"Nice meeting you. I’m Herilinda Temba from Africa CDC. You're welcome to our Africa CDC emergency operating center."
Vor einiger Zeit hat mir die Epidemiologin Herilinda Temba das Krisenzentrum des Africa Center for Disease Control and Prevention gezeigt.
Nur drei Jahre alt und noch ohne Wikipedia-Eintrag hat die kleine Organisation eine große Aufgabe übernommen: die Gesundheit von über einer Milliarde Afrikanern zu schützen. Das Krisenzentrum mit rund einem Dutzend Computerarbeitsplätzen wird dominiert von einem wandfüllenden Bildschirm.
Herlinida Temba: "Das ist eine Videokonferenzanlage. Hier im Hauptquartier sprechen wir täglich mit unseren fünf Regionalbüros, so sind wir eng am Geschehen in den Mitgliedsländern. Von Gesundheitsproblemen erfahren wir in Echtzeit."
Bis vor kurzem hat sich das Africa CDC vor allem um Malaria, Lassafieber, Hirnhautentzündung und natürlich um Ebola gekümmert. Aber seit Beginn des Jahres steht das neue Coronavirus im Mittelpunkt. Der Direktor des Africa CDC Dr. John Nkengasong hält engen Kontakt nicht nur nach China, sondern regelmäßig auch mit seinem europäischen Gegenstück, erzählt er am Telefon.
John Nkengasong: "Wir sprechen über die Videoanlage zweimal in der Woche mit dem Europäischen CDC. Besonders seit dem Ausbruch in Italien koordinieren wir uns eng."
Ägyptens Gesundheitssystem gut aufgestellt
Afrika hat Angst vor Ansteckungen aus Europa. Und das mit gutem Grund. Der Corona-Patient in Algerien stammt aus Italien, genauso wie der Patient in Nigeria. Der erste Covid-19 Fall wurde in Ägypten entdeckt. In Kairo starten und landen viele Direktflüge nach China, Ägypten war vorbereitet. Ein Test konnte das Virus nachweisen und es gelang den Gesundheitsbehörden schnell, alle Kontaktpersonen zu identifizieren und zu isolieren. Nicht alle Staaten sind so gut aufgestellt wie Ägypten.
John Nkengasong: "Wir wissen nicht, ob es anderswo bereits unentdeckte Infektionen gibt. Wenn mehr getestet wird, erwarten wir, weitere Fälle zu finden. Deshalb ist es so wichtig, die Laborkapazitäten schnell auszubauen. Anfang Februar konnten nur zwei Labore in Afrika Coronaviren nachweisen. Inzwischen sind es über vierzig."
Dazu hat das Africa CDC beigetragen. Wobei auch 40 Labore für einen ganzen Kontinent noch nicht allzu viel sind. In jedem Fall nützen Labore wenig ohne Laboranten. Die wichtigste Aufgabe des Africa CDC ist deshalb die Ausbildung. Vergangene Woche wurden Ärzte aus 20 afrikanischen Ländern in Kenia zu effektiver Einreisekontrolle an Flughäfen informiert. Diese Woche folgen in Nigeria Schulungen über Infektionskontrolle und Vorbeugung und ein internationaler Workshop zur Risikokommunikation in Tunesien.
Ideale Bedingungen für ein Virus
Dieser Schnellstart in Richtung Corona-Vorbereitung war möglich, weil es zusätzlich zu den afrikanischen Mitteln weitere Hilfe gab. John Nkengasong: "Wir sind der Bill und Melinda Gates Stiftung sehr dankbar, dass sie unkompliziert und vor allem sehr schnell Gelder bereitgestellt hat für dieses Fortbildungsprogramm."
Weitere 20 Millionen sind zugesagt, sagt John Nkengasong. Das Geld wird dringend gebraucht, denn es geht darum, in der Fläche auf das Coronavirus vorbereitet zu sein.
John Nkengasong: "In China haben wir gesehen, dass das Virus nicht nur an einem Ort zuschlägt, es trifft viele Regionen im Land. Deshalb erwarten wir, dass die Regierungen die Lektionen aus unseren Trainings an alle Ebenen ihrer Gesundheitssysteme weitergeben."
Das ist nicht einfach. In Afrika leben viele Menschen in den Ballungszentren dicht gedrängt. Ideale Bedingungen für ein Virus. Aber es gibt auch entlegene Regionen, die schwer zu erreichen sind.
John Nkengasong: "Das kann gut oder schlecht sein. Gut, weil es dort weniger Kontakt zwischen Menschen gibt und sich das Virus nicht so leicht ausbreiten kann. Aber es ist auch schlecht, denn wie sollen wir es in entlegenen Gebieten bekämpfen mit den wenigen Ressourcen und Gesundheitshelfern."
"Die afrikanischen Länder nehmen das Thema ernst"
Viele afrikanische Länder haben ihre Gesundheitsüberwachung im Rahmen der Ebola-Epidemie in Westafrika bereits gestärkt und internationale Kontakte geknüpft. So hat das Bernhard-Nocht-Institut ein mobiles Labor nach Ostafrika geschickt, das gerade um ein Modul zur Corona-Diagnostik erweitert wird. Es gibt also durchaus Vorarbeiten, die jetzt genutzt werden können. Auf der anderen Seite ist mancherorts die Belastung für die Gesundheitssysteme heute schon hoch.
John Nkengasong: "Sie können sich vorstellen, wie verheerend das werden kann, da gibt es keinen Zweifel. Gerade im Kongo, denn dort gibt es bereits Ausbrüche von Lassafieber, Masern und eben Ebola."
Noch ist unklar, wie bedrohlich der Corona-Ausbruch für Afrika werden wird. Klar ist bislang nur, dass die Wirtschaft leidet. China ist der wichtigste Handelspartner Afrikas und in vielen Ländern verzeichnen kleine und große Unternehmen Umsatzeinbußen. Daran lässt sich wenig ändern. Aber auf das Coronavirus selbst kann und wird sich Afrika vorbereiten, da ist sich John Nkengasong sicher.
"Ich war sehr zufrieden, dass sich am Samstag die Gesundheitsminister aus ganz Afrika hier in Addis Abeba getroffen haben. Das zeigt, wie ernst die Länder das Thema nehmen. Wir haben an China die verheerende Natur dieser Infektion gesehen und wie schnell sie sich ausbreitet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch in Afrika auftaucht. Deshalb versuchen wir aggressiv, den Kontinent vorzubereiten."