Kekse, Wasserflaschen, Obst. Marta Ribeiro sitzt in einem Kleinbus vor dem Lissabonner Krankenhaus Santa Maria und packt Lunchpakete für Ärzte und Krankenpfleger. Ribeiro ist seit September arbeitslos. Und jetzt auf dem Höhenpunkt der Covid-19-Pandemie kommt sie jeden Tag zum Krankenhaus, um dem überlasteten medizinischen Personal irgendwie weiter zu helfen:
"Ich habe gespürt: Ich muss diejenigen unterstützen, die jetzt so viel Arbeit und Stress haben. Die müssen so viel leisten, und wir dagegen haben nichts zu tun. Also helfe ich ihnen, und das tut auch mir gut."
Noch vor zwei Wochen verzeichnete Portugal – gemessen an der Bevölkerung – so viele Neuinfektionen wie kein anderes Land in Europa. Im Monat Januar starben fast 5.800 Menschen an den Folgen der Atemwegserkrankung – es war der Monat mit den meisten Todesfällen in Portugal seit der Spanischen Grippe im Winter 1918.
Das ganze Land leidet
Portugal ist von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen. Kein anderes EU-Land verzeichnete im Januar so hohe Infektionszahlen und Todesfälle gemessen an der Bevölkerung.
Portugal ist von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen. Kein anderes EU-Land verzeichnete im Januar so hohe Infektionszahlen und Todesfälle gemessen an der Bevölkerung.
Ärzteteams aus Deutschland, Luxemburg, Frankreich in Portugal
Mittlerweile entschärft sich die Situation leicht. Am Sonntag zählten die Gesundheitsbehörden 1.303 Fälle von Neuinfizierten – das ist der zweitniedrigste Wert seit Mitte Oktober. Am 28. Januar waren noch über 16.400 Neuinfizierte gemeldet worden.
Viele Krankenhäuser arbeiten jedoch immer noch weit über ihren Kapazitäten. Mehr als 4.800 Menschen sind in den Kliniken zurzeit in Behandlung, 784 auf den Intensivstationen. Zuerst kam ein Team der Bundeswehr, am Wochenende dann Ärzteteams aus Luxemburg und Frankreich nach Portugal gekommen. Sie unterstützen Krankenhäuser im Süden Lissabons.
Schulen, Restaurants und Geschäfte bleiben vorerst geschlossen, der Ausnahmezustand wurde zunächst bis zum 1. März verlängert. Premierminister António Costa:
"Wir müssen verstehen, dass die Situation weiter sehr ernst ist. Wir werden mit den Einschränkungen sicher nicht nur bis Ende Februar leben müssen, sondern sehr wahrscheinlich den ganzen Monat März über. Vor allem auch, weil die Zahl der geimpften Menschen geringer sein wird, als zunächst vorgesehen. Und weil es gerade sehr viele Virusvarianten gibt, die von uns eine noch größere Vorsicht verlangen."
Britische Virusvariante nicht einziger Grund für hohe Zahlen
Insbesondere die britische Virusvariante macht den Portugiesen zu schaffen. Etwas anderes kam aber noch hinzu: An Weihnachten hatte es keine großen Einschränkungen gegeben und das hat zu einem exponentiellen Anstieg der Neuinfektionen geführt. Der Anteil des britischen Mutanten ist seit Ende des vergangenen Jahres deutlich angestiegen.
Paulo Paixão, Präsident der portugiesischen Virologie-Gesellschaft, weist jedoch darauf hin, dass der Lockdown nun auch das Wachstum der Virusvariante deutlich ausgebremst hat:
"Zu Beginn des Lockdown wuchs der Anteil der britischen Mutante noch, aber jetzt hat sich das stabilisiert. Es gab eine Prognose, die vorhersagte, dass die britische Variante zum jetzigen Zeitpunkt bereits über 60 Prozent der Fälle ausmachen würde. Aber dieser Wert wurde nie erreicht. Natürlich leben wir gerade unter sehr starken Einschränkungen. Und wir fragen uns natürlich, was passiert, wenn wir die Schutzmaßnahmen zurücknehmen. Wird dann der Anteil des britischen Mutanten an den Neuinfektionen weiter stark zunehmen?"
Grenze zu Spanien bis Anfang März geschlossen
Bislang weigert sich die portugiesische Regierung, auch nur darüber zu diskutieren, wie und wann mit der Lockerung der Zwangsmaßnahmen begonnen werden soll. Dafür, so Premierminister Costa, sei es zu früh. Damit bleibt auch unklar, wann Portugal seine Grenze nach Spanien wieder öffnen wird. Ende Januar hatte das portugiesische Parlament einem zweiwöchigen Ausreiseverbot seiner Bürger und Bürgerinnen zugestimmt. Jetzt hat die spanische Regierung - offenbar in Absprache mit dem portugiesischen Innenministerium – beschlossen, dass die Grenze bis Anfang März geschlossen bleibt. Und das wohl auch, weil Madrid die Einschleusung der britischen Virusvariante aus Portugal eindämmen will.