In der Universität der Bundeswehr in München läuft ein Raumluftreiniger. Das Gerät, etwa in Größe und Form einer Mülltonne, soll aber nicht für das Wohl des Personals sorgen. Forscher des Instituts für Strömungsmechanik und Aerodynamik haben den Luftreiniger in ihrem Labor aufgestellt. Das Team um Professor Christian Kähler möchte wissen, ob sich damit Aerosolpartikel herausfiltern lassen, die Corona-Viren übertragen können.
"Natürlich können Sie auch sagen, Sie lüften mit Fenstern. Fenster-Lüften hat aber den Nachteil, dass es nur dann funktioniert, wenn Sie entweder einen Temperatur-Unterschied haben zwischen Drinnen und Draußen oder wenn Sie ausreichend Wind draußen haben. Im Winter funktioniert es zwar gut, aber dann vergeuden Sie sehr viel Energie, das ist wieder schlecht."
Auf das Versuchsgerät kam Christian Kähler durch eine Therapeutin. Sie wollte ein Gutachten haben, ob das Modell geeignet sei, ihre recht geräumige Praxis corona-virenfrei zu bekommen. Besonders der hohe Volumenstrom von 1500 Kubikmetern pro Stunde und die angegebene Filterleistung "Klasse 14" überzeugten Christian Kähler.
"Die Angabe lautet, dass der 99,995 Prozent der Partikel ab 0,1 bis 0,3 Mikrometer herausfiltern kann. Und größere Partikel zu 100 Prozent. Und wenn man sich jetzt anschaut, wie groß diese Aerosolpartikel sind, dann braucht man schon so einen Filter, um die Raumluft entsprechend zu reinigen."
Um den tatsächlichen Wirkungsgrad messen zu können, haben die Münchner Forscher Aerosolpartikel in ihrem 80 Quadratmeter großen Labor-Raum versprüht. Grünes Laser-Licht durchleuchtet den Nebel dabei.
"Mit einer Kamera werden dann die Bilder der Aerosolpartikel aufgenommen und man kann sie dann mit digitalen Methoden zählen lassen vom Computer. Und dann sich in Abhängigkeit von der Zeit sich den Verlauf anschauen, wie die Konzentration abnimmt."
In fünf Minuten weniger Virenlast im Klassenraum
Die Ergebnisse zeigen: Bei voller Reinigungsleistung lässt sich eine leichte Virenlast in einem Klassen- oder Büroraum in fünf Minuten halbieren. Für die Intensivreinigung sollte eine halbe Stunde eingeplant werden. Ein gutes Ergebnis ist aber auch abhängig vom Aufstellort des Luftreinigers:
"Es gibt da eher ungünstige Positionen, beispielsweise in der Ecke eines Raumes. Und es gibt günstige Positionen, in der Mitte an der längsten Seite eines Raumes. Man muss zusätzlich noch beachten, dass man die Decke freihält, damit sich der Luftstrom auch möglichst weit im Raum ausbreiten kann."
Dabei sollte der Luftreiniger auch nicht die ganze Zeit auf Volllast laufen – besonders wegen der relativ lauten Lüftergeräusche. Während einer Klassenarbeit oder einer Besprechung kann die Maschine störend wirken. Christian Kählers Kollege Rainer Hain empfiehlt: Lieber in längeren Pausen intensiv reinigen – und auch zwischendurch nach Möglichkeit lüften.
"Ein Raumluftreiniger holt natürlich nur die Aerosole raus. Der CO2-Gehalt muss nach wie vor gering gehalten werden, was natürlich eine gewisse Lüftung zusätzlich erfordert."
Lüften bleibt trotzdem wichtig
Christian Kähler und sein Team möchten in Folgeforschungen herausfinden, ob noch andere Modelle Aerosolpartikel zuverlässig beseitigen können. Denn ihr Referenzobjekt ist nicht nur groß, sondern mit etwa 4.000 Euro auch recht teuer. Wichtig ist neben guten technischen Leistungen, dass die Filter sich auf 100 Grad Celsius aufheizen lassen.
"Das vermeidet dann eben, dass die Viren am nächsten Tag wieder ausgepustet werden."
Hilfreich wären außerdem Bilanz-Rechnungen. Darin ließen sich beispielsweise Energieverbrauch oder Effizienz bei häufigem Fenster-Lüften und beim Einsatz von Raumluft-Reinigern gegenüberstellen. Interessierte könnten dann noch leichter abwägen, ob sie solche Geräte zur Virenbekämpfung anschaffen wollen oder nicht.