Überall im Internet werden derzeit Aufrufe gestartet, sich unter Nachbarn zu unterstützen. Hilfe könnten vor allem bewegungseingeschränkte Menschen gebrauchen, sagt die Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Gabriele Schlimper, im Deutschlandfunk. Insbesondere Ältere zeigten sich zudem verunsichert durch die zahlreichen Meldungen der Medien, sie seien besonders gefährdet. Auch jüngere Menschen könnten zur Risikogruppe gehören, etwa wenn sie gerade eine Chemotherapie durchliefen oder an einer Autoimmunkrankheit wie etwa Rheuma litten.
Hilfe in Betracht ziehen ohne sich vor Ansteckung zu fürchten
Neben dem direkten Gespräch findet Schlimper zur Kontaktaufnahme zum Beispiel die Idee eines zweiseitigen Flyers gut, der gerade in den Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Wohlfahrtsverband in Berlin entwickelt werde. Die eine Seite zum Ausfüllen wendet sich an potentielle Helfer: "Ich wohne hier im Haus in der Etage x und kann bei … helfen." Die Rückseite des Flyers sei eine Art Vordruck für die Hilfesuchenden: "Liebe Nachbarn, ich wohne in Etage y, kann die Wohnung nicht verlassen, könnte als Unterstützung … gebrauchen." Auch sollten Betroffene die Hilfe in Betracht ziehen ohne gleich zu denken "der Helfer wird mich anstecken".
Auch Abspülen ist eine Form der Unterstützung
Schlimper ermuntert Nachbarn auch, sich selbst durchaus einiges zuzutrauen – zum Beispiel bei pflegebedürftigen Menschen oder solchen mit Handicap, die allein in der eigenen Wohnung leben, aber extern betreut werden. Beim Paritätischen Wohlfahrtsverband sorgen sich derzeit die Pflegedienste, dass sie durch Quarantäneauflagen eingeschränkt werden könnten. Falls man merke, dass der Pflegedienst ausfällt oder ein Nachbar, eine Nachbarin um Unterstützung bitte, sei jede Form der Hilfe besser als keine Hilfe. Viele ambulante Pflegedienste machten auch den Einkauf oder steckten das Geschirr in die Spülmaschine. Es gebe zudem auch hauswirtschaftliche Unterstützungsleistung, die fehlen könnte.
"Wir tun alles dafür, dass die Betreuung durch die Pflegedienste weiter so läuft wie bisher und hoffen, dass das Gesundheitsamt nicht eines Tages kommt und uns den Kleber "Quarantäne" draufmacht, was gar nicht gehen kann. Aber das alleine wird aber nicht reichen, wir brauchen das aktive Schauen aller Mitbürger in der Stadt", sagt Gabriele Schlimper.