So gut war Douglas Coupland schon lange nicht mehr! Von den insgesamt acht Romanen, die der mittlerweile 46-jährige Autor seit seinem Welterfolg "Generation X" geschrieben hat, gehört das neue Werk "Eleanor Rigby" zweifellos zu den besten. Und das war überfällig. Viel zu lange hatte Coupland, dessen Stärke das feine Gespür für die Misstöne im "American Way of Family Life" ist, nur Mittelmäßiges abgeliefert: Talentproben seiner Beobachtungs- und Sezierkunst, die selbst hinter das großartige Sittengemälde der "Generation X" zurückgefallen waren. Das ist jetzt anders.
Liz Dunn ist Sachbearbeiterin in einer großen Firma. Ihr Leben findet zwischen Büroschreibtisch, Auto, Küchenherd und Schlafen statt, nicht viel, bis eines Tages im Jahr 1997, es ist das Jahr von Hale-Bopp, ihr Leben aus den Fugen gerät. Liz erhält einen Anruf aus dem Krankenhaus, ein junger Mann sei eingeliefert worden und behauptet, sie sei seine Mutter. Liz muss sich setzten. Sie weiß: Der junge Mann ist Jeremy, das Ergebnis eines One-Night-Stands, den sie vor 20 Jahren als 16-jährige Schülerin in Rom hatte. Schon als die Klasse nach dem Flug in der Ewigen Stadt ankommt, wollte Liz eigentlich gar nicht bleiben.
Jeremy, das Ergebnis dieses nächtlichen Black-Outs, kehrt 20 Jahre später in Liz' Leben zurück. Sie, die ansonsten ein völlig unscheinbares Leben führt ohne große Ereignisse, versucht zunächst, den Sohn vor der Familie geheim zu halten. Denn diese Familie besteht aus einer überfürsorglichen Mutter, die alles bestimmt, einem Bruder mit Vorzeigefamilie, bei der mehr als nur die Fassade unter einem Alkoholansturm bröckelt, und einer Schwester, die geradezu als Nachrichtensender fungiert. Da ist es besser, man behält das Ereignis zunächst einmal für sich.
Douglas Coupland lässt Liz Dunn all dies aus der Rückschau heraus erzählen. Es ist sieben Jahre später, 2004, die Zeit hat sich über die Ereignisse gelegt, die Wunden sind fast verheilt. Denn Jeremy, der wiedergefundene Sohn lebt nicht lange. Er hat Multiple Sklerose, gerade vier Monate lebt er bei Liz, dann stirbt er. Liz erinnert sich in einer Mischung aus Zärtlichkeit, Wehmut und Ironie über die Launen des Schicksals an diese Zeit, so auch an die ersten Gespräche zwischen Mutter und Sohn an dem Tag, als Jeremy aus dem Krankenhaus zu ihr nach Hause kommt.
Jeremy hellt durch seinen ungebrochenen Optimismus das Leben seiner Mutter auf, bekommt sogar eine Stelle als Matratzenverkäufer, weil Behinderte, so der Abteilungsleiter, durch ihren Mitleidsbonus so gute Umsätze machten. Außerdem verfügt der junge Mann über besondere Gaben. Er kann in die Zukunft schauen, hat komische Visionen, die Liz faszinieren, und er kann rückwärts sprechen. Eine Gabe, die Liz auch bei sich entdeckt. Kurz: Er bereichert das Leben der einsamen Liz, und es ist klar, dass das Glück dieser modernen Eleanor Rigby nur kurz sein kann. Wie auch bei der Protagonistin im Beatles-Song endet alles in Trennung und Tod. Und das Bild des Kometen Hale-Bopp ist dafür gut gewählt.
Den ganzen Roman über spürt man, dass alles nur vorübergehend sein kann, dass Jeremy im Leben von Liz auftaucht und vorüberzieht wie Hale-Bopp für die Menschen. Er ist ein kurzer Traum, ein kurzer Lichtschein, ein Hauch von Vergänglichkeit und Vergeblichkeit liegt über dem Buch, und es gehört zu den Stärken, dass es Douglas Coupland gelingt, die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Komik zu bewahren.
"Eleanor Rigby" schafft, was nur wenigen Büchern gelingt: Es erzählt über Einsamkeit, Alleinsein und Schmerz in einem Ton, der weder durch Larmoyanz abschreckt noch durch Ironie dem Thema die Ernsthaftigkeit nimmt. Die Charaktere werden greifbar, ihre Verzweiflungen und Ängste, ihre vergeblichen Hoffnungen, und selbst dem Thema Familienkrampf, das wir tausende Male gelesen, gesehen und auch selbst erlebt haben, gewinnt Coupland neue Seiten und ungekannte Dialoge ab. "Eleanor Rigby" eine gelungene Geschichte, die durch ihre ernsthafte und lockere Schreibweise gleichermaßen Jugendliche und Erwachsene anspricht und damit ein weiterer Beweis dafür, dass Douglas Coupland, der nun 46 Jahre alt ist, immer noch ein großes Kind zu sein scheint, ein ewig pubertierender Knabe. Im neuen Roman "Eleanor Rigby" ist gerade das von Vorteil.
Liz Dunn ist Sachbearbeiterin in einer großen Firma. Ihr Leben findet zwischen Büroschreibtisch, Auto, Küchenherd und Schlafen statt, nicht viel, bis eines Tages im Jahr 1997, es ist das Jahr von Hale-Bopp, ihr Leben aus den Fugen gerät. Liz erhält einen Anruf aus dem Krankenhaus, ein junger Mann sei eingeliefert worden und behauptet, sie sei seine Mutter. Liz muss sich setzten. Sie weiß: Der junge Mann ist Jeremy, das Ergebnis eines One-Night-Stands, den sie vor 20 Jahren als 16-jährige Schülerin in Rom hatte. Schon als die Klasse nach dem Flug in der Ewigen Stadt ankommt, wollte Liz eigentlich gar nicht bleiben.
Jeremy, das Ergebnis dieses nächtlichen Black-Outs, kehrt 20 Jahre später in Liz' Leben zurück. Sie, die ansonsten ein völlig unscheinbares Leben führt ohne große Ereignisse, versucht zunächst, den Sohn vor der Familie geheim zu halten. Denn diese Familie besteht aus einer überfürsorglichen Mutter, die alles bestimmt, einem Bruder mit Vorzeigefamilie, bei der mehr als nur die Fassade unter einem Alkoholansturm bröckelt, und einer Schwester, die geradezu als Nachrichtensender fungiert. Da ist es besser, man behält das Ereignis zunächst einmal für sich.
Douglas Coupland lässt Liz Dunn all dies aus der Rückschau heraus erzählen. Es ist sieben Jahre später, 2004, die Zeit hat sich über die Ereignisse gelegt, die Wunden sind fast verheilt. Denn Jeremy, der wiedergefundene Sohn lebt nicht lange. Er hat Multiple Sklerose, gerade vier Monate lebt er bei Liz, dann stirbt er. Liz erinnert sich in einer Mischung aus Zärtlichkeit, Wehmut und Ironie über die Launen des Schicksals an diese Zeit, so auch an die ersten Gespräche zwischen Mutter und Sohn an dem Tag, als Jeremy aus dem Krankenhaus zu ihr nach Hause kommt.
Jeremy hellt durch seinen ungebrochenen Optimismus das Leben seiner Mutter auf, bekommt sogar eine Stelle als Matratzenverkäufer, weil Behinderte, so der Abteilungsleiter, durch ihren Mitleidsbonus so gute Umsätze machten. Außerdem verfügt der junge Mann über besondere Gaben. Er kann in die Zukunft schauen, hat komische Visionen, die Liz faszinieren, und er kann rückwärts sprechen. Eine Gabe, die Liz auch bei sich entdeckt. Kurz: Er bereichert das Leben der einsamen Liz, und es ist klar, dass das Glück dieser modernen Eleanor Rigby nur kurz sein kann. Wie auch bei der Protagonistin im Beatles-Song endet alles in Trennung und Tod. Und das Bild des Kometen Hale-Bopp ist dafür gut gewählt.
Den ganzen Roman über spürt man, dass alles nur vorübergehend sein kann, dass Jeremy im Leben von Liz auftaucht und vorüberzieht wie Hale-Bopp für die Menschen. Er ist ein kurzer Traum, ein kurzer Lichtschein, ein Hauch von Vergänglichkeit und Vergeblichkeit liegt über dem Buch, und es gehört zu den Stärken, dass es Douglas Coupland gelingt, die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Komik zu bewahren.
"Eleanor Rigby" schafft, was nur wenigen Büchern gelingt: Es erzählt über Einsamkeit, Alleinsein und Schmerz in einem Ton, der weder durch Larmoyanz abschreckt noch durch Ironie dem Thema die Ernsthaftigkeit nimmt. Die Charaktere werden greifbar, ihre Verzweiflungen und Ängste, ihre vergeblichen Hoffnungen, und selbst dem Thema Familienkrampf, das wir tausende Male gelesen, gesehen und auch selbst erlebt haben, gewinnt Coupland neue Seiten und ungekannte Dialoge ab. "Eleanor Rigby" eine gelungene Geschichte, die durch ihre ernsthafte und lockere Schreibweise gleichermaßen Jugendliche und Erwachsene anspricht und damit ein weiterer Beweis dafür, dass Douglas Coupland, der nun 46 Jahre alt ist, immer noch ein großes Kind zu sein scheint, ein ewig pubertierender Knabe. Im neuen Roman "Eleanor Rigby" ist gerade das von Vorteil.