Dossier / Corona-Strategien auf dem Prüfstand

Die erste Corona-Welle traf Italien unvorbereitet und hatte verheerende Folgen: Im Norden des Landes brach die Gesundheitsversorgung zusammen. Die dramatischen Bilder aus der Region um Bergamo führten der Welt vor Augen, wie gefährlich SARS-CoV-2 ist. In Italien selbst konnte die Regierung dann auf breite Unterstützung zählen, als sie landesweit strikte Auflagen zum Infektionsschutz verhängte. Diese zeigten bald Wirkung – dennoch blieb die Übersterblichkeit durch Covid-19 in Italien bis heute dreimal höher als in Deutschland.

Die Corona-Pandemie traf Südafrika relativ gut vorbereitet. Dank Erfahrungen mit anderen Erregern wie dem Ebola-Virus hat das Land effiziente Strukturen im Gesundheitssystem aufgebaut, um Infizierte rasch zu isolieren, ihre Kontaktpersonen ausfindig zu machen und in Quarantäne zu stecken. Zusätzlich half das niedrige Durchschnittsalter der Bevölkerung von gerade mal 27 Jahren, die Opferzahlen vergleichsweise niedrig zu halten.

Für ein hochentwickeltes Land, dessen Gesundheitssystem zu den teuersten weltweit zählt, wurden die USA extrem hart von der Corona-Pandemie getroffen. Ex-Präsident Donald Trump redete die Gefahr durch das neue Virus trotz hoher Opferzahlen klein und verzögerte wirkungsvolle Maßnahmen zum Infektionsschutz. Der Preis war hoch: Mit einer Übersterblichkeit von 16 Prozent halten die USA einen Negativrekord unter den Industriestaaten.

Im Januar 2021 verkündete Premierminister Narendra Modi, Indien habe das Coronavirus im Griff. Doch wenige Monate später traf die zweite Welle das Schwellenland so hart und unvorbereitet, dass auf den Intensivstationen der Kliniken der Sauerstoff zur Beatmung von Covid-19-Patienten fehlte. Der politische Schlingerkurs, der zunächst auf drakonische Infektionsschutzmaßnahmen setzte, dann auf Durchseuchung und schließlich auf Massenimpfungen, forderte seinen Tribut: Schätzungsweise zwei bis fünf Millionen Menschen sind mittlerweile an Corona gestorben sind.

Australiens Regierung setzte von Anfang an auf die Zero-Covid-Strategie: Die Außengrenzen wurden abgeriegelt, alle Einreisenden mussten in Quarantäne, Infektionsherde wurden mit konsequenter Kontaktnachverfolgung und regionalen Lockdowns eingedämmt. Die Zero-Covid-Strategie funktionierte lange gut, die Coronasterblichkeit in Australien blieb bis heute sehr niedrig. Dafür mussten die Bewohner der Millionenstadt Melbourne allerdings acht Monate im Lockdown verbringen.