Karateka Lena Mikulic
Long Covid: Karriereende wegen Corona?

Die ehemalige deutsche Vizemeisterin im Karate, Lena Mikulic, war auf dem Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere. Dann veränderte eine Coronainfektion ihr Leben dramatisch. Was als milde Erkrankung begann, führte zu schwerwiegenden Spätfolgen.

Lena Mikulic im Gespräch mit Astrid Rawohl |
«Universitätsklinikum Ulm» steht auf einem Schild neben der Klinik geschrieben.
An der Universitätsklinik Ulm wurde Karate-Kämpferin Lena Mikulic geholfen. (picture alliance / dpa / Christoph Schmidt)
Lena Mikulic war Leistungssportlerin, wurde für die Europameisterschaft nominiert und lebte für den Wettkampfsport - bis das Coronavirus im Oktober 2020 ihr Leben grundlegend veränderte: Die Erkrankung brachte in der Folge nicht nur körperliche Beschwerden, sondern auch neurologische und psychische Herausforderungen mit sich.
„Die Krankheit begann mild“, erinnert sich Mikulic. Doch nur wenige Wochen später erlitt sie eine halbseitige Gesichtslähmung - ein Symptom, das damals kaum mit Covid-19 in Verbindung gebracht wurde. Weitere gesundheitliche Probleme folgten: Schlafstörungen und extreme Erschöpfung.
"Ich habe vom Spazierengehen zum Beispiel Fieber bekommen. Ich konnte nach Trainingseinheiten drei Tage lang nicht mehr aufstehen, also drei Tage lang mein Bett nicht verlassen." Schließlich kam die Diagnose einer Myoperikarditis – eine Herzmuskelentzündung mit Flüssigkeitsansammlungen im Herzbeutel.

Pflegefall für über ein Jahr

Für die einstige Spitzensportlerin war dies ein schwerer Schlag. „Ich konnte meinen Alltag nicht mehr bewältigen“, sagt Mikulic. Unterstützung durch ihre Familie wurde in dieser Zeit lebensnotwendig. "Ich war rückblickend definitiv ein Pflegefall über ungefähr ein Jahr."
Die einstige Spitzenathletin war über ein Jahr ans Bett gefesselt und musste lernen, mit den Grenzen zu leben, die die Krankheit ihr setzte. „Es war schwer zu akzeptieren, dass ich nicht dagegen ankämpfen kann“, so Mikulic. Besonders belastend waren die Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, die selbst einfache und seit Jahrzehnten eingeübte Aufgaben schwierig machten, "weil ich mir die Abfolgen von Schlägen, die ich mache, seit ich sechs Jahre alt bin, nicht mehr merken konnte."

Psychische und physische Unterstützung durch Uniklinik Ulm

Dank der Unterstützung ihrer Familie und der Betreuung durch den Long-Covid-Experten Professor Jürgen Steinacker von der Universitätsklinik Ulm erhielt Mikulic eine gezielte Therapie, die ihr half, erste Fortschritte zu machen. "Ihm bin ich extrem dankbar, weil er mir egal, wie schlecht es mir ging, versucht hat, immer Hoffnung zu geben und mir auch das Gefühl vermittelt hat, dass ich verstanden werde." Das sei nicht selbstverständlich gewesen bei anderen Ärzten.
Die Herzmuskelentzündung hat ingesamt ein Jahr gedauert, doch man könne noch nicht davon sprechen, dass sie selbst komplett geheilt sei, betont Mikulic: "Ich habe zum Beispiel auch immer noch ein schwaches Herz, und es kann auch so bleiben. Und ich nehme täglich wahrscheinlich so um die 30 Tabletten."
Heute schöpft Mikulic Kraft aus neuen Zielen - auch im Sport. Neben ihrer Hoffnung, 2025 wieder an Wettkämpfen teilnehmen zu können, setzt sie sich für die Aufklärung über Post Covid ein. In ihrer Bachelorarbeit beschäftigte sie sich mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Krankheit und der Rolle der Medien bei der Sensibilisierung. „Es ist wichtig, dass Betroffene gehört werden und die Erkrankung ernst genommen wird“, betont Mikulic.