Bereits am Dienstag hatte CDU-Politiker Frank Steffel, zugleich ehrenamtlicher Präsident des Berliner Sportvereins Reinickendorfer Füchse, die Einigung bekanntgegeben: Die Arbeitsgruppen der Koalitionsfraktionen hatten sich demnach auf ein Hilfspaket des Bundes für den Sport in Höhe von 200 Millionen Euro verständigt. Profitieren sollen davon Vereine der ersten und zweiten Liga aus den Sportarten Basketball, Handball, Volleyball, Eishockey und bestimmter Einzelsportarten sowie Klubs der dritten Fußballliga der Männer, die Corona-bedingt durch den Ausfall von Zuschauereinnahmen in eine wirtschaftliche Notsituation geraten sind. Auch die Frauenfußball-Bundesliga soll unterstützt werden. Dem Antrag der großen Koalition hat am Mittwoch auch der Haushaltsausschuss zugestimmt. Am Donnerstag soll das Hilfspaket dann im Bundestag beschlossen werden.
Die Nothilfe sieht vor, dass die ausbleibenden Zuschauereinnahmen in den Monaten April bis Dezember 2020 zu 80 Prozent erstattet werden. Die Höhe der jeweiligen Zuschüsse orientiert sich dabei an den Ticketverkäufen des Vorjahres. Maximal soll ein Verein damit eine Zuwendung von 800.000 Euro erhalten können, wenn er zuletzt mehr als eine Million an Zuschauereinnahmen zu verzeichnen hatte. Das ist der Höchstsatz, den die EU-Beihilfeverordnung vorschreibt.
Sportausschuss wurde nicht konsultiert
Auch im Sportausschuss des Bundestags war das Nothilfe-Paket am Mittwochnachmittag Thema – wenn auch nur am Rande, was bei der Linken auf Kritik stieß. Zwar sei man auch für finanzielle Hilfen, sagte der sportpolitische Sprecher der Links-Fraktion, André Hahn, gegenüber dem Deutschlandfunk. Doch sei der Sportausschuss in dieser Frage nicht konsultiert wurden. Und der sei nun mal derjenige, der fachlich darüber beraten müsse, nach welchen Kriterien das Geld verteilt werde: "Wir haben hier die Anhörung gemacht, und es kann nicht sein, dass der Sportausschuss vorbeigeht und die Koalition irgendetwas aushandelt und wir das aus der Presse erfahren."
Für den CDU-Sportpolitiker Johannes Steiniger ist das Programm dennoch ein Erfolg: "Der Sport ist ja aus allen anderen Hilfen bisher völlig rausgefallen im Bereich der Soforthilfe", so Steiniger: "Deswegen hat es eine Regelung gebraucht." Die Ticketverkäufe des vergangenen Jahres halte er dabei für eine gute Orientierung. Und auch Britta Dassler, die sportpolitische Sprecherin der oppositionellen FDP-Fraktion, findet das Programm richtig - besonders mit Blick auf die Millionenbeträge, die bereits für den Kulturbereich ausgegeben wurden: "Wenn wir da nicht helfen, dann gibt es demnächst kein Basketball und kein Handball mehr", warnte Dassler. Mit der Finanzspritze könnten die meisten Vereine zumindest auch die nächste Saison überstehen, so jedenfalls die Hoffnung von Christdemokrat Frank Steffels. Zugleich wollte er nicht ausschließen, dass die Mittel in der Zukunft noch erhöht werden müssten.
"Ein Schritt ans rettende Ufer"
Bei Andreas Bahlburg, dem Vorsitzenden des Bundesligisten SVG Lüneburg und zugleich Vorstandssprecher der Volleyball-Bundesliga, sorgt das angekündigte Paket jedenfalls für Erleichterung: "Einige meiner Kollegen haben heute einen Luftsprung gemacht, dass auch für die Sportart Volleyball etwas übrig bleibt und der Kuchen nicht schon vorher unter den anderen Teamsportarten verteilt wurde",
so Bahlburg im Gespräch mit dem Deutschlandfunk
. Die finanzielle Hilfe könne die Zukunft der Volleyball-Bundesliga und der Vereine sichern, die von der Krise hart getroffen wurden. Schon Mitte März wurde die Volleyball-Saison vorzeitig abgebrochen, ein Verein musste seitdem bereits Insolvenz anmelden.
Im Volleyball sei man auf die Zuschauereinnahmen zwingend angewiesen, die zudem als fester Posten in den Haushalten einkalkuliert sind. Bei der SVG Lüneburg machen Einnahmen aus dem Ticketing 20 Prozent des Gesamtetats aus – oder 100.000 Euro pro Saison: "Wenn 80 Prozent dieser Einnahmenverluste nun abgedeckt würden, wäre das ein Schritt ans rettende Ufer", so Bahlburg weiter. Für den gesamten Bereich Volleyball-Bundesliga ergebe sich laut seiner Hochrechnung ein finanzieller Bedarf von rund vier Millionen Euro: "Das sind zwei Prozent von 200 Millionen. Das müsste doch möglich sein, um die Sportart Volleyball über die Corona-Krise hinwegzuheben." Wenn es nach dem Beschluss des Bundestags anschließend um die konkrete Verteilung des Geldes an die einzelnen Teamsportarten geht, befürchtet Bahlburg, dass ein Hauen und Stechen losgeht.
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