuelle Hospitalisierungsrate schätzen. Die funktionieren bisher fast perfekt. Aber wird das angesichts von Omikron so bleiben? Helmut Küchenhoff ist optimistisch: „Das Modell ist flexibel. Es hat Trends drinnen und deswegen sind wir optimistisch, dass wir das auch bei Omikron mit unseren Modellen ziemlich gut hinkriegen werden.“
Der Nowcast ist viel aktueller als die nackten Zahlen zur Hospitalisierung. Dennoch berufen sich Regierungschefs bei ihren Entscheidungen oft auf diese nackten Zahlen. Zuletzt etwa im November, als die Bund-Länder-Runde Corona-Maßnahmen davon abhängig machte. Es zeigt sich: Die Indikatoren, die die Wissenschaftler berechnen sind nur dann etwas wert, wenn sie auch in der öffentlichen Diskussion und in den politischen Entscheidungen berücksichtigt werden.
Der Nowcast ist viel aktueller als die nackten Zahlen zur Hospitalisierung. Dennoch berufen sich Regierungschefs bei ihren Entscheidungen oft auf diese nackten Zahlen. Zuletzt etwa im November, als die Bund-Länder-Runde Corona-Maßnahmen davon abhängig machte. Es zeigt sich: Die Indikatoren, die die Wissenschaftler berechnen sind nur dann etwas wert, wenn sie auch in der öffentlichen Diskussion und in den politischen Entscheidungen berücksichtigt werden.