Archiv

Corona-Unruhen
Niederlande-Experte: Unbehagen gegenüber "denen da oben"

Krawalle, Brandstiftungen und Plünderungen - die Krawalle bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen hätten viele überrascht, sagte der Niederlande-Experte Friso Wielenga im Dlf. Viele Jahre des Populismus hätten die Basis geschaffen für wachsende Protestbereitschaft.

Friso Wielenga im Gespräch mit Benedikt Schulz |
Am 25. Januar 2021 brennen in Den Haag Müllcontainer und Fahrräder auf einer Straße - ZUMAs197 20210125_zaa_s197_111 Copyright: xCharlesxMxVellax
Bei Krawallen in Den Haag wurden am 25. Januar unter anderem Müllcontainer in Brand gesetzt (IMAGO / ZUMA Wire / Charles M Vella)
Die Ausschreitungen bei Protesten gegen Corona-Maßnahmen in den Niederlanden waren nach Ansicht eines Experten nicht vorauszusehen. "Das war wirklich überraschend, was da losging. Es war etwas, wo keiner mit gerechnet hatte", sagte Friso Wielenga, Leiter des Zentrums für Niederlande-Studien an der Universität Münster, im Deutschlandfunk.
Ein regierungskritischer Demonstrant steht bei einer Kundgebung am Museumsplatz einem Polizisten gegenüber.
Coronavirus-Proteste in den Niederlanden (dpa/Robin Van Lonhuijsen)
Er beschrieb eine Stimmung, in der Verschwörungstheoretiker, rechte Gruppen und frustrierte Jugendliche, die wieder raus wollten, aus "Unbehagen, gegen die da oben" und Misstrauen gegenüber dem Staat auf die Straße gegangen seien. Die sozialen Medien hätten für einen "Schneeball-Effekt" gesorgt, sodass die Proteste sich schnell in zahlreichen Städten von Amsterdam und Den Haag bis nach Enschede ausgebreitet hätten.

Stimmungsmache "gegen die da in Den Haag"

Das Verhalten der Rechtspopulisten in den Niederlanden beschrieb Wielenga als "widersprüchlich". Einerseits hätten sie zuvor Stimmung gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen gemacht, die Ausgangssperre verurteilt und zu Protesten aufgerufen. Als die Proteste aus dem Ruder liefen, hätten Politiker der rechtspopulistischen Partei von Geert Wilders dann aber dazu aufgerufen, die Armee einzusetzen.
Seit 18, 19 Jahren sei der Populismus aus der niederländischen Politik nicht mehr wegzudenken, sagte Wielenga. Diese Politik gegen die sogenannten etablierten Parteien, "gegen die da in Den Haag" habe für Protestbereitschaft gesorgt. Ein Grund für Frustrationen sei das Hin und Her bei den staatlichen Corona-Maßnahmen. Lange habe die Regierung zum Beispiel auf eine Maskenpflicht verzichtet. Wegen steigender Infektionszahlen seien dann später doch härtere Maßnahmen beschlossen worden.
33D-Modell des Coronavirus SARS-CoV2