Die größte Fluggesellschaft der Bundesrepublik steigt zum 22. Juni in den MDax der mittelgroßen Werte ab, wie die Deutsche Börse mitteilte. Maßgeblich für die Zugehörigkeit zum Dax sind Börsenumsatz und Börsenwert eines Unternehmens.
Welche Konsequenzen hat der Abstieg aus dem Dax für die Lufthansa?
Es ist ein Prestigeverlust, denn der Dax - also der Deutsche Aktienindex - ist der größte deutsche Aktienindex und das Aushängeschild der deutschen Wirtschaft für internationale Investoren. Die Lufthansa gehört zu den Gründungsmitgliedern des Dax. Das bedeutet, dass der Konzern seit 32 Jahren ununterbrochen im Dax war und dort Höhen und Tiefen mitgemacht hat.
Der Rauswurf aus dem Dax könnte sich auch auf den Kurs auswirken, denn es gibt Fondsmanager und Fonds, die speziell einen Index abbilden und deshalb ihre Aktien dort nun umschichten.
Was hat zu diesem Schritt geführt?
Wer in der ersten Börsenliga der 30-Dax-Konzerne mitspielen will, der braucht einen gewissen Börsenumsatz (Handelsvolumen) und einen gewissen Börsenwert (Marktkapitalisierung). Der Kurs der Lufthansa-Aktie war im Sog der Coronakrise eingebrochen.
Aber der Konzern hat gerade größer Probleme als die Frage, ob er nun im Dax oder MDax gelistet ist - so formulierte es zumindest der Lufthansa-Chef Carsten Spohr. So hat die Airline mehr als zwei Milliarden Euro Verlust im ersten Quartal gemeldet. Die Barmittel werden immer knapper und mehr als die Hälfte der Belegschaft ist in Kurzarbeit.
Gibt es die Chance auf ein Comeback für die Lufthansa?
Eine Rückkehr der Lufthansa in den Dax ist nicht ausgeschlossen. Es gibt Dax-Mitglieder, die das geschafft haben: Dazu gehört zum Beispiel der Chiphersteller Infineon. Es kommt hinzu, dass dieser Abstieg aus der ersten Börsenliga bei der Lufthansa auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Dadurch ist die Aktie des Unternehmens seit Jahresbeginn um rund 40 Prozent abgestürzt. Das ist anders als bei anderen Dax-Gründungsmitgliedern wie der Commerzbank oder ThyssenKrupp, die in den letzten zwei Jahren rausgeflogen sind.
Dennoch wird die Lufthansa voraussichtlich nicht so schnell zu ihrer alten Stärke zurückfinden, weil die Pandemie das Reiseverhalten verändert haben könnte. Beispielsweise könnten weniger Geschäftsreisen stattfinden als noch vor der Pandemie und dadurch drohen natürlich Umsatzeinbußen in der Luftfahrt. Generell setzen Investoren derzeit eher auf Softwarekonzerne oder auch Immobilienkonzerne - das zeigt sich nun eben auch in der nun neuen Zusammensetzung des Dax. Die Deutsche Wohnen rückt für die Lufthansa auf.
Die Deutsche Wohnen - was ist das für ein Konzern?
Deutsche Wohnen ist der zweitgrößte deutsche Wohnungsvermieter. Die meisten der 160.000 Wohnungen liegen in Berlin. Der Konzern ist nach einigen Übernahmen und Zukäufen nun tatsächlich inzwischen fast so viel wert wie die Deutsche Bank - also fast 15 Milliarden Euro. Der Aufstieg in den Dax ist sicherlich ein Erfolg für das Management. Der deutsche Mieterbund sieht diese erhöhte Aufmerksamkeit auch für internationale Investoren allerdings mit Sorge, denn Investoren erwarten in der Regel hohe Dividenden. Der Druck, die Mieten zu erhöhen oder an anderer Stelle Kosten zu sparen, könnte also steigen, so die Befürchtung des Mieterbunds.