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Corona-Pandemie in Afrika
"Wie jede Frau trage ich eine Maske"

Was bedeutet die Corona-Pandemie für Frauen auf dem afrikanischen Kontinent? 200 afrikanische Filmemacherinnen reagierten auf einen Aufruf der Ladima-Foundation, Kurzfilme zu Corona zu drehen. Sie erzählen Geschichten von Geldproblemen, von Ausgangssperren und von sexueller Gewalt.

Von Antje Diekhans |
Drei Jungen halten sich eine Plastikfolie vor's Gesicht, weil sie keine Atemschutzmaske kaufen können.
Corona - ein Thema für Filmmacherinnen aus 18 afrikanischen Ländern (picture alliance / ZUMA Wire / Donwilson Odhiambo)
"Meine Kinder und ich sitzen Zuhause fest. Sie verstehen nicht, was los ist. Und ich muss alles alleine schaffen. Ich koche, putze, unterrichte, spiele. Und ich frage mich, wer eigentlich das Geld verdient, während ich hier als Vollzeit-Mutter festsitze."
Frauen tragen die Hauptlast
Ein Auszug aus "Face Mask for Sale" – Gesichtsmaske zu verkaufen – einem der Gewinnerfilme eines Wettbewerbs für afrikanische Filmemacherinnen. Die Produktionen zeigen, was die Corona-Pandemie für Frauen auf dem Kontinent bedeutet. Lara Utian-Preston: "Wir waren von der Resonanz überwältigt. Mehr als 200 Filme aus 18 afrikanischen Ländern wurden eingereicht. Viele Geschichten sind herzergreifend. Sie zeigen, dass Frauen die Hauptlast tragen. Sie sind die Opfer sexueller Gewalt, müssen sich um alles kümmern und mit den finanziellen Einbußen fertig werden."
Lara Utian-Preston aus Südafrika ist eine der Gründerinnen der Ladima Foundation, einer Organisation, die sich die Förderung von Frauen in der Filmbranche zum Ziel gesetzt hat. Der Wettbewerb wurde zusammen mit der Deutschen Welle ausgeschrieben. Die Gewinnerinnen bekommen 500 Euro und können an Seminaren teilnehmen. Zehn Kurzfilme wurden insgesamt ausgezeichnet.
Gewalt wird filmisch nur angedeutet
Darunter auch "Love, Zawadi" von der kenianischen Regisseurin Wambui Gathee. Sie zeigt sexuellen Missbrauch mit einem jungen Mädchen als Opfer. Bilder, die Situationen nur andeuten, aber schon kaum zu ertragen sind. Wambui Gathee: "Sie ist von der Ausgangssperre betroffen. Ein Mann kommt dazu – wir wissen nicht, ob es der Onkel ist, ihr Bruder oder Cousin. Dann vergewaltigt er sie." Die Filmmacherin stand unter dem Eindruck eines Zeitungsartikels, den sie kurz vorher gelesen hatte, als sie über den Film nachdachte.
In Kenia bekommen viele Mädchen schon sehr früh ein Kind. Ein großer Teil von ihnen wird sexuell missbraucht." 900 Schulmädchen werden jeden Tag geschwängert. Während der Corona-Pandemie ist es noch schlimmer geworden. Die Mädchen gehen nicht zur Schule, sie sind zu Hause. Und werden zu Gefangenen, sie können sich nicht selbst aus diesen Situationen befreien."
Filme für Frauen weltweit
"Langsam fühlst du, wie alles deinen Körper verlässt – deine Hoffnung, deine Würde, deine Seele. Immer wieder." Die Filme können auf der Webseite der Ladima Foundation angeschaut werden. Die Regisseurin von "Face Mask for Sale", Neha Manoj Shah, ist stolz, bei der Auswahl dabei zu sein: "Frauen werden als Filmmacherinnen unterschätzt. Das hier war eine tolle Gelegenheit, um zu zeigen: Wir haben etwas zu erzählen und wir machen wirklich gute Filme."
Und auch wenn es vor allem um Frauen auf dem afrikanischen Kontinent geht – mit vielen Problemen können sich wohl auch Frauen in anderen Teilen der Welt identifizieren. "Wenn ich nach draußen gehe, sehe ich wie die perfekte Mutter aus? Ich bin es so leid, nicht zuzugeben, dass alles zu viel für mich ist. Wie jede Frau trage ich eine Maske."