Die Vorweihnachtszeit ist die Hochzeit für Orchester. Nicht nur, dass die Konzerthäuser dann oft besonders viele Programmhöhepunkte einplanen, auch das klassische Weihnachtsgeschäft ist für Musiker eigentlich eine anstrengende Zeit. "Da findet viel statt, da werden die größten Einnahmen erzielt", sagte Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung im Dlf. Dieses Jahr fällt durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nahezu alles weg. Im Grunde seien Konzerte nur noch im Rahmen von Gottesdiensten möglich, weswegen man die Kirchen ermuntert habe, möglichst viel stattfinden zu lassen. "Aber das kann natürlich bei Weitem nicht das gesamte weihnachtliche Musikleben ersetzen", so Mertens.
Keine Planungssicherheit für das nächste Jahr
Was die Situation noch schlimmer mache, sei die Perspektivlosigkeit, denn niemand könne bislang absehen, ob sich bis Ostern grundlegend etwas ändere. Die gesamte Musiksparte sei auf Stand by und fahre auf Sicht: "Von Planungssicherheit können wir momentan nicht ausgehen", meinte Gerald Mertens, der noch auf ein anderes Problem verweist. Zwar gäbe es digitale Konzertangebote, zwar wären Proben unter bestimmten Bedingungen machbar. Aber wenn die Erkältungszeit kommt, dann müsse man mit "sofortigen Stilllegungen durch den Arzt" rechnen.
Beruf des Musikers nicht mehr attraktiv?
Langfristig werde sich das auch insofern bemerkbar machen, als der Beruf des Musikers nicht mehr attraktiv sei. Für den Nachwuchs sei die Pandemie eine große Herausforderung, gibt Mertens zu bedenken, "wo viele sich die Frage stellen: Ist es das jetzt eigentlich, woraufhin ich studieren sollte?" Der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung verwies auf eine Umfrage in Großbritannien, wo 35 Prozent der freien Musiker an die Berufsaufgabe denken. "Das ist eine erschreckende Zahl."