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Corona und der Radsport
"Müssen aufpassen, dass der Sport sich nicht zu weit abschottet"

Am 1. Juli beginnt die Tour de France. Nach zwei Jahren unter Corona-Bedingungen schien ein Rennen wie vor der Pandemie möglich. Doch nach Corona-Fällen geht unter den Fahrern die Angst um. Ralph Denk vom Team Bora-hansgrohe warnte davor, sich zu weit abzuschotten. "Schlussendlich leben wir auch vom Fan", sagte er im Dlf.

Ralph Denk im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Alexander Wlassow vom Team Bora hansgrohe
Alexander Wlassow musste die Tour de Suisse als Gesamtführender verlassen - wegen einer Corona-Infektion. (IMAGO / Panoramic International)
Steigende Infektionszahlen in Europa, die Tour de Suisse als Corona-Farce und ein Tour-Champion Tadej Pogacar, der wieder Maske trägt: Weniger als zwei Wochen vor dem Start der Tour de France herrscht im Radsport höchste Alarmstimmung. Die Corona-Sommerwelle lässt die Branche zittern.
Nach zahlreichen Corona-Fällen mussten mehr als 40 Radprofis die Tour de Suisse in den letzten Tagen vorzeitig beenden. Auch im Bora-Team gab es drei Fälle, darunter den des Russen Alexander Wlassow, der einen Tag nach seinem Etappensieg und der Eroberung des Gelben Trikots am Freitag aussteigen musste.

Kein zu laxer Umgang mit dem Thema Corona

Den erkrankten Sportlern gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte Teamchef Ralph Denk vom Rennstall Bora-hansgrohe im Dlf. "Sie haben fast keine Symptome", sagte Denk.
Man sei aber nicht zu lax mit dem Thema Corona umgegangen. "Es gibt Teams, die halten sich an die Vorschriften, es gibt aber auch Teams, die tun ein Stück weit mehr, als die Vorschriften", sagte Denk. Allerdings seien beide Mannschaften gleichermaßen von Infektionen betroffen gewesen, deswegen könne man wohl eher von Glück oder Pech sprechen und die Maßnahmen ein Stück weit hinterfragen.

"Der gesunde Menschenverstand ist sehr wichtig"

Denk appellierte im Deutschlandfunk an den gesunden Menschenverstand, so mache es wenig Sinn, wenn man allein auf dem Parkplatz eine Maske trage, auch wenn die Covid-Zahlen hoch seien. "Der gesunde Menschenverstand ist bei uns, bei Bora-hansgrohe sehr wichtig", sagte Denk.
Ralph Denk, der Teamchef vom Rennstall Bora - Hansgrohe
Ralph Denk, der Teamchef vom Rennstall Bora - Hansgrohe (dpa / picture alliance / Roth)
Man müsse aber aufpassen, dass der Sport nicht zu weit abschotte. "Dann ist unser Sport irgendwann so steril, das gar kein Fan mehr zum Radrennen hinkommen will. Schlussendlich leben wir auch vom Fan."

Mit Wlassow steht und fällt die Strategie

Alexander Wlassow war als Mann für die Gesamtwertung bei der Frankreich-Rundfahrt vorgesehen. "Das werden die nächsten zwei, drei Tage zeigen, aktuell geht es ihm gut und wenn es nicht schlimmer wird, wollen wir an dem Plan mit ihm festhalten", erklärte Denk. Die Tour startet am 1. Juli in Kopenhagen. Nur Wlassow sei ein Fahrer, der um den Gesamtsieg mitfahren könne. Könne er nicht starten, werde das Team umdisponieren und sich auf einzelne Tagessiege fokussieren.
Laut Denk müssen alle Fahrer vor dem Tour-Start einen verpflichtenden PCR-Test vorlegen, danach soll wie in den letzten beiden Jahren jeweils an den Ruhetagen getestet werden.
Bei den Ausgaben 2020 und 2021 gab es keinen Positiv-Fall, allerdings hatte sich der Tour-Tross damals strikt isoliert und in einer eigenen Blase bewegt. Seit dieser Saison hat der Weltverband UCI die Regeln wieder gelockert.