Pressemitteilungen der EKD, der Evangelischen Kirche in Deutschland, und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz - sie ploppen normalerweise fast immer gleichzeitig auf. Die beiden großen Volkskirchen sprechen sich ab und beziehen gemeinsame Positionen zu allen möglichen Fragen. Jetzt war es anders. Mittwoch um kurz vor 19 Uhr der katholische Bischof Georg Bätzing - und erst 97 Minuten später: Heinrich Bedford-Strohm, Chef der EKD. Aber wichtiger und gravierender als die zeitliche ist die inhaltliche Differenz.
"Eingriffe in die Religionsfreiheit"
Bätzing, der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz wird sehr deutlich. Er schreibt:
"Mit Enttäuschung nehme ich zur Kenntnis, dass das Verbot von öffentlichen Gottesdiensten aller Religionsgemeinschaften derzeit erhalten bleiben soll. Angesichts von ersten Lockerungsmaßnahmen in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens kann ich das nicht nachvollziehen, erst recht nicht nach der sehr deutlichen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in der vergangenen Woche zu den schwerwiegenden Eingriffen in die Religionsfreiheit."
Starker Tobak, auf den der EKD-Ratsvorsitzende verzichtet. Er bedankt sich bei der Bundeskanzlerin, die sich bei den Kirchen bedankt hatte, dass sie andere, digitale Wege gefunden hatten, Ostern zu feiern.
"Einvernehmliche Klärungen"
Bedford-Strohm wörtlich:
"Welche Formen es gibt, wieder Gottesdienste in den Kirchen zu feiern, ohne neue Ansteckungsrisiken zu verursachen, werden wir in den nächsten Tagen mit der Bundesregierung besprechen. Ich bin zuversichtlich, dass das sehr bald zu einvernehmlichen Klärungen führt."
Wie also könnten solche "Klärungen" aussehen? Armin Laschet, CDU-Ministerpräsident und Vorturner in Sachen Lockerungsübungen, sagte gestern im ZDF, Gottesdienste seien in Nordrhein-Westfalen nie verboten gewesen, Kirchen hätten letztlich von sich aus ihren Verzicht auf Gottesdienste kundgetan. Er spricht heute mit Spitzenvertretern der Religionsgemeinschaften in NRW darüber, wie Gottesdienste wieder möglich sein könnten.
"Beten gehört für mich zum Tagesablauf"
Offenbar mehren sich bei den Länderchefs solche Stimmen. Auch Bodo Ramelow von der Linken und Ministerpräsident in Thüringen sagte, es müssten schnell neue Wege gefunden werden, wie Gottesdienste ermöglicht werden könnten.
Vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der immer wieder vor zu schnellen Lockerungen warnt, ist in der Gottesdienst-Frage kein Statement überliefert, nur so viel: Gegenüber einem Boulevard-Magazin sagte er: "Beten gehört für mich zum normalen Tagesablauf". Aber das - möchte man hinzufügen - geht halt auch alleine.