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Corona-Pandemie
"Reisen ist das große Relativitätsprinzip"

Die Corona-Pandemie zeige den Menschen, wie sehr sie des anderen bedürfen, sagte der Schriftsteller Matthias Politycki im Dlf. Die Erfahrungen und Kontakte, die er als Vielreisender gemacht habe, würde ihm in der Krisenzeit helfen abzuwägen und nicht so sehr in den Strudel der Nachrichten zu geraten.

Matthias Politycki im Gespräch mit Benedikt Schulz |
Matthias Politycki
Bekennender Vielreiser: der Schriftsteller Matthias Politycki (imago/VIADATA)
In der Corona-Pandemie ist der Alltag durchsetzt von Ängsten und Sorgen – vor Ansteckung, wirtschaftlicher Existenznot und vielleicht auch ein wenig vor dem vorläufigen Ende des privilegierten Lebens, das Europäern bislang möglich war. Das betrifft auch das Reisen. Was vor einem Jahr noch eine Selbstverständlichkeit zu sein schien, ist momentan kaum möglich und wird es wohl noch eine ganze Weile sein.
Dem bekennenden Vielreisenden und Schriftsteller Matthias Politycki fehlen in der Pandemie nicht primär die Reisen in andere Länder, das Kennenlernen und Entdecken anderer Ansichten, anderer Lebensumstände und Kulturen. Vor allem fehlten ihm auch die Lesereisen, der persönliche Austausch mit den Lesern seiner Bücher.

Reiseerfahrungen als Hilfe in der Krise

Seine Reiseerfahrungen würden ihm dabei helfen, die eigene Situation und die Situation in Deutschland vielleicht anders zu betrachten, ebenso der Austausch mit Reisebekanntschaften aus anderen Ländern. "Das Netz über die Welt, das sich im Laufe eines Reiselebens ausbreitet, hilft, nicht so sehr in den Strudel der Nachrichten zu geraten", sagte Politycki.
Die Pandemie mache das Hauptproblem der gegenwärtigen Gesellschaft, den Egoismus, noch klarer. Sie biete aber vielleicht auch die Möglichkeit, etwas zu lernen: Nämlich, dass wir des anderen und des Austauschs mit dem anderen bedürften – auch wenn es dabei zum Streit kommen kann.