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Coronafälle nach Klub-WM
Warum muss der FC Bayern nicht in Quarantäne?

Trotz mehrerer Coronafälle und Verstößen gegen die Hygieneregeln gibt es für die Spieler des FC Bayern keine Quarantäne. Bilder allein könnten nicht Grundlage für so eine Entscheidung sein, erklärt Beatrix Zurek, Gesundheitsreferentin der Stadt München. Entscheidend sei, was die Spieler sagen.

Beatrix Zurek im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Benjamin Pavard schreit und läuft auf seine Mitspieler zu.
Benjamin Pavard jubelt bei der Klub-WM. Kurz darauf wird er positiv getestet. (IMAGO / Xinhua)
Erst hat es Thomas Müller erwischt, dann Benjamin Pavard. Beide sind die aktuellsten Corona-Fälle beim FC Bayern München. Müller wurde noch in Katar am Finaltag der Klub-WM positiv getestet, Parvard dann sechs Tage später in München.
Beiden soll es soweit gut gehen, beide befinden sich in Quarantäne. Der Rest der Mannschaft durfte allerdings weiter trainieren und gegen Eintracht Frankfurt in der Bundesliga spielen. Bei anderen Mannschaften, wie bei den Handballern aus Kiel oder den Basketballern aus Braunschweig, hat schon ein Fall gereicht, damit die ganze Mannschaft in Quarantäne musste.

"Keine Sonderbehandlung für den FC Bayern"

Trotzdem gebe es für den FC Bayern keine Sonderbehandlung, meint Beatrix Zurek, Münchener Gesundheitsreferentin und damit zuständig für das Gesundheitsamt in der Stadt. "Wir sind da wirklich sehr strikt. Bei uns gibt es keinerlei Ausnahmen, egal ob jemand in einer Profiliga spielt oder ob es sich um einen Kontakt handelt, der in einem normalen Büros oder in der Familie stattfindet", erklärt Zurek.
In den Richtlinien des Gesundheitsamts steht, dass Menschen, die einen Kontakt ersten Grades mit einer infizierten Person hatten, in Quarantäne müssen. Ein Kontakt ersten Grades liegt zum Beispiel dann vor, wenn sich eine Person länger als 15 Minuten ohne Maske und ohne Sicherheitsabstand neben einem Infizierten aufgehalten hat.
Auch der Austausch von Körperflüssigkeiten, zum Beispiel das Trinken aus dem selben Glas, oder der Aufenthalt in Räumen, in denen es durch Singen eine hohe Konzentration von infektiösen Aerosolen gibt, soll zu einer Quarantäne führen.

Fotos zeigen Verstöße gegen Hygienekonzept

Das Gesundheitsamt klopfe diese Regularien immer ab. "Und wenn man insgesamt Hygienekonzepte hat, die dafür sorgen, dass diese Situationen nicht erfüllt sind - weil man zum Beispiel immer eine FFP2-Maske trägt - dann ist es sehr gut nachvollziehbar und dann kann man ausschließen, ob eine Person in Quarantäne muss oder nicht", so Zurek weiter. "Wären die Voraussetzungen gegeben, müsste bei uns jeder, egal ob berühmt oder unberühmt, in die Quarantäne."
Nach dem Sieg der Klub-WM feierte Siegtorschütze Pavard mit seinen Teamkollegen den Titel. Diverse Fotos zeigen die Spieler ohne Maske und Abstand in verschiedenen Konstellationen. Viele Spieler küssen auch den Pokal, auch Pavard.
Klare Verstöße gegen das FIFA-Hygienekonzept, die der Weltfußballverband aber offenbar nicht bestraft hat. Eine konkrete Nachfrage dazu ließ die FIFA unbeantwortet. Zudem zeigen die Bilder die enge Anordnung der Spielerplätze in den Kabinen - dort, wo eigentlich Abstand herrschen sollte.

"Es küsst ja immer die gleiche Mannschaft"

Angesprochen auf die Bilder sagt Zurek zunächst, es sei zumindest immer nur die eigene Mannschaft, die den Pokal küsse. Auf Nachfrage erklärt sie: "Selbstverständlich ist es notwendig, zu analysieren, ob die Vorgaben, die vom RKI kommen, erfüllt werden. Wenn das der Fall ist, dann müssen natürlich die anderen Spieler in Quarantäne. Dies ist offensichtlich nicht der Fall." Auch die vielen Tests der Spieler nennt Zurek als Sicherheitsmaßnahme gegen Infektionen.
Grundsätzlich seien die Bilder auch für das Gesundheitsamt eine mögliche Informationsquelle, so Zurek. "Wenn notwendig, würden wir so etwas auch zu Rate ziehen. Aber es gibt natürlich auch Grundlagen für eine Entscheidung. Und da kann es dann nicht sein, dass ein Bild allein eine Grundlage ist, sondern dass ist eine Vielfalt von Informationen, die dann zu einer Quarantäne führen", sagt die Gesundheitsreferentin.

Gesundheitsamt fast täglich mit FC Bayern in Kontakt

Die Voraussetzungen seien für alle Bürger gleich. "Wenn es nicht über die 15 Minuten geht oder die anderen Grundlagen nicht erfüllt sind, dann wird auch keine Hörerin oder Hörer, die möglicherweise auch mal die Regeln nicht erfüllt, in Quarantäne geschickt", sagt Zurek. "Es mag unbefriedigend sein, weil es keine leichte und vielleicht eingehende Antwort ist. Aber das heißt nicht, dass das Vorgehen falsch wäre."
Das Gesundheitsamt überprüfe auch das Hygienekonzept des FC Bayern am Trainingsgelände, man sei "fast täglich" mit dem Verein in Kontakt. "Man kann im Grunde sagen, dass auch für Sportler in der Regel gilt, dass man sich nicht im beruflichen, sondern eher im privaten Umfeld ansteckt. Deswegen kann man aus dem Umstand, dass jetzt infektiöse Spieler vorhanden sind, nicht schließen, dass wir unsere Arbeit nicht machen."

Kritik an Karl-Heinz Rummenigge

Genau wie bei anderen Bürgern seien die Angaben der einzelnen Personen, in diesem Fall also der Spieler, die wichtigste Informationsquelle für das Gesundheitsamt, erklärt Zurek. Wie oft dabei die Wahrheit gesagt werde, wolle sie nicht analysieren. "Das ist egal, ob das jetzt Katar ist oder München oder Tirol. Wir sind darauf angewiesen, dass die Bürgerinnen und Bürger wahrheitsgemäße Angaben machen."
Kritik äußerte Zurek an Karl-Heinz-Rummenigge, der mehrfach bei Bundesliga-Spielen seine Maske nicht über die Nase gezogen hatte. Rummenigge gefährde zwar durch sein Verhalten nicht direkt andere Personen. Aber: "Ich würde vorschlagen, dass man nochmal mit ihm von Seiten des Hygiene-Verantwortlichen spricht. Es ist jedenfalls kein gutes Beispiel."