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Corona-Maßnahmen an Schulen
Angriffe auf Lehrer häufen sich

Laut einer Umfrage werden viele Lehrerinnen und Lehrer bepöbelt, beschimpft und bedroht, wenn sie die Corona-Schutzmaßnahmen umsetzen wollen. Jeder Angriff auf eine Lehrkraft sei ein Angriff auf die Institution Schule und damit auf den Staat, sagte Udo Beckmann von der Bildungsgewerkschaft VBE im Dlf.

Udo Beckmann im Gespräch mit Stephanie Gebert |
Blick in einen dunklen, leeren Schulkorridor
Die Corona-Pandemie verstärkt das Gewaltproblem an Schulen - auch gegenüber den Lehrkräften, hat eine Studie ermittelt. (picture alliance / ZUMAPRESS.com | Sadak Souici)
Dass Eltern heutzutage schneller mal mit juristischen Konsequenzen drohen, wenn ihnen die Schulnote der Kinder nicht passt, davon berichten und profitieren Anwältinnen und Anwälte, die sich auf Schulrecht spezialisiert haben. In den letzten Monaten sind die Auseinandersetzungen an den Schulen insgesamt rabiater geworden, auch aufgrund der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Maßnahmen, die Lehrende an der Schule umsetzen müssen. Das hat eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der Bildungsgewerkschft VBE ergeben. Darin gab jede fünfte der insgesamt 1.500 befragen Lehrkräfte an, einen direkten Angriff erfahren zu haben.
Dabei habe es in der ersten Welle noch einen weitestgehend vernünftigen Diskurs gegeben zwischen Eltern, die nicht so ganz einverstanden waren mit den Maßnahmen, und den Schulleiterinnen und Schulleitern. Das habe sich aber im Kontext der gesamten gesellschaftlichen Diskussion, inwieweit die Maßnahmen auf Akzeptanz stoßen, inwieweit man vernünftig informiert worden ist, weiter verschärft, sagte Udo Beckmann, Vorsitzender der Bildungsgewerkschaft VBE im Dlf. "Es ist dann letztendlich auch in den Schulen jetzt angekommen. Das haben uns die Rückmeldungen aus der Mitgliedschaft in den letzten Monaten gezeigt."
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Besonders viel Frust an Grundschulen

Dabei seien aber nicht nur Eltern oder Schüler beteiligt, erläutert Beckmann. Eine "nicht zu vernachlässigende Zahl" von Menschen, die mit der Schule direkt nichts zu tun haben, mische sich ebenfalls in dieses Geschehen ein und bedrohe die Lehrkräfte, "zum Beispiel dadurch, dass man sich vor dem Schuleingang morgens aufgestellt hat, mit Plakaten die Lehrer beim Betreten der Schulgebäude beschimpft, beleidigt, gemobbt hat. Oder dass man zum Beispiel das Internet nutzt, um mit WhatsApp-Nachrichten oder diskriminierenden E-Mails an die Lehrkräfte heranzutreten."
Coronavirus
Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)
Besonders Grundschulen liegen laut der Forsa-Umfrage im Fokus. "Ich glaube, dass gerade die Grundschule bei den Eltern sowieso immer insgesamt in einem besonderen Blickwinkel ist. Und von daher glaube ich auch, dass diese größere Nähe der Eltern auch zu den Grundschulen hier eine Rolle spielte."

Mangelhafte Information seitens der Politik

Einen Grund für den entstandenen Frust sieht Beckmann in der mangelhaften Organisation und Information der Politik. "Wir wissen aus der Vergangenheit, dass die Schulen oft freitags erfahren haben, was sie montags umsetzen sollen", erklärte Beckmann. "Die Schulen haben gar keine Zeit gehabt, das umzusetzen. So sorgt man natürlich dafür, dass Unmut zwischen den Gruppierungen entsteht, dass also Eltern ganz andere Erwartungen haben, aufgrund der Meldungen durch die Politik als das, was Schule überhaupt in der Lage ist, konkret umzusetzen."
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Die Politik müsse hinsehen, dürfe die Situation nicht kleinreden und müsse Verantwortung übernehmen. "Das heißt: feste Ansprechpersonen, juristische und psychologische Unterstützung der Betroffenen, aber vielleicht auch einfach, den Schulen Informationsmaterial zur Verfügung zu stellen. Warum welche Maßnahmen mit welchem wissenschaftlichen Hintergrund umgesetzt werden muss, damit man etwas auch an die Eltern an Informationen weitergeben kann."
In der Gesellschaft müsse klar sein, dass jeder Angriff auf eine Lehrkraft, die nichts anderes tut, als staatliche Vorgaben um- und durchzusetzen, ein Angriff auf die Institution Schule und damit auf den Staat sei, betonte Beckmann. "Und das muss eigentlich gesellschaftlicher und politischer Konsens sein."