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Coronavirus
Robert Koch-Institut: Mortalität nicht so hoch wie bei Sars

Das Robert Koch-Institut sieht angesichts des in China entdeckten Coronavirus keinen Grund zur übermäßigen Sorge. Der Vizepräsident des Instituts, Lars Schaade, erwartet keine ähnlich hohe Mortalität wie beim Ausbruch von Sars. Der Virologe Christian Drosten hält Corona-Fälle auch in Deutschland für möglich.

Eine Frau trägt eine Maske, während sie auf einem Elektrofahrrad in der Nähe des geschlossenen Huanan Meeresfrüchte-Großmarktes fährt, der mit Fällen von Coronavirus in Verbindung gebracht wurde
Nicht sehr viele Todesfälle bislang - das sei beruhigend, sagte Lars Schaade im Dlf (Getty Images AsiaPac)
Bislang hat das Coronavirus vier Todesfälle verursacht. Ob diese Zahl weiter ansteigen werde, sei schwer zu sagen, sagte Professor Lars Schaade vom Robert-Koch-Institut. "Wir kennen das Virus erst seit knapp drei Wochen. Wir sehen jetzt etwas mehr als 200 Fälle, davon drei Todesfälle. Ein großer Unsicherheitsfaktor dabei ist: Hat man alle Fälle bisher erfasst? Es kommen ja im Laufe des Tage immer noch weitere dazu", so Schaade.
Konzeptionelle Darstellung einer Virusinfektion der Lunge mit einem Mers Coronavirus 
Wie gefährlich ist das neuartige Coronavirus?
An einer bislang unbekannten Lungenkrankheit sind in China nach offiziellen Angaben inzwischen rund 4.500 Menschen erkrankt und mehr als 100 gestorben. Auch in Deutschland wurde ein erster Fall bestätigt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Erreger.
Vermutlich gebe es Patienten, die infiziert seien, aber als Fall gar nicht auffielen, weil sie so milde erkrankt oder gar nicht erkrankt seien.
Mortalitätsrate zehnmal geringer als bei Sars
"Was wir jetzt sehen, ist erst der Anfang. Das ist in gewisser Weise beruhigend, weil es nicht sehr viele Todesfälle gibt, aber das kann sich in beide Richtungen natürlich noch entwickeln", sagte Schaade.
Bild eines Coronavirus, das mit Hilfe von High-Dynamic-Range-Imaging (HDRI) aus einem mit Transmissionselektronenmikroskop erzeugt wird. Viraler Durchmesser etwa 80-160 nm.
" Kein Grund zur übermäßigen Sorge" 
Das Robert-Koch-Institut sieht angesichts der in China entdeckten neuartigen Lungenkrankheit keinen Grund zur übermäßigen Sorge. Derzeit spreche nichts dafür, dass die Mortalität so hoch liegen könnte wie bei Sars, sagte Lars Schaade vom RKI.
Bei der Sars-Epedemie lag die Sterblichkeitsrate damals bei zehn Prozent. Diese Mortalitätrate werde man diesmal nicht erreichen. "Im Moment spricht nichts dafür. Das muss ich in aller Vorsicht sagen. Noch werden die Fallzahlen steigen, und es werden noch Fälle gesammelt", sagte der Professor.
Mensch-zu-Mensch-Übertragung nur in Einzelfällen möglich
Eine Übertragung des Erregers von Mensch zu Mensch sei Schaade zufolge in Einzelfällen möglich, aber vermutlich nicht sehr leicht. Aktuell habe man 800 Personen in China beobachtet, die mit Infizierten Kontakt hatten. "Von denen ist bisher niemand krank geworden", so Lars Schaade.
Aus wissenschaftlicher Sicht sei er mit der Informationpolitik der Chinesen ganz zufrieden. "Die Fallidentifizierung läuft eigentlich recht gut und zuverlässig. Auch die Mitteilung an die internationale Ebene machen die Chinesen eigentlich ganz offen und transparent. Das ist vor 17 Jahren, als Sars ausbrach, ganz anders gewesen."
Angemessene Schutzmaßnahmen der chinesischen Behörden
Mit Blick auf die Neujahrsfeierlichkeiten, an denen viele Chinesen quer durchs Land reisten, würden die chinesischen Behörden angemessen auf die Bedrohung reagieren. Wichtig sei, dass die kranken Menschen isoliert würden, so lange bis sie wieder gesund sind. Es gebe Exit-Screenings am Flughafen von Wuhan - eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme.
Weitergehende restriktive Maßnahmen hält Schaade nicht für gerechtfertigt. "Man muss kranke Personen identifizieren und isolieren, Personalien festellen, beoachten, ob die krank werden, an den wichtigen Verkehrsknotenpunkten Screenings durchführen. Das ist das, was die Chinensen auch tun", so der Wissenschaftler.
Virologe Drosten: Krankheit könnte auch nach Deutschland kommen
Weil damit zu rechnen sei, dass Erkrankungsfälle auch hierzulande auftreten können, müsse sich das gesamte Gesundheitssystem in Deutschland darauf vorbereiten. Das sagte Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, in der Sendung "Informationen am Morgen" des Deutschlandfunks. "Das ist eine Variante des Sars-Corona-Virus. Das muss man sehr ernst nehmen. Und wir sehen ja jetzt leider von Tag zu Tag neue Nachrichten und das ganze Bild nimmt jetzt doch mehr Ähnlichkeit mit der damaligen Sars-Epidemie im Jahr 2003 an", sagte Drosten.
Ein Mann trägt eine Maske, während er auf einem Mobike an dem geschlossenen Huanan-Großmarkt für Meeresfrüchte vorbeifährt, der mit Fällen von Coronavirus in Verbindung gebracht wurde
Virologe Drosten: "Auch in Deutschland ernst nehmen"
Die in China aufgetretene neue Lungenkrankheit muss man laut Virologe Christian Drosten auch in Deutschland ernst nehmen. Das Bild nehme Ähnlichkeit mit der Sars-Epidemie an, sagte er im Dlf.
An der Charité habe man bereits alle Testsysteme zur Erkennung der Krankheit hochgefahren."Wir haben in Deutschland sehr gute Strukturen, was das angeht. Wir haben ja seit vielen Jahren einen Pandemie-Plan, der gut umgesetzt wird. Wir haben sehr aktive Gesundheitsbehörden auf Länderebene, die tatsächlich für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zuständig sind. Wir haben eine sehr gute Koordinationsfunktion durch das Robert-Koch-Institut und machen da sicherlich einige Sachen auch besser als andere Länder, so dass wir da jetzt nicht unbedingt in der Bredouille sind", sagte der Berliner Virologe.
Drosten: "Zumindest beginnen, sich vorzubereiten"
Drosten betonte, man müsse sich als Bürger keine Sorgen um die eigene Gesundheit machen. "Es ist vielmehr so, dass jetzt die Zeit ist, in der Medizinstruktur in ganz Deutschland zu sagen, da könnte was kommen, wir müssen aufmerksam sein und wir müssen uns schon mal zumindest beginnen vorzubereiten", sagte Christian Drosten.
Ein Chinese steht mit einer Atemschutzmaske vor einer Sars-Quarantänestation (Archivbild).
Epidemien und ihre wirtschaftlichen Schäden
Der aktuelle Corona-Virus könnte sich auch auf die internationale Wirtschaft auswirken. So hatte die Sars-Pandemie Effekte auf den globalen Luftverkehr und auf den Tourismus.
Dieselbe Virusart wie bei Sars
Corona-Viren verursachen oft harmlose Erkrankungen wie Erkältungen - allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten dazu. Der neue Erreger ähnelt dem Sars-Virus (Sars = schweres akutes Atemwegssyndrom). Es gibt ein paar kleine Unterschiede, doch dieses Virus gehört zur selben Virusgruppe, möglicherweise zur selben Virusart - das muss die Wissenschaft noch klären.
Die Virusinfektion betrifft zunächst die Lunge und nicht die oberen Atemwege, löst also eine direkte Virus-Lungenentzündung aus. Die Übertragbarkeit ist offenbar geringer als beispielsweise bei der Influenza.