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Corona und Radsport
Positive Fälle in Italien, Zuschauerverbot in Belgien

Der Radsport ist wieder einmal in Corona-Nöten. Beim Giro d'Italia gab es mehrere Infektionsfälle, das Radrennen droht zum rollenden Hotspot zu werden. In Belgien durfte beim Sprinterklassiker Scheldeprijs niemand zuschauen.

Von Tom Mustroph |
Giro d'Italia am 14. Oktober 2020, 11. Etappe von Porto Sant Elpidio nach Rimini. Im Bild: Fahrer während des Rennens.
Radprofis auf der 11. Etappe des Giro d'Italia von Porto Sant Elpidio nach Rimini (imago images / LaPresse)
In Belgien ging heute der Sprinterklassiker Scheldeprijs über die Bühne, auf einem 17 km langen Rundkurs, ganz ohne Zuschauer. Sogar Fahrradpolizisten hätten aufgepasst, dass niemand der Rundstrecke zu nahekam, teilte der deutsche Fahrer Pascal Ackermann dem Deutschlandfunk mit. Ackermann sprintete auf Platz 2, wurde dann aber von der Jury wegen einer Kollision mit einem anderen Profi disqualifiziert.
Beim Giro in Italien gab es hingegen Zuschauer. Es gab dort auch positive Fälle, neun Personen insgesamt. Drei Fahrer und sechs Betreuer wurden inzwischen positiv getestet. Zwei Teams fuhren ab. Eines davon ist Jumbo Visma. Deren sportlicher Leiter Addy Engels begründete die Entscheidung so:
"In unseren Augen ist es die verantwortungsbewussteste Entscheidung, mit einem positiven Fall im Team, Stevie. Wir hatten alle engen Kontakt zu ihm."
Mehrere positiv geteste Personen im Team Mitchelton Scott
Stevie ist Steven Kruijswijk, der Kapitän des Teams. Er hatte den positiven Test. Im Team fürchtete man eine ähnliche Entwicklung wie beim zweiten abgereisten Team, Mitchelton Scott.
"Wir haben auch aufmerksam den Fall von Mitchelton verfolgt. Dort begann es auch mit einem Fall, und dann hatten sie beim letzten Test plötzlich vier."
Am Freitag war Mitchelton-Kapitän Simon Yates positiv getestet worden. Er ging daraufhin in Quarantäne. Die anderen Teammitglieder wurden ebenfalls getestet. Am Freitag waren sie noch negativ. Am Montag aber waren vier Betreuer positiv. Mutmaßlich hatten sie sich bei Yates angesteckt. Der könnte sich im Hotel infiziert haben. Denn am Frühstücksbuffet der Rennfahrer sollen sich auch ganz normale Hotelgäste getummelt haben, beschwerten sich einzelne Fahrer.
Unsichere Weiterfahrt beim Giro
Möglicherweise waren die am Montag positiv gestesteten Fahrer auch schon am Freitag, bevor Yates in Quarantäne ging, infiziert. Das Risiko ist hoch, dass sie am Wochenende ihrerseits weitere Personen ansteckten.
Auf diese Gefahr wies auch Jumbos sportlicher Leiter Engels hin:
"Es ist eine große Sache, von so einem Rennen abzureisen. In unseren Augen ist es im Interesse des gesamten Rennens. Denn die Fahrer waren in engem Kontakt mit Stevie. Wenn sie dann noch eine Woche weiterfahren, kann es neue positive Fälle geben."
Der Norweger Alexander Kristoff bei der zweiten Etappe der Tour de France 2020 am 30.08.2020 im Gelben Trikot des Führenden. Die Etappe führt über 186 km mit Start und Ziel Nizza.
Falsch positive Corona-Tests - Die Tour de France justiert bei den Corona-Regeln nach
Bei der Tour de France sind in diesem Jahr regelmäßige Corona-Tests vorgeschrieben. Das Problem: Wird ein Fahrer wegen eines positiven Tests ausgeschlossen, darf kein neuer nachkommen. Wegen falsch-positiver Tests im Vorfeld der Tour wurden die Regeln inzwischen nachgebessert.
Andere Teams entschieden sich anders. Team Sunweb etwa isolierte lediglich den positiv getesteten Profi Michael Matthews. Für Aufregung sorgte heute die Nachricht, dass er in der Quarantäne negativ getestet wurde. Der Verdacht besteht, dass der erste Test beim Giro falsch positiv war.
Wie es beim Giro weitergeht, weiß momentan niemand. Alle planen nur von Tag zu Tag. Und die Angst vor Ansteckung fährt mit.