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Coronavirus
Drosten stellt klar: Quarantänezeit sollte nicht verkürzt werden

Nur fünf statt 14 Tagen Quarantäne seien notwendig, so war der Virologe Christian Drosten in den vergangenen Tagen zitiert worden. Nun hat er klargestellt, dass das ein Missverständnis war. Sein Vorschlag von fünf Tagen Isolierung gelte nur für spezielle Fälle.

Von Volkart Wildermuth |
Ordner in eine Regalreihe sind mit COVID-19 beschriftet.
Die Gesundheitsämter haben durch Corona viel Mehrarbeit (picture alliance/dpa/Marijan Murat)
Wenn ein Mensch, der mit dem neuartigen Coronavirus infiziert ist, gleich mehrere Personen ansteckt, dann entsteht dort ein sogenanntes Cluster. Gerade diese Cluster gelten als gewaltiger Treiber hinter der COVID-Pandemie. Und zu solchen Clustern hat sich sich der Virologe Christian Drosten geäußert – und damit eine gewaltige Medienlawine losgetreten.

Wie wurde Drostens Aussage interpretiert?

"Verkürzung der Quaranänezeit auf fünf Tage", lauteten Schlagzeilen oder "Die Quarantänedauer ist auf dem Prüfstand". Inzwischen hat Christian Drosten klargestellt: Er hat nicht über Quarantäne allgemein gesprochen, sondern sich auf eine sehr konkrete Situation bezogen: Angenommen eine Person kommt zum Gesundheitsamt, hat Symptome und schnell ist klar, er oder sie hat sich zum Beispiel bei einer Feier vor fünf Tagen angesteckt. Jetzt so Drosten, mache es keinen Sinn, genau aufzuklären, wer da wie lange neben wem gesessen hat und nur enge Kontakte in die Quarantäne zu schicken. Stattdessen sollten einfach alle für fünf Tage in eine Abklingzeit und danach getestet werden. Bisher gilt: enge Kontaktpersonen von nachgewiesen Infizierten müssen für 14 Tage in eine Quarantäne. Und wer Symptome hat, oder einen positiven Test, der muss für zehn Tage nach Einsetzen der Symptome in Isolation.

Woher kommen dann die fünf Tage bei Christian Drosten?

Da gibt es zwei Aspekte: einmal braucht es im Durchschnitt fünf Tage, bis nach einer Infektion Symptome auftreten, das zeigen eine ganze Reihe von Studien. Und wenn jemand Symptome hat, dann war er die zwei Tage davor und ist noch fünf weiter Tage lang ansteckend. In dem Clusterbeispiel sind die ersten fünf Tage im Grunde vorbei, weil ja schon ein Gast Symptome entwickelt hat und nach fünf weiteren Tagen sollten die meisten nicht mehr ansteckend sein. Aber es gibt ein Restrisiko, denn die beiden Fünf-Tage-Werte sind Durchschnitte, das kann jeweils auch länger gehen. Deshalb sagt Christian Drosten auch, er sei mit seinem Vorschlag "bis an die Schmerzgrenze der Epidemiologie" gegangen.
33D-Modell des Coronavirus SARS-CoV2
Alle Beiträge zum Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)

Wie sieht ein Cluster denn generell aus?

Im Grunde beginnt alles mit einer Person mit klaren Symptomen oder einem positiven Test. Da muss das Gesundheitsamt in zwei Richtungen blicken. Einmal zurück: wo hat sich diese Person angesteckt? Darum geht es Drosten. Das Gesundheitsamt blickt aber auch noch vorne, fragt, wen könnte diese Person hier bei mir selbst angesteckt haben? Und wenn die sagt, gestern war ich auf einer Party, das wäre dann ein neues Cluster, das lässt sich noch einfangen. Aber dafür braucht man dann aber eine längere Quarantäne. Es ist tatsächlich kompliziert.

Waren wir denn bisher übervorsichtig?

Eher nicht, es kommt hier tatsächlich auf eine Balance an, es geht um die Abwägung Infektionsschutz versus wirtschaftliche und soziale Belastung. Gesellschaftlich muss die Politik einen Kompromiss finden, aber nicht einfach pauschal die Quarantänezeit verkürzen, sondern die verschiedenen Situationen berücksichtigen. Das Robert-Koch-Institut hat übrigens schon den Auftrag, das alles noch einmal auf den Prüfstand zu stellen.