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Coronavirus
Wissenschaftler erforschen Gefährdung von Tieren

Landwirte und Haustierhalter beschäftigt die Frage, ob auch ihre Tiere mit dem Coronavirus infiziert werden oder als Virusüberträger gefährlich für den Menschen werden können. Wissenschaftler haben nun mit Tierversuchen begonnen, diesen Fragen auf den Grund zu gehen.

Von Silke Hasselmann |
Kühe auf einer Weide schauen neugierig
Auch für Konsumenten von schlachtfrischen Fleischprodukten ist die Frage nach der Infektionsgefahr von Tieren relevant. (imago / Theissen)
Ob Maul- und Klauenseuche, Schweinepest, BSE-Rinderwahn, die Vogelgrippe – wann immer Tierseuchen im Umlauf waren oder im Anmarsch sind, ist das Friedrich-Loeffler-Institut auf der vorpommerschen Insel Riems gefragt. "Kein Wunder", so Institutschef Thomas Mettenleiter:
"Wir sind als Friedrich-Loeffler-Institut ja das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Wir beschäftigen uns mit Gesundheit und Wohlbefinden insbesondere der lebensmittelliefernden Tiere."
Außerdem soll es dazu beitragen, Menschen vor Infektionskrankheiten zu schützen, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden können. Nun erklärt das Loeffler-Institut, dass es sein Hauptaugenmerk aktuell auf die Corona-2-Forschung lege. Erstaunlich, denn bislang gilt das neuartige Sars-CoV-2 als ungefährlich für Tiere. Nirgends finden sich Belege dafür, dass sich Nutz- oder Haustiere mit diesem Virus infiziert oder gar Menschen damit angesteckt haben.
Doch die Wissenschaftswelt scheint sich nicht sicher zu sein. Das Loeffler-Institut bei Greifswald jedenfalls geht drei drängende Fragen nach. An Schweinen und Hühnern wird laut Professor Mettenleiter erforscht: "Die Gesundheit der landwirtschaftlichen Nutztiere. Das heißt: Sind diese Tiere vor diesem Virus gefeit? Ist der Erreger aber vielleicht doch in der Lage, diese Tiere zu infizieren?" Man wolle mögliche Übertragungswege erkennen und herausfinden, wie und welchem Umfang sich das Virus im Tierorganismus vermehren kann. Das ist auch aus Verbrauchersicht interessant, jedenfalls für Konsumenten von schlachtfrischen Fleischprodukten.
Loeffler-Institut: Keine Hinweise, dass Hunde oder Katzen Infektionsrisiko darstellen
Eine nächste wichtige Frage wäre dann, wie viele Erreger von infizierten Tieren ausgeschieden werden - und zwar beim Ausatmen wie auch durch Kot und Urin. Denn darüber könnten die Tiere zur virusschleudernden Gefahr vor allem für jene Menschen werden, die Ställe ausmisten, die Tiere füttern, auf die Weide treiben, Kühe melken oder die als Tierärzte und Tierpfleger direkten Kontakt haben. Institutschef Thomas Mettenleiter: "Die Versuchsreihen laufen noch. Wir erwarten erste Ergebnisse bis Mitte, Ende des nächsten Monats."
Diese Ergebnisse ermöglichen vielleicht auch Rückschlüsse auf Fragen, die viele Haustierbesitzer umtreiben: Kann sich mein Hund bei einem Sars-CoV-2-infizierten Menschen anstecken? Kein Kuscheln mehr mit Katze, Hamster, Wellensittich, weil die das neuartige Virus haben und übertragen könnten? Das Friedrich-Loeffler-Institut schreibt auf seiner Internetseite: "Es gibt weiterhin keine Hinweise darauf, dass Hunde oder Katzen ein Infektionsrisiko für den Menschen darstellen. Für Hunde und Katzen werden zunächst keine Maßnahmen wie die Absonderung, Trennung oder Quarantäne empfohlen."
Experimente mit Flughunden
Doch einige Wissenschaftler etwa aus China halten es für möglich, dass das Sars-CoV-2 von Haustieren auf Menschen überspringen kann. Eines ist sicher: Dieses Virus stammt von einem Tier, höchstwahrscheinlich von einer Fledermaus. Deshalb, so Professor Mettenleiter, gehen seine Kollegen in Unterdrucklaboren auch der Frage nach: "Wie kommt es dazu, dass Fledermäuse - in unserem Falle Flughunde - ein gutes Reservoir für diese Viren darstellen? Sars Coronavirus 2 kommt ja genauso wie das ursprüngliche Sars-Virus aus einem Fledermaus-Reservoir."
Frettchen wiederum kommen bei einem dritten Forschungsschwerpunkt zum Einsatz. Darin geht es um: "Die Etablierung eines Tiermodells, das möglichst die Infektion des Menschen und insbesondere die Krankheit des Menschen so gut wie möglich widerspiegelt. Das ist eine Voraussetzung, um zum Beispiel Impfstoffe oder auch Therapeutika, die später am Menschen eingesetzt werden sollen, zu testen." Auch hier, so Professor Thomas Mettenleiter vom Friedrich-Loeffler-Institut auf Riems, seinen erste Erkenntnisse in etwa einem Monat zu erwarten.