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Corona-Lockdown für Breitensport
"Sport verdient eine andere Wertschätzung"

"Ich bedauere sehr, dass der Amateur- und Vereinssport wieder eingestellt wird", sagte Alfons Hölzl im Dlf. Der Präsident des Deutschen Turner-Bundes betonte die besondere Rolle des Breitensports in der Gesellschaft - weshalb ein Verbot aus seiner Sicht auch "eine besondere Begründung" erfordere.

Alfons Hölzl im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Fußballschuhe liegen auf dem Rasen.
Kicken im Verein - im November verboten. Das Vereinsportverbot ist Teil der zuletzt beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie. (dpa / picture alliance / Malte Christians)
Grundsätzlich akzeptiere er die jüngsten Entscheidungen zur Eindämmung der Coronapandemie, erklärte Alfons Hölzl in der Sendung "Sport am Sonntag". "Wir kommen unserer gesellschaftlichen Verantwortung auch jetzt während des Lockdowns im November nach", betonte der Präsident des Deutschen Turner-Bundes - fügte jedoch ein großes Aber an: Die Entscheidung, den Amateur- und Vereinssport im November wieder einzustellen, bedauere er sehr, so Hölzl.
Ihn störe daran zum einen, dass der Breitensport in der gemeinsamen Entscheidung von Bund und Ländern pauschal zur Kategorie der "Freizeit-Einrichtungen" gezählt werde. Seiner Meinung nach verdiene der Sport "eine andere Wertschätzung", da ihm in unserer Gesellschaft eine besondere Rolle zukomme: "Er ist nicht nur Spaßbetrieb, er ist Bestandteil unserer Bildung, er ist Kulturgut", erklärte Hölzl. "Von daher stellt sich schon grundsätzlich die Frage, wie hier ein Eingriff in das Grundrecht begründet wird."
Amateurhandballspiel des SG Groß-Umstadt/Habitzheim.
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Zweifel an Verhältnismäßigkeit
Zudem bezweifelte Hölzl, ob ein Verbot des Vereinssports für die Eindämmung der Pandemie "überhaupt geeignet" sei und verwies auf fehlende valide Daten zur Frage, in welchem Maße Begegnungen im Breiten- und Vereinssport zum aktuellen Infektionsgeschehen beitragen. Eine aktuelle Deutschlandfunk-Recherche dazu hat gezeigt, dass es in Sportvereinen in den letzten Monaten durchaus zu Infektionsausbrüchen gekommen ist. Die Gesundheitsministerien mehrerer Bundesländer betonten zudem gegenüber dem Dlf, der Amateursport könne nicht mehr als Bereich mit erhöhtem Infektionsrisiko ausgeschlossen werden, da nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 75 Prozent der Infektionen nicht mehr zugeordnet werden können.
Aus Hölzls Sicht müsse man trotzdem fragen, ob es neben einem Ausübungsverbot nicht "ein milderes, gleich wirksames Mittel" gebe. Zumindest für Kinder und Jugendliche wünsche er sich Ausnahmen wie etwa in Berlin, wo geplant ist, dass Kinder bis zwölf Jahre weiter im Verein Sport treiben dürfen. Die Forschung habe schließlich genügend Belege dafür, wie schädlich andauernder Bewegungsmangel gerade für Kinder und Jugendliche sei. Hölzl verwies auch auf die höhere Gefahr, Opfer von häuslicher Gewalt zu werden, wenn Sport- und Freizeitmöglichkeit nur noch stark eingeschränkt zur Verfügung stehen.