Ende März hatten sich sieben Personen aus der deutschen Judo-Mannschaft mit Corona infiziert, in einem Trainingscamp in der georgischen Hauptstadt Tiflis. Es folgten Quarantänen, Abzug der Teams und komplizierte Rückholaktionen, die auch dem Präsidenten des Deutschen Judo-Bundes Sorgen bereiteten und Konsequenzen erforderlich machten.
Drei neue Festlegungen hat der Deutsche Judo-Bund nach der Analyse der letzten Monate getroffen, erklärt Verbandspräsident Daniel Keller: Keine internationalen Lehrgänge mehr, tägliche Coronatests für Athlet:innen in Bundesstützpunkten und nationalen Trainingslagern sowie eine genaue Analyse der Wettkampfplanung bis zu den Olympischen Spielen in Tokio.
Die Wettkämpfe des Weltverbandes seien so sicher, wie sie sein könnten, sagt Keller. "Bei den Lehrgängen haben wir große Fragen. Und dementsprechend können wir, glaube ich, sagen: Zu den Wettkämpfen reisen wir an, mit den Athleten, wo es notwendig ist. Und bei den Lehrgängen müssen wir Herr des Verfahrens werden."
Lehrgänge und Tests selbst zu organisieren und zu bezahlen ist eine zusätzliche finanzielle Belastung für den Verband, der durch Mitgliederverluste in der Pandemie ohnehin weniger einnimmt. "Das können wir auf Dauer nicht durchhalten. Hier brauchen wir Unterstützung. Und hier sind wir in Gesprächen und müssen auch ein Stück weit Druck machen gegenüber dem BMI [Bundesinnenministerium, d. Red.], dass hier weitere Mittel freigegeben werden für uns."
"Ist das der richtige Weg?"
Finanziell werden bei den Spielen in Tokio weitere Weichen für die Zukunft gestellt. Von den Ergebnissen dort hängt eigentlich die Einstufung der Einzelsportverbände und die weitere Förderung ab. Keller sagt:
"Die Frage, glaube ich, wird von den Verbänden auch immer lauter: Inwieweit sind solche Ergebnisse nach solchen Olympischen Spielen mit den besonderen Herausforderungen überhaupt – wie soll ich sagen - wie können sie das überhaupt abbilden? Ist das der richtige Weg, diese Ergebnisse miteinzubeziehen in die nächste Fördermittel-Entscheidung? Das kann man durchaus kritisch sehen."
Potenzialanalyse mithilfe anderer Ergebnisse
Keller plädiert dafür, den Abschluss der Potenzialanalyse von Verbänden, Disziplinen und SportlerInnen zu verschieben und beispielsweise große Sportereignisse bis zu den Sommerspielen 2024 für die Verteilung der Fördergelder zugrunde zu legen. Eine Absage der Sommerspiele 2021 sei´zwar keine Option, die Gesundheit der Athleten müsse aber aktuell im Vordergrund stehen.