Es sieht derzeit so aus, als würde die Bereitschaft der Menschen in Krisensituationen steigen, sich Autoritäten unterzuordnen. Es komme aber auf die Krise an, sagte der Soziologe und Sozialpsychologe Andreas Zick im Dlf. Er ist einer der führenden Konfliktforscher in Deutschland. In einer Studie an der Uni Bielefeld erforscht er zurzeit auch den gesellschaftlichen Umgang mit den Folgen der Corona-Pandemie.
"Wir erleben jetzt eine Krise in der Gesundheit. Es gibt aber jetzt langsam immer deutlicher eine Wirtschaftskrise, vielleicht auch eine soziale Krise, wir hören von Gewalt, da kommt es drauf an, was ist genau die Krise, was sind die Autoritäten. Wir müssen unterscheiden, wann schlägt eigentlich so etwas wie Konformismus, das halten an Regeln, in Autoritarismus um."
"Das machen selbst rechtspopulistisch orientierte Menschen mittlerweile"
Im Moment würde die Gesellschaft "auf Autoritäten hören, die Sicherheit vermitteln", so Zick. Das sei normal in einer Krise und in der Verunsicherung. Während der Corona-Pandemie werde vor allem nach Autoritäten aus der Wissenschaft und Forschung gerufen, nicht nur von der Bevölkerung, sondern auch von der Politik. "Das machen selbst rechtspopulistisch orientierte Menschen mittlerweile."
Zick sieht im Moment eine "temporäre Vergemeinschaftung, die notwendig ist, um diese globale Krise zu bewältigen. Und dass wir dann in der Verunsicherung Schutz suchen, uns an anderen orientieren, die auch verunsichert sind, von denen wir meinen, dass sie unter ähnlichen Umständen leiden, ist vollkommen normal. Wir hoffen auf die Regeln, die man uns vorgibt. An die halten wir uns. Das ist etwas anderes als unreflektierter Gehorsam oder aggressive Unterwerfung – das gibt es ja auch."
Es käme darauf an, wie lange die Situation noch so bleibe, wie sie ist und ob gewissen Gruppen jetzt anfangen würden, mit der Verunsicherung, Menschen abzuholen. "Wir haben Verschwörungsmythen, da werden einige Menschen abgeholt." Doch in der Allgemeinheit gebe es einen Regelkonformismus.