Die Ausschreitungen bei Protesten gegen Corona-Maßnahmen in den Niederlanden waren nach Ansicht eines Experten nicht vorauszusehen. "Das war wirklich überraschend, was da losging. Es war etwas, wo keiner mit gerechnet hatte", sagte Friso Wielenga, Leiter des Zentrums für Niederlande-Studien an der Universität Münster, im Deutschlandfunk.
Er beschrieb eine Stimmung, in der Verschwörungstheoretiker, rechte Gruppen und frustrierte Jugendliche, die wieder raus wollten, aus "Unbehagen, gegen die da oben" und Misstrauen gegenüber dem Staat auf die Straße gegangen seien. Die sozialen Medien hätten für einen "Schneeball-Effekt" gesorgt, sodass die Proteste sich schnell in zahlreichen Städten von Amsterdam und Den Haag bis nach Enschede ausgebreitet hätten.
Stimmungsmache "gegen die da in Den Haag"
Das Verhalten der Rechtspopulisten in den Niederlanden beschrieb Wielenga als "widersprüchlich". Einerseits hätten sie zuvor Stimmung gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen gemacht, die Ausgangssperre verurteilt und zu Protesten aufgerufen. Als die Proteste aus dem Ruder liefen, hätten Politiker der rechtspopulistischen Partei von Geert Wilders dann aber dazu aufgerufen, die Armee einzusetzen.
Seit 18, 19 Jahren sei der Populismus aus der niederländischen Politik nicht mehr wegzudenken, sagte Wielenga. Diese Politik gegen die sogenannten etablierten Parteien, "gegen die da in Den Haag" habe für Protestbereitschaft gesorgt. Ein Grund für Frustrationen sei das Hin und Her bei den staatlichen Corona-Maßnahmen. Lange habe die Regierung zum Beispiel auf eine Maskenpflicht verzichtet. Wegen steigender Infektionszahlen seien dann später doch härtere Maßnahmen beschlossen worden.