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Coronakrise
Berlins Kultursenator: "Der Bund lässt uns hängen"

Rücksichtnahme und eine größere Wertschätzung für den Kultursektor fordert Berlins Kultursenator Klaus Lederer vom Bund. In der Hauptstadt werden Soloselbstständigen und Freiberuflern Liquiditätshilfen in der Coronakrise angeboten. "Kredite helfen am Ende nicht", sagte Berlins Kultursenator Klaus Lederer im Dlf.

Klaus Lederer im Gespräch mit Jörg Biesler |
Der Zuschauerraum im Berliner Ensembles mit teilweise abgebauten Sitze als Schutzmaßnahme in der Coronapandemie
Wenig Plätze, wenig Einnahmen, viel Frust - die Kultur trifft die Coronakrise besonders hart (dpa / picture alliance / Britta Pedersen)
Die Corona-Pandemie, die einst so schnelles Handeln nötig machte, geht allmählich über in einen Dauerzustand. Und das heißt für die Kultur, dass monatelang mit starken Einschränkungen zu rechnen ist, vor allem dort, wo sonst viele Menschen auf vergleichsweise kleinen Raum zusammenkamen. Die Klubs sind weit entfernt vom schwitzigen Normalbetrieb und auch die Theater und Konzerthäuser können je nach Bundesland allenfalls 50 Prozent ihrer Tickets verkaufen, das gilt für öffentlich finanzierte Häuser wie für private. Das werden viele nicht lange aushalten. Denn, "Einnahmen können nicht nachgeholt werden", sagte Berlins Kultursenator Klaus Lederer.
Hartz IV statt echte Hilfe
Bislang rechnet man in Berlin mit 47 Millionen Euro Verlust, denn öffentliche Betriebe wie Theater, Orchester und Oper können nur zur Hälfte ausgelastet werden. Während hier die Einbußen erst einmal aufgefangen werden können, funktioniert es bei privat geführten Betrieben nicht. "Wir bieten hier Liquiditätshilfen an und diskutieren mit Verbänden über Anschubfinanzierung, wenn das Ende der Pandemie da ist."
Anfang Oktober will Berlin einen Tag der Klubkultur ausrufen, um die arg gebeutelte Szene zu unterstützen. Vom Bund fühlt sich Lederer ziemlich allein gelassen. "Leider lässt uns der Bund ziemlich hängen und verweist Freiberufler und Soloselbständige an Hartz IV."
Kultur ist zwar Ländersache, aber eine Pandemie, "ist eine derartige Ausnahme, dass viele Länder und Kommunen dabei total überfordert sind", ergänzte Lederer. " Was mich vor allem ärgert, dass im Bereich der Freiberufler und Soloselbstständigen eine solche Ignoranz herrscht."
Hohe Hürden
Die vollmundigen Versprechungen der Minister Altmaier und Scholz, die vom "großen Wumms" und einer "Bazooka" sprachen, so Lederer, seien nicht eingelöst worden. "Die Lebenshaltungskosten von Soloselbstständigen und Freiberuflern wurden explizit ausgeschlossen" und somit wurden bislang von den bereit gestellten 25 Milliarden auch erst 700 Millionen abgerufen. "De facto sind die Hürden so groß, die bürokratischen Schwierigkeiten so gewaltig, dass kaum ein Mensch davon profitieren kann."
Berlin und Bremen haben eine Bundesratsinitiative gestartet, um auf die schwierige Situtation der Künstlerinnen und Künstler, der Freiberufler und Soloselbstständigen in dem Kultursektor hinzuweisen, sie ist auch angenommen, aber bislang hat sich die Bundesregierung dazu aber nicht geäußert, so Lederer. "Das hat auch was mit dem Stellenwert und der Wertschätzung zu tun dem man dem Kultursektor gegenüber an den Tag legt."