Fünf Jahre Corona
Mannschaftssport: Lehren aus der Pandemie

Leere Ränge und Stille in Hallen und Stadien prägten die Corona-Pandemie. Mannschaftssportarten litten unter massiven Einschränkungen. Nach der Pandemie erholten sich die Sportarten jedoch schneller als erwartet – dennoch bleiben Herausforderungen.

Von Benedikt Kaninski |
Blick in die abgedunkelte KölnArena, eine sehr große Sporthalle, die Ränge voller Zuschauer, in der Mitte das Handballfeld, auf dem mit Lichteffekten die Mannschaften einlaufen.
Von ausverkauften Rängen wie hier beim Handballspiel zwischen Gummerbach und den Füchsen Berlin konnten die Mannschaftssportarten während Corona nur träumen (picture alliance / Maximilian Koch)
Kurz nach Weihnachten, Topspiel in der Handball Bundesliga. Der VfL Gummersbach empfängt in der Kölner Lanxess Arena vor über 19.000 Zuschauern die Füchse Berlin. Die Stimmung bei den Fans ist ausgelassen.
Mit vielen Tausend Fans in einer Halle zu sein, ist seit der Coronazeit keine Selbstverständlichkeit mehr. Christoph Schindler, Geschäftsführer beim VfL Gummersbach erinnert sich daran, wie der Spielbetrieb mit Zuschauern nach einer Durststrecke langsam wieder anlief.
"Sicherheitskonzepte, Einbahnstraßensystem, dass sich Leute nicht begegnen. Blöcke im Schachbrettmuster. Das ganze Thema Maskenpflicht für die Spieler, die bis zum Spielfeld mit einer Maskenpflicht laufen mussten, auf dem Spielfeld die Maske abnehmen durften."

Handball: Sorgen um Zuschauer-Rückgang waren unbegründet

Regelungen, die mittlerweile etwas in Vergessenheit geraten sind. Die Vereine in der Handball-Bundesliga standen zu Beginn der Pandemie vor großen Herausforderungen. Durch den Saisonabbruch fehlten Zuschauer-Einnahmen und niemand wusste wie die Corona-Hilfen der Landesregierung beantragt werden. Sorgen um sinkende Gehälter und weniger Zuschauer hätten sich aber bald als unbegründet herausgestellt, sagt Christoph Schindler.
"Vielleicht ist es eher sogar andersrum, dass die Leute während Corona gemerkt haben, wie wichtig soziale Kontakte sind und wichtig Sport ist. Und das vielleicht irgendwo zum Anlass nehmen, noch mehr zu diesen Veranstaltungen zu gehen. Also hätte mich jemand zu der Zeit gefragt, wie schnell wir wieder zur Tagesordnung zurückkommen, hätte ich es so nicht für möglich gehalten."

Miedergliederrekord beim Basketball

Ähnlich sieht es beim Basketball aus. Auch hier waren Geisterspiele das neue Normal. Aber nach einer kleinen Corona-Delle kamen die Zuschauer wieder und die Mitgliederzahlen stiegen aufgrund der sportlichen Erfolge so stark, wie noch nie, so der Sprecher des Deutschen Basketball Bundes Christoph Büker.
"Insofern hat sich das extrem schnell wieder umgewandelt bei uns in enorme Mitgliederzusprünge und wir sind jetzt bei einem Allzeithoch gelandet. Und das ist sicherlich ne ideale Situation, um da ganz gestärkt draus hervorzugehen, aus dieser Krise. Also davon ist heutzutage nicht mehr das Geringste zu spüren."
Vor allem der Weltmeistertitel der Basketball Herren 2023 und die Goldmedaille der 3x3 Basketballerinnen bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr hätten viel Nachwuchs in die Vereine gebracht. Bei aller Euphorie im Basketball sieht Christoph Büker aber Nachholbedarf was den gesellschaftlichen Stellenwert des Sports generell angeht: 
"Da wünscht man sich auch von unserer Seite mehr Anerkennung. Auch gerade nach so einer schwierigen Zeit, die bewiesen hat, wie wichtig der Sport ist auch für Gesundheit. Und so ne generelle auch politische Akzeptanz für den Sport wäre da doch wünschenswert."

Erfahrungsschatz aus der Pandemie

Ein Problem sieht Büker außerdem in der oft nur eingeschränkt möglichen Nutzung von Sportstätten. Viele Hallen befänden sich demnach in keinem guten Zustand, dazu käme gerade in Ballungsgebieten das Gerangel um Trainingszeiten mit anderen Sportvereinen.
Dieses Problem kennt auch Frank Butz, der im Bayrischen Eishockeyverband als Leistungsreferent arbeitet. Im Eishockey sei die Not geeignete Eishallen zu finden, inzwischen so groß wie noch nie. In der Pandemie hätten viele Vereine Kufen gegen Rollen getauscht und Inliner-Trainings unter freiem Himmel angeboten. Auch für die Zukunft will man sich beim Bayrischen Eishockeyverband auf Corona-ähnliche Situationen vorbereiten.
"Wir haben uns auch in unseren Satzungen und Ordnungen aufgestellt dazu. Das bis dato ja Regularien zu Epidemien und Pandemien nicht vorsah. Das haben wir drinnen, wie wir dann damit umgehen müssen. Wie kann ich liegen abschließen und so weiter und so fort, was wir damals nicht konnten. Ich glaube auch, dass wir einen sehr großen Erfahrungsschatz uns angeeignet haben, wie man mit so einer Situation umgehen kann."
Gut so, denn auch der Deutsche Eishockey-Bund verzeichnet seit der Pandemie ebenfalls steigende Mitgliederzahlen.

Fußball hat sich schnell erholt

Und im Fußball? Da zählt der Deutsche Fußballbund aktuell rund 7,7 Millionen Mitglieder – und damit fast eine halbe Million mehr als vor der Pandemie. Während der Coronazeit hörten sich die Liga-Spiele allerdings teilweise an wie auf einem Dorffußballplatz.
Das traf auch unterklassige Vereine wie den VfB Lübeck, der damals wegen des Saisonabbruchs am grünen Tisch in die 3. Liga aufstieg. Florian Möller, der damals im Vereinsvorstand aktiv war, erinnert sich. "So stellt man sich dann eine Rückkehr in den Profifußball nach 16 Jahren auch nicht vor. Da wünscht man sich schon eine große Party mit Fans und allem Drum und Dran. Das gabs dann leider nicht und fiel ins Wasser."
Insgesamt habe sich aber auch der Fußball schnell von der Coronazeit erholt. Rufe nach mehr Demut im Profigeschäft sind längst wieder verhallt. "Wo man sich dann auch irgendwie gesagt hat, man muss den ganzen Zirkus mal überdenken, was auch Gehälter angeht und so weiter. Aber ich glaube davon ist nicht viel übriggeblieben. Im Gegenteil die Spirale geht immer weiter nach oben."
So sieht es nach der Coronazeit nicht nur im Fußball aus. Das Echo in den Mannschaftssportarten ist klar: Inzwischen ist fast alles wieder so, wie vor der Pandemie. Im Guten wie im Schlechten.