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Coronavirus
Russland schränkt Reisen aus Europa massiv ein

Aus Sorge vor der Ausbreitung des Coronavirus greift Russland zu drastischen Maßnahmen: Die Flugbverbindungen nach Italien, Deutschland, Spanien und Frankreich wurden weitgehend gekappt. Nur die staatliche Gesellschaft Aeroflot darf ausgewählte Städte anfliegen. Für Italiener ist die russische Grenze geschlossen.

Von Thielko Grieß |
Ein Flugzeug fliegt am Tower vorbei.
Flughafen Moskau-Scheremetjewo (dpa / Maksim Blinov)
Die Flugbeschränkungen gelten seit Mitternacht. Nur noch der staatlichen Gesellschaft Aeroflot ist es erlaubt, Deutschland anzufliegen – und nur drei Städte: Berlin, Frankfurt am Main und München. Damit sind Städte wie Hamburg, Düsseldorf, Köln, Stuttgart, Leipzig, Dresden, Hannover, Baden-Baden und Memmingen ohne die sonst üblichen Verbindungen nach Russland. Täglich fallen Dutzende Flüge aus.
Viele, die nun eigentlich fliegen wollten, müssen ihre Tickets umtauschen oder zurückgeben.
"Ich bin hier ins Aeroflot-Zentrum gekommen, musste hier in der Schlange mit 40 Leuten warten", erzählt dieser Moskauer dem Staatsfernsehen. "Und wie ich gehört habe, war es auch gestern und vorgestern so. Viele Flüge wurden gestrichen."
Auch die Lufthansa, die regelmäßig einen der vier internationalen Moskauer Flughäfen sowie Sankt Petersburg anflog, ist auf diesen Linien nicht mehr unterwegs, wie aus ihrer Online-Auskunft hervorgeht.
Für Italiener ist die russische Grenze geschlossen
Allerdings schränkt die russische Regierung nur Reisen aus Deutschland, Frankreich und Spanien so stark ein. Aus anderen Ländern gibt es noch die Möglichkeit, zum Beispiel nach Moskau zu gelangen. Einen Sonderfall bildet jedoch Italien: Für Italiener und andere Reisende, die von dort kommen, ist die russische Grenze geschlossen.
Für Reisende aus einer weitaus größeren Gruppe von Ländern, darunter auch Deutschland, gelten schon seit gut einer Woche scharfe Quarantänebestimmungen: Sie müssen nach ihrer Ankunft in Moskau zu Hause oder im Hotel 14 Tage lang in Selbstisolation bleiben. Es sind Hotlines geschaltet, bei denen sowohl Ausländer als auch Russinnen und Russen ihre Kontaktdaten hinterlassen müssen.
Ähnliches gilt schon länger für Reisende aus asiatischen Ländern, darunter China und Südkorea. Gestern meldete die Zeitung Kommersant, Dutzende chinesische Studenten würden nach China zurück geschickt, weil sie die russischen Quarantäneregeln verletzt hätten. Ein russischer Parlamentsabgeordneter, der seine Reise nach Frankreich nicht gemeldet hatte, wurde ebenso wie seine Mitarbeiter in die Isolation geschickt.
Spekulationen über niedrige Infektionszahlen
Amtlichen Zahlen zufolge ist Russland mit seiner Strategie, die Ausbreitung des Virus‘ zu verlangsamen, verhältnismäßig erfolgreich. Die Behörden melden, zurzeit seien landesweit 34 Menschen erkrankt, die meisten in oder um Moskau. In sozialen Netzwerken wird viel darüber spekuliert, ob die Zahlen nach unten korrigiert sein könnten, aber ernstzunehmende Hinweise darauf gibt es nicht. Ministerpräsident Michail Mischustin:
"Alle von uns unternommenen Maßnahmen dienen der Vorbeugung gegen das Virus, um ihm zuvorzukommen. Das ist unser Hauptmotiv. Deshalb ist die Bedrohung durch eine Ausbreitung der Infektion trotz der zugespitzten Lage im Ausland in unserem Land auf ein Minimum reduziert."
Staatliche Unternehmen wie Gazprom oder auch das Außenministerium haben ihre Reisen ins Ausland zurückgefahren. Moskau untersagt alle Veranstaltungen mit 5.000 und mehr Teilnehmern.
Russische Rubel auf tiefstem Stand seit vier Jahren
Weiter geöffnet sind die Grenzen zum Beispiel mit den Ländern der Eurasischen Wirtschaftsunion wie Kasachstan, Armenien oder Belarus.
Wegen des Preiskampfs um Erdöl, aber auch wegen der einbrechenden Nachfrage nach russischen Rohstoffen fiel der Russische Rubel auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Die Moskauer Börse folgte ebenfalls dem weltweiten Trend nach unten. Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr dürften unter Druck geraten. Allerdings wurde mitgeteilt, für alle Sozialausgaben reichten die Reserven des Wohlstandsfonds aus, dessen Inhalt unter anderem aus dem Verkauf von Öl und Gas stammt.