In seinem "Pandemic Silence Projekt" ruft Andreas von Bubnoff weltweit Menschen auf, zu hören, wie ihre Umwelt klingt. Sie solle diese Klänge aufnehmen und ihm schicken.
Auf diesen Tonaufnahmen - etwa aus Brooklyn - klingt es so, als würden die Menschen in der Pandemie leiser und die Tiere lauter. Es sei noch unklar, so Andreas von Bubnoff, ob wir die Vögel mehr hören, weil das Grundrauschen weg ist oder ob es tatsächlich mehr Vögel im Moment sind, weil die Orte leerer sind. "In einem Jahr sehen wir klarer", erklärte der Klangsammler im Dlf.
Audios erzählen Geschichten
Menschen aus fast der ganzen Welt schicken Tönstücke, fügen manchmal ein Foto dazu, kommentieren die Situation. Die Audios erzählen Geschichten. Zum Beispiel die einer Frau aus Indien, so von Bubnoff, die dachte, bestimmte Vögel seien ausgestorben und nun habe sie sie wieder gehört.
Oder die Geschichte aus einem Studierendenwohnheim: Auf der Tonaufnahme hört man Geschirrklappern und Gelächter aus einem Nebenzimmer. Es erzähle, so von Bubnoff, von der Angst der Frau, die in Selbstisolation spült, während ihre Mitstudierenden nebenan Gäste einladen.
Schäden durch stetige Klangkulissen
Wir seien uns des Schadens, den eine stetige Klangkulisse - etwa die eines Großraumbüros - anrichte, gar nicht bewusst. Manche Menschen könnten nur mit dem Geräusch einer laufenden Waschmaschine einschlafen.
"Umgehen mit der Stille ist Trainingssache", so von Bubnoff. Es gebe den Begriff des Earcleanings, des Saubermachens des Gehörs. "Das ist nicht einfach, aber man gewöhnt sich daran und will es gar nicht mehr missen."
"Ich bin mit Naturklängen großgeworden, die eine sehr beruhigende Wirkung auf mich haben, " - das Rauschen des Windes in den Bäumen, Grillen in den Wiesen oder das Rauschen eines Baches.
Stille kann man nur hören
Hören und Sehen befinden sich für von Bubnoff in einem Ungleichgewicht. "Wir sind sehr vom Sehen beherrscht", betont von Bubnoff. "Man sagt, es ist ein Bild der Stille". Dies stimme aber nicht: "Es ist kein Bild, denn die Stille müsste man ja hören."
Er und seine Frau hoffen noch auf weitere Zusendungen, suchen weltweit Medienpartner. Eine Zusammenarbeit mit Museen sei angedacht, auch Multimedia-Projekte.
Äußerungen unserer Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.