Hinter dem Kölner Hauptbahnhof am Breslauer Platz hat die Stadt Köln ein großes Corona-Testzentrum aufgebaut. Menschen in weißen Overalls laufen herum, ihre Gesichter sind verhüllt, nur die Augen sind hinter der Schutzbrille zu erkennen. Die Probenentnahme erfolgt durch einen Nasen-Rachen-Abstrich. Worauf es ankommt, erläutert Gerhard Andreas Wiesmüller. Er leitet die Abteilung Infektions- und Umwelthygiene des Gesundheitsamtes der Stadt Köln.
"Mit dem Stäbchen geht man an den hinteren Rachenrand. Sie können sich vorstellen: Das kann sehr leicht zu Würgereiz kommen. Und wenn man das getan hat, geht man noch einmal rechts und links durch die Nase in den oberen Rachenbereich hinein, um dort noch einmal Material zu nehmen."
Nur geschultes, medizinisches Personal kann einen solchen Abstrich vornehmen. Präzision ist gefordert. Denn wenn etwas falschläuft gelangen keine Viren auf den Wattetupfer, und der Coronatest ist wertlos.
Ein halbes Schnapsglas voll Kochsalzlösung
"Der Nasen-Rachenabstrich gilt als goldener Standard. Aber wenn die zu untersuchende Person sich zum Beispiel sträubt oder derjenige, der es tut, nicht forsch genug ist, und in den Bereichen nicht richtig ankommt, dann kann es da auch zu falsch negativen Ergebnissen kommen."
Mit der Folge, dass sich Infizierte in falscher Sicherheit wiegen und – ohne es zu wissen - weitere Menschen anstecken könnten. Ein einfacheres und weniger unangenehmes Testverfahren könnte solche falsch-negativen Ergebnisse reduzieren. Die Zutaten: Ein Schluck Kochsalz-Lösung. Nicht mehr als ein halbes Schnapsglas.
"Die Methode sieht letztendlich so aus, dass man zehn Milliliter Flüssigkeit in den Mund nimmt, den Kopf ein bisschen nach hinten, eine halbe bis eine Minute gurgelt und dann die Flüssigkeit in ein Pöttchen spuckt. Und dieses Pöttchen geht dann genau wie der Tupfer ins Labor und kann genauso mit der modernen PCR-Methode auf das Erbmaterial des Virus untersucht werden."
Im Labor alles wie gehabt
Eine halbe Minute Gurgeln ist schon anstrengend. Luftholen erlaubt, natürlich durch die Nase. Nach dem Ausspucken wird alles sauber beschriftet, und die Probe geht ins Labor. Dort ist sie bereit für den PCR-Test, die Polymerase-Kettenreaktion. Im Labor läuft alles so ab, wie beim Nasen-Rachen-Abstrich. Denn das Material vom Wattetupfer wird ebenfalls in Kochsalzlösung aufgenommen und anschließend untersucht. Dass möglicherweise nach dem Gurgeln weniger Virus in der Flüssigkeit schwimmt, ist kein Problem, denn der PCR-Test, bei dem das Virus-Erbgut vervielfältigt wird, ist hoch empfindlich.
Ob die Ergebnisse des Gurgeltests genauso zuverlässig sind wie der Goldstandard, hat ein privates Labor im Auftrag der Stadt Köln in den letzten Wochen untersucht. Insgesamt 183 Proben wurden doppelt genommen: Jeweils mit einem Gurgeltest und einem Nasen-Rachen-Abstrich. Dann wurde beide Proben mit der PCR untersucht und verglichen.
Der Schnelltest für zu Hause
Das Ergebnis ist noch nicht bekannt, aber Gerhard Andreas Wiesmüller ist optimistisch: "Ich bin davon überzeugt, dass das Rachenspülwasser mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser sein kann als der Abstrich. Wenn Sie gurgeln kommt das Spülwasser überall im Rachen heran und löst dort entsprechend Virusmaterial. Ich glaube nicht, dass sie schlechter ist als der Nasen-Rachenabstrich."
Der Gurgeltest ist vor allem einfacher und weniger fehleranfällig als der Nasen-Rachen-Abstrich. Geschultes medizinisches Personal ist nicht von Nöten. Im Prinzip kann jeder zu Hause eine Gurgelprobe nehmen. Eine Wiener Start-Up-Unternehmen vermarktet bereits ein passendes Test-Kit.
Bislang muss das Rachenspülwasser noch ins Labor geschickt werden. Wenn ein guter, einfacher Schnelltest als Virusnachweis hinzukommt, lässt sich die ganze Test-Prozedur ins Badezimmer verlegen. Dazu müssten die Schnelltests so einfach funktionieren wie ein Schwangerschaftstest. Und sie müssen eine ausreichende Empfindlichkeit und Genauigkeit unter Beweis stellen.