Dr. Lisa Anderson ist Herzspezialistin am St. George's Hospital in Süd-London. Vier Abteilungen in ihrem Krankenhaus sind inzwischen ausschließlich belegt mit Corona-Patienten, berichtet sie. In einer Station lägen nur infizierte Patienten, die zum Sterben verurteilt seien. Und das alles, befürchtet die Ärztin, ist nur der Anfang.
"Meine Kollegen haben auch das Gefühl, das ist die Ruhe vor dem Sturm. Unsere Intensivbetten sind jetzt fast alle belegt."
Dossier - Was man zum Coronavirus wissen muss
Wie gefährlich ist das Virus? Welche Rechte haben Verbraucher und Arbeitnehmer? Und welche Folgen hat das Virus für die Wirtschaft? Wir klären die relevanten Fragen.
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"Ärzte fühlen aich wie Lämmer auf dem Weg zur Schlachtbank"
Die britischen Krankenhäuser wappnen sich für den Ernstfall. Die allermeisten Bereiche werden nur noch für Corona-Patienten freigehalten, das Personal trainiert an den Beatmungsgeräten. Von denen gibt es aber viel zu wenige, die Regierung hat sie reichlich spät nachbestellt. Intensivbetten sind auch Mangelware. Und was die Ärzte auch aufbringt: sie selbst werden nicht getestet.
Rinesh Parmaar, der Chef der britischen Ärztevereinigung: "Die Ärzte fühlen sich wie Lämmer auf dem Weg zur Schlachtbank oder wie Kanonenfutter. Hausärzte fühlen sich im Stich gelassen. Wir appellieren an den Premierminister, wir müssen die Leute hier an der Front schützen."
Ärzte und Krankenschwestern werden im Moment zwar für zwei Wochen nach Hause geschickt, wenn jemand in der Familie krank wird. Das dünnt das Personal aus. Gleichzeitig stecken sich Ärzte aber an ihren Patienten an und niemand bekommt es mit.
Britische Politik steht massiv unter Druck
Gesundheitsminister Matt Hancock verspricht moderne Schnelltests und Schutzkleidung für Ärzte und Krankenschwestern, die ebenfalls fehlt: "Jetzt im Moment sind Lastwagen unterwegs, um die Schutzkleidung an 150 Krankenhäuser zu liefern. Bis Ende der Woche sind sie da."
Dr. Lisa Anderson, die Herzspezialistin, wird gestern am Sonntag gefragt, ob die Schutzkleidung bei ihnen am St. George's Hospital angekommen ist: "Absolut nein. Sie haben jetzt stattdessen die Vorschriften für die Schutzkleidung so abgeschwächt, das sie nicht mehr denen der Weltgesundheitsorganisation entsprechen."
Solche Klagen hört man viele. Die britische Politik steht massiv unter Druck, um die Katastrophe abzuwenden. Einen Erfolg verbucht die Politik: Alle Kapazitäten der privaten Krankenhäuser stehen jetzt dem NHS, dem nationalen Gesundheitssystem, zur Verfügung. 4.500 Krankenschwestern und Ärzte im Ruhestand haben sich gemeldet, um zu helfen.
Sonderregelugen für ältere Britinnen und Briten
Es ist ein Wettlauf um die Zeit. Premierminister Boris Johnson verkündete gestern, dass 1,5 Millionen ältere Britinnen und Briten, die unter einer erheblichen Vorerkrankung leiden, heute Morgen Post bekommen. Sie sollen für die nächsten drei Monate das Haus nicht mehr verlassen: "Mit dieser Schutzmaßnahme erreichen wir mehr als mit allen anderen, um Leben zu retten."
Alle angeschriebenen Älteren bekommen eine Telefonnummer genannt, unter der sie Medikamente und Essen bestellen können. Das Militär und Freiwillige werden einmal wöchentlich die Lebensmittelpakete liefern.