Die letzte große Entwicklung bei der Technologie von alltäglichen Atemschutzmasken liegt schon 30 Jahre zurück. Damals machten sich antibiotikaresistente Tuberkulose-Stränge in Krankenhäusern breit. Die Antwort war, die eigentlich für Industriearbeiter gedachten N95-Masken für die Kliniken anzupassen. Im Gegensatz zu OP-Masken schützten sie nämlich auch den Träger, weil sie eng am Gesicht anliegen und die bakterienbelasteten Tröpfchen aus der Luft filtern.
Auch heute sind sie und ihr europäisches Äquivalent FFP2 das Mittel der Wahl. Diesmal als Schutz vor Corona. Doch wenn es nach Chahan Yeretzian geht, sind sie reif für ein Update: "Ich weiß nicht, ob Sie das sehen hier? Das ist so eine Maske." Der Chemiker von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften hält während eines Video-Interviews eine Maske vor seine Webcam. Er hat sie gemeinsam mit der Schweizer Firma Osmotex entwickelt.
Die Überführung der Maske ins Elektronik-Zeitalter
"Innen ist ein Vlies und da kann man das über die Ohren tragen." Sie ist grau, hat schwarze Gummibänder – sieht im Grunde aus, wie die Hunderten anderen Masken, die man täglich auf der Straße sieht. Aber: "Hier seitlich sind so zwei Knöpfe, da knöpft man eben noch eine kleine Batterie. Oder eine Ladestation auf."
Was er da in der Hand hält, ist sozusagen die Überführung der Maske ins Elektronik-Zeitalter. Auf Knopfdruck erzeugt die Batterie eine elektrische Spannung zwischen zwei leitenden Schichten der Maske. "Das führt dazu, dass mit der Unterstützung von Feuchtigkeit und Luft aktive Sauerstoff-Spezies entstehen. Diese sind die wirklichen reaktiven Spezies, die die Viren abtöten."
Was er da in der Hand hält, ist sozusagen die Überführung der Maske ins Elektronik-Zeitalter. Auf Knopfdruck erzeugt die Batterie eine elektrische Spannung zwischen zwei leitenden Schichten der Maske. "Das führt dazu, dass mit der Unterstützung von Feuchtigkeit und Luft aktive Sauerstoff-Spezies entstehen. Diese sind die wirklichen reaktiven Spezies, die die Viren abtöten."
Man kann sie während des Tragens aktivieren oder nachdem man sie abgelegt hat. Laborstudien hätten gezeigt, dass die Sauerstoff-Moleküle binnen Minuten beinahe 100 Prozent der Viren zerstören, sagt Chahan Yeretzian. Derzeit warte er darauf, dass die Arbeit in einem Fachmagazin erscheint. Als medizinische Maske sei sie bereits zertifiziert, erfüllt also die gleichen Voraussetzungen wie eine Einweg-OP-Maske, kann aber wiederverwendet werden. Die Produktion könnte in einigen Wochen beginnen. Der nächste Schritt wäre, eine FFP2-Zertifizierung zu bekommen.
"Da sind wir noch dran, weil da kommt auch die Passform sehr spezifisch rein. Und diesen Test werden wir auf der definitiven Maske machen, wenn sie vollständig entwickelt ist."
"Da sind wir noch dran, weil da kommt auch die Passform sehr spezifisch rein. Und diesen Test werden wir auf der definitiven Maske machen, wenn sie vollständig entwickelt ist."
Dann wäre die Maske zumindest so gut wie der heutige Goldstandard. Sie reiht sich ein in viele Innovationen, die man während dieser Pandemie beobachten kann: Forscher des MIT haben eine Silikon-Maske mit Wechsel-Filtern entworfen. Das macht sie wiederverwendbar.
Es gibt Masken auf dem Markt, die Viren mit Silber-Nanopartikeln zerstören sollen. Das kann die Maske von Chahan Yeretzian übrigens auch noch zusätzlich. Jedoch findet man nur Studien, die dieses Prinzip unter Laborbedingungen belegen, keine Praxistests. Die neueste Entwicklung sind experimentelle, extrem wasserabweisende Masken-Stoffe aus Graphen, an dem Aerosole gar nicht erst haften bleiben sollen. Aber nichts davon hat sich als Massenprodukt durchgesetzt.
Technik auch für Artzkittel verwendbar
FFP2-Masken funktionieren nun mal so gut, dass die meisten Verbesserungen einen vergleichsweise kleinen Mehrwert liefern. Wie sieht der bei Chahan Yeretzians Maske aus? "Ich denke, was diese Maske bietet, ist, dass man, wenn man im gewissen Umfeld ist, wo die Gefahr etwas höher ist, wo höhere Viren-Konzentrationen vorliegen können, im öffentlichen Verkehr, dass man eben eine höhere Sicherheit hat. Man kann auf Knopfdruck die Maske wirklich sauber kriegen, alle Viren in-aktivieren, das heißt diese Maske ist nicht nur den Filter, sondern es reinigt sich selber."
Die Erfindung wird also wohl nicht das nächste Kapitel in der Geschichte der Maskentechnologie sein, sondern eher eine Erweiterung. Ein Produkt für Menschen mit besonderen Bedürfnissen in besonderen Situationen. Und Ihre grundlegende Technologie könnte auch woanders nützlich sein: Mit dem Anti-Viren-Stoff könnte man laut Chahan Yeretzian auch U-Bahn Sitze beziehen oder Arztkittel schneidern.
Die Erfindung wird also wohl nicht das nächste Kapitel in der Geschichte der Maskentechnologie sein, sondern eher eine Erweiterung. Ein Produkt für Menschen mit besonderen Bedürfnissen in besonderen Situationen. Und Ihre grundlegende Technologie könnte auch woanders nützlich sein: Mit dem Anti-Viren-Stoff könnte man laut Chahan Yeretzian auch U-Bahn Sitze beziehen oder Arztkittel schneidern.