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Corona und die Wirtschaft
"Erst mal nicht zu viele Gedanken über die Schulden machen"

Zwar treffe die Pandemie Europa härter als die Finanzkrise, "es hätte aber auch noch schlimmer kommen können“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest im Dlf. Es sei nicht so viel Arbeitslosigkeit entstanden, wie man vielleicht hätte befürchten müssen. Zudem habe der deutsche Staat die Wirtschaft stark unterstützt.

Clemens Fuest im Gespräch mit Dirk-Oliver Heckmann |
Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V.)
Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V.) (Picture alliance: Eventpress | Eventpress Stauffenberg)
Die deutsche Wirtschaft werde um gut fünf Prozent schrumpfen, die europäische Wirtschaft um gut sieben Prozent, erklärte Fuest. Der Ökonom prognostizierte einen großen wirtschaftlichen Einbruch und einen Anstieg der Staatsschulden aufgrund der Coronapandemie. "Wir werden lange daran zu kauen haben, die Folgen aus der Welt zu schaffen", so Fuest.
Gleichzeitig hätte es auch schlimmer kommen können, betonte der Präsident des ifo Instituts. Vor allem der deutsche Staat habe viel Geld in die Hand genommen und insofern recht gut auf die Krise reagiert. Auch die Arbeitslosigkeit sei geringer ausgefallen als befürchtet.
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Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)
Steuern zu erhöhen, um die neuen Staatsschulden schnell wieder runterzubringen, habe laut Fuest keinen Sinn. "Wir werden eine Zeit lang erhöhte Schulden haben."

"Wir werden eine Zeit lang erhöhte Schulden haben"

Die Schuldenquote in Deutschland (das Verhältnis aus Schulden und Wirtschaftsleistung) werde wahrscheinlich auf etwa 72 Prozent ansteigen. "In der Finanzkrise lagen wir deutlich über 80 Prozent." Es sei also ein unangenehmer Anstieg, aber man könne damit umgehen. Hinzu komme positiv, dass die Zinsen sehr niedrig sind. "Auch das macht diese Schulden etwas weniger dramatisch", sagt Fuest.
Der Ökonom forderte:
"Wir müssen entschlossen die Infektionen herunterbringen – es hilft nichts. Wir müssen Lockdown-Maßnahmen ergreifen. Solange die Infektionen nicht heruntergebracht werden, wird sich die Wirtschaft nicht erholen. Mittelfristig sollten wir auf Wachstum setzen und uns erst mal nicht zu viele Gedanken über die Schulden machen."