200 Millionen Euro will der Bund professionellen Sportvereinen als Coronahilfe geben. Einige Vereine sind allerdings unzufrieden mit der Art der Vergabe. Denn weil nur diejenigen Hilfen bekommen, die coronabedingt in eine Notlage gekommen sind, sehen sich finanziell besonders solide Vereine im Nachteil. Sie müssen statt der Hilfen ihre Rücklagen benutzen. Markus Kerber, Staatssekretär im Bundes-Innenministerium erklärt die Regeln mit einer Analogie:
"Sie müssen das vergleichen mit einer Krankenhaussituation. Ich muss doch denjenigen bevorzugt helfen, die wirklich schwer verletzt eingeliefert werden. Und da bemühen wir uns - ausgerichtet und orientiert am Beschluss des Haushaltsausschusses - zielgenau helfen zu können."
"Notsituation nachweisen"
Nach diesem Beschluss soll laut Kerber eben nur Vereinen und Verbänden geholfen werden, die coronabedingt in eine Notsituation geraten sind. Vereine, die wirtschaftlich so gut dastehen, dass sie keine Hilfen benötigen, sollen keine Mittel bekommen. Genau so soll es Vereinen gehen, die unabhängig von der Pandemie finanzielle Schwierigkeiten haben.
"Ich muss auf die abstellen, die coronabedingt in eine Notsituation geraten. Und das muss mir der einzelne Verein, der einzelne Verband eben nachweisen", sagt Kerber.
Die Hilfen können Vereine beim zuständigen Bundesverwaltungsamt beantragen, in dem sie zeigen, wie viele Karten sie zwischen April und Dezember 2019 verkauft haben und wie viel sie im gleichen Zeitraum 2020 verkauft bzw. nicht verkauft haben. Ursprünglich waren die Vereine davon ausgegangen, dass sie die Ausfälle bei den Ticketeinnahmen unabhängig von ihrer wirtschaftlichen Situation ersetzt bekommen würden.
Unfaire Verteilung der Gelder?
Der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga Frank Bohmann kritisierte, dass durch die aktuelle Regelung die Vereine profitieren würden, die in der Krise Instrumente wie Gehaltsverzicht nicht so konsequent wie andere Vereine angewendet hätten. "Jetzt bekommen die, die substanziell verzichten, weniger vom Staat als die, die nicht verzichten. Das kann man als unfair betrachten", so Bohmann im Deutschlandfunk.
Angesprochen darauf, warum der Bund nicht allen Vereinen einen Teil ihrer unverschuldet erlittenen Einnahmeverluste ersetzt, antwortet Kerber: "Weil ein einfacher Weg vielleicht gerade die monierte Ungerechtigkeit auslöst." Der Bund könne einem Verein, der noch Mittel habe und daher nicht in einer Notsituation sei, keine Hilfe gewähren.
Mehrere Hilfen als Optionen
"Dass es jetzt bei einzelnen Vereinen zu einem Nachjustieren kommen muss, dass einzelne Vereine sagen: 'So haben wir uns das aber nicht vorgestellt, weil es auf uns spezifisch nicht so positiv wirkt, wie wir uns das vorgestellt haben', das passiert immer wieder mal. Aber das Gros der Vereine hat sich ja bisher nicht negativ geäußert", rechtfertigt der Staatssekretär das Vorgehen.
Die Richtlinie werde allerdings nicht mehr maßgeblich verändert, sagt Kerber. Die Vereinsverantwortlichen müssten dann entscheiden, welche Hilfen sie beantragen wollten. Kerber nennt für viele Vereine etwa auch die Hilfen für mittelständische Unternehmen als Möglichkeit. Er geht aber auch davon aus, dass noch mehr als die bisher 16 Klubs die Coronahilfe des Bundes beantragen werden.
Zur grundsätzlichen Begründung der Hilfen für Sportvereine erklärt Kerber, dass der Profisport so einen großen Stellenwert im Alltag der Menschen habe, dass er den Zusammenhalt in der Pandemie stärken könne. Mit verschiedenen Hygienekonzepten sei der Sport außerdem ein Vorbild gewesen und auch deshalb unterstützenswert.
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