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Coronakrise
Der Fußball arbeitet kurz

Nahezu alle Fußballvereine stehen wegen der Corona-Pandemie vor dramatischen Einnahmeverlusten. Um die Ausgaben zu senken, wollen viele Klubs Kurzarbeit beantragen. Es ist aber fraglich, ob die Maßnahme ausreicht.

Von Marc Eschweiler | 19.03.2020
Ein Fan sitzt auf der leeren Tribüne im Dortmunder Fußballstadion.
Der Fußballvereine speisen ihre Einnahmen vor allem aus TV-Einnahmen und Sponsorengeldern (dpa)
Eine Sache hat der Deutsche Fußballbund in dieser Woche schon klargestellt:

"dass der DFB eben keine Verluste von Klubs ausgleichen kann und dass auch nicht darf - satzungsgemäß."

Laut Pressesprecher Jens Grittner kann der DFB den Vereinen aber vielleicht helfen, in dieser bisher einmaligen Krise Zeit zu gewinnen.

"Es geht im Kern darum, im Notfall gezielt Überbrückungshilfen anzubieten und Liquiditätskrisen einfach zu überbrücken und zu vermeiden."
Viele Regionalligisten sind auf Kante genäht
Ob die Vereine aber irgendwann später in der Lage sind, Überbrückungskredite wieder zurückzuzahlen, steht auf einem anderen Blatt.
Viele Regionalligisten beispielsweise planen ihre Budgets so knapp, dass sie gerade so durch eine Spielzeit kommen
"Es gibt momentan wirklich wenig Lösungen, es heißt nur eins durchhalten, zusammenhalten. Und dann schaffen wir das."
Video-Pressekonferenz des DFB mit DFB-Präsident Fritz Keller, Bundestrainer Joachim Löw und Oliver Bierhoff, Direktor Nationalmannschaften.
Frankfurt am Main,18.03.2020 DFB-Video-Pressekonferenz *** Frankfurt am Main,18 03 2020 DFB Video press conference, PK, (imago images / Norbert Schmidt)
Irgendwie durchhalten, sagt DFB-Präsident Fritz Keller, das fällt gerade Traditionsverein wie Rot-Weiss Essen oder Alemannia Aachen schwer. Sie leben vor allem von Zuschauereinnahmen, die aktuell ausbleiben. Für Essen zum Beispiel stehen 2,5 Millionen Euro auf dem Spiel. Daraus machte der Klub keinen Hehl.
Kurzarbeit bei allen Drittligisten notwenig
Auch Drittligisten kämpfen um ihren Fortbestand, obwohl sie zusätzlich TV-Gelder kassieren. Deshalb denken viele Vereine über Kurzarbeitergeld nach, obwohl laut Arbeitsrechtler Martin Schimke der Arbeitgeber grundsätzlich das Risiko von Betriebsstörungen trägt.
"Frage ist, gilt das auch für alle Phasen und Auswirkungen der Coronakrise bzw. ist diese Krise noch von besagter Betriebsrisikolehre umfasst?"
Der SV Meppen und der 1. FC Kaiserslautern haben den Schritt bereits gewagt und Kurzarbeit beantragt. Spielerberater Jörg Neblung geht davon aus, dass andere folgen werden.
"Wir müssen davon ausgehen, dass diese Kurzarbeitergeldidee für fast alle Drittligisten Existenznotwendig sein wird. Und ich gehe davon aus, dass die Bundesregierung auch da entsprechend unbürokratisch agieren wird."
Jörg Neblung
Der Spielerberater Jörg Neblung (Deutschlandradio / Jessica Sturmberg)
Bierhoff: Werden den Gürtel enger schnallen müssen
Der Ruf nach Solidarität im Fußball halt aktuell durch die Republik. Dass Bundestrainer Löw oder Dortmunds Geschäftsführer Watzke auf Gehalt verzichten, hilft im eigenen Haus, den kleinen Klubs aber nicht.
Sie müssen selber gucken, wie sie die Krise meistern. Selbst der große und im Grunde reiche DFB wird nicht unbeschadet davonkommen.
"Es ist gut, dass wir auch solide aufgestellt sind und auch in guten Zeiten, natürlich daran gedacht haben, für solche Fälle abgesichert zu sein. Aber eins ist auch klar, dass wir sicherlich den Gürtel enger schnallen müssen", machte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff deutlich.

Und eine andere Sache dürfte auch klar sein: Fans in Essen, Aachen oder Kaiserslautern sind vermutlich froh, wenn sie ihr Team in Zukunft überhaupt noch spielen sehen können.
Auch wenn die sportlichen Ziele dabei sinken, weil das Geld nicht mehr für eine ambitionierte Mannschaft reicht,