Wäre alles wie immer, würde der Papst den Segen "Urbi et Orbi" (dt. "der Stadt und dem Erdkreis") erst am Ostersonntag spenden, dem höchsten christlichen Feiertag. Normalerweise würden ihm dabei Tausende Menschen auf dem Petersplatz zujubeln und Millionen via Fernsehen zuschauen.
Vatikan: kirchengeschichtlich einmalige Handlung
Doch Papst Franziskus hat angesichts der Coronapandemie und der besonders dramatischen Situation in Italien entschieden, schon am Freitag (27.03.20) die berühmten drei Worte zu sprechen, aus Solidarität mit den Kranken und Sterbenden. Dies sei eine kirchengeschichtlich einmalige Handlung, betont der Vatikan. Franziskus wird bei Einbruch der Abenddämmerung allein auf dem Petersplatz zu sehen sein. Versammlungen sind in Italien schon seit Wochen verboten, der Vatikan nennt neben dieser politischen auch eine geistliche Begründung: Die Plätze seien "freigehalten für die Kranken und Sterbenden".
Der Segen ist mit einer eucharistischen Anbetung verbunden, dabei zeigt der Papst eine Monstranz mit der Hostie, für katholische Gläubige der Leib Christi. Wer den Segen empfängt, erhält zudem einen Ablass, das bedeutet nach katholischer Lehre, dass Sündenstrafen getilgt werden – ein Versprechen, das vor allem Sterbenden Trost spenden soll.
Zwischen starkem Zeichen und hilfloser Geste
Der Vatikan legt Wert darauf, dass die Symbolhandlung des Papstes weder als Beschwörungsgeste noch als magische Gefahrenabwehr verstanden wird.
Die Ankündigung hat kontroverse Reaktionen hervorgerufen: Sie wird einerseits als starkes Zeichen der Solidarität mit den Kranken gedeutet, andererseits sehen Kritiker darin eine hilflos-klerikale Geste.
TV-Sender und Streamingdienste übertragen die Zeremonie.