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Corona-Schadensprognose für Vereine
DOSB geht von mehr als einer Milliarde Euro aus

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sieht die Vielfalt im deutschen Vereinssport gefährdet. Grund ist die Corona-Pandemie. Die Schäden werden wohl mehr als eine Milliarde Euro betragen. Für viele Vereine und Verbände geht es um die Existenz.

Von Daniela Siebert |
Ein Kind balanciert auf einer Bank, im Hintergrund hangeln andere Kinder während des Kinderturnens an Seilen.
Die Coronakrise wird für Vereine und Verbände zum Balanceakt: Ohne Veranstaltungen und Sponsoren wird das Geld knapp. (imago / Joker / Petra Steuer)
Zwei von drei Sportler-Vertretern zeichneten am Mittwoch (27.05.2020) im Sportausschuss ein drastisches Bild von der Lage. Den Auftakt machte Andreas Michelmann von der Initiative Teamsport Deutschland. Die vertritt die Interessen der Mannschaftssportarten Fußball, Volleyball, Basketball, Eishockey und Handball.
"Wir kommen über den Sommer, aber nicht über den Winter. Wenn wir keine Unterstützung von der Politik bekommen. So zwischen 200 und 300 Millionen kommen da schon zusammen, nur für unsere Sportarten."
Hauptproblem: Die Zuschauer fehlen und damit auch die Sponsoren. Diese Situation betreffe sowohl Amateur- als auch Profi-Sportler, so Michelmann.
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Situation für viele Organisationen existenzbedrohend
Noch drastischer, das Szenario, das Alfons Hörmann zeichnete. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, DOSB, bezog sich dabei auf das Ergebnis einer Befragung der Mitgliedsverbände, die der DOSB in Auftrag gegeben hatte. Die Schadensbilanz laut Hörmann:
"Dass allein das, was bisher erkennbar ist, bereits in die Milliardengrößenordnung an Schaden im Sport geht, und leider kein Ende in Sicht ist. Weil eben nicht absehbar ist, wann können wir wieder einigermaßen normal Sport treiben? Und damit in Verbindung die entscheidende Frage auch im wirtschaftlichen Sinne: Wann kann es wieder Wettkampfsport geben, ob auf regionaler, nationaler oder internationaler Ebene?"
Das gelte sowohl für den Breitensport, für olympische wie für nicht olympische Verbände. Hörmann plädierte dafür, den Sportverbänden mittelfristig einen Ausgleich für die entfallenen Einnahmen zu zahlen, egal ob per Zuschuss oder Kredit. Drei Viertel der Organisationen sähen sich in ihrer Existenz bedroht, schon im laufenden Jahr.
Keine Veranstaltungen, keine Sponsorengelder
Vergleichsweise gelassen dagegen schilderte Johannes Herber vom Verein "Athleten Deutschland" die Lage. Die finanzielle Situation der Sportler und Sportlerinnen sei weitgehend stabil, sagte er. Allerdings seien in Zukunft finanzielle Einbußen zu erwarten - durch geringere Sponsorengelder und Wegfall von weiteren Veranstaltungen:
"Unser Standpunkt ist im Moment, dass wir nicht die belastbaren Zahlen haben, um tatsächlich zu sagen, wie hoch die Ausfälle für die Athletinnen und Athleten sein werden, daher aber noch mal die Aufforderung an die Politik, einfach weiter zu beobachten und dann aber auch schnell einzugreifen, falls es dann tatsächlich weiter den Bach runter gehen sollte."
Derzeit stellten das Bundesinnenministerium und die sportfördernden Institutionen eine Art Grundversorgung für die Athleten und Athletinnen bereit, so Herber. Das helfe sehr. Die Politiker reagierten wohlwollend auf die Sorgen der Sportlerlobby, konkrete Entscheidungen über Hilfen gab es jedoch nicht.