Kinder und Jugendliche gelten im Zusammenhang mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 nicht als Risikogruppe. Erkrankungen verlaufen bei ihnen in den meisten Fällen nur mit milden Symptomen, oft sogar komplett symptomlos. Schwere Krankheitsverläufe sind jedoch nicht ausgeschlossen, auch Todesfälle sind bekannt. Für Deutschland meldet das Robert Koch-Institut einen Todesfall in der Altersgruppe "0 bis 9 Jahre" sowie zwei in der Altersgruppe "10 bis 19 Jahre" (Stand 17.05.2020). Ob bei diesen Kindern Vorerkrankungen vorlagen, ist nicht bekannt.
Auf sehr unterschiedliche Weise, sagt Jörg Fegert, Professor in der Kinder- und Jugendpsychatrie des Uniklinikums Ulm. Für manche Kinder sei die jetzige Zeit eine Chance, mit ihren Eltern wieder ins Reine zu kommen, mehr mit ihnen zu reden und zu spielen. Anderen hingegen würden die Treffen mit Freunden und Gleichaltrigen sehr fehlen.
Auffällig dabei sei, so Fegert, dass sich bei denjenigen, die ohnehin Probleme hätten, diese in der Krisenzeit verstärken würden, beispielsweise Kinder mit Auffälligkeitssyndromen. Große Sorgen mache ihm, dass in normalen Zeiten viele Probleme durch Klassenkameraden, Lehrer und Familienhelfer angesprochen und abgefedert würden. Diese Unterstützungssysteme würden jetzt aber wegfallen.
Das Deutsche Jugendinstitut kommt nach einer Online-Umfrage zu dem Schluss, dass jedes dritte Kind mit den Einschränkungen nur schlecht zurecht komme und sich soziale Unterschiede im Bildungserfolg der Kinder in der Coronakrise noch stärker niederschlagen. Auch der finanzielle Aspekt spiele eine Rolle,
sagte Alexandra Langmeyer vom DJI im Deutschlandfunk
. Es sei relevant, dass es den Eltern als Hauptbezugsperson gut gehe, damit es den Kindern gut gehe. Enger Wohnraum, Belastung durch finanzielle Ängste - das übertrage sich auf das Kind. Insgesamt habe das Spiel im Haus zugenommen, dazu auch der Medienkonsum.
Extrem unterschiedlich, sagt Christine Graf, Sportmedizinerin an der Sporthochschule Köln. Eigentlich sei die Pubertät eine Phase, in der sich Kinder und Jugendliche im Erwachsenwerden von ihren Eltern bewusst abgrenzen können. Das sei jetzt räumlich nicht mehr möglich, so Graf. "Das kann den Stress und den Ton weiter verschärfen und dazu führen, dass Kinder sich nicht an Quarantäne-Bestimmungen halten", sagt Graf. Es könne aber auch dazu führen, dass Jugendliche und Eltern wieder in einen Dialog kommen. "Wenn mehr Zeit und mehr Verständnis füreinander da sind, kann das trotz Pubertät auch eine schöne Chance sein."
Wie bei jedem anderen Lernprozess: durch ständiges Wiederholen. Insbesondere Kinder und Jugendliche, die nun wieder in die Schule zurückkehren, müssen auf die Begegnungen mit Freunden und Klassenkameraden gut vorbereitet werden. Ihnen sollte unter anderem vermittelt werden, warum es derzeit wichtig ist, Abstand zu halten, auf Rituale wie Abklatschen und Umarmen zu verzichten und sich regelmäßig die Hände zu waschen. Diese Dinge sollten immer wieder angesprochen werden.
Wichtig sei für Eltern, nun nicht neue Konflikte anzufangen, empfiehlt Kinder- und Jugendpsychiater Jörg Fegert. "Wenn man jetzt mit Aufforderungen zum Zimmeraufräumen anfängt und nicht über die eigentlichen Themen redet wie zum Beispiel Coronapartys oder mit Regeln umgehen, dann hat man als Elternteil das Thema verfehlt", sagt Fegert.
Hilfreich sei, eine klare Tagesstruktur mit einem geregelten Schlafrythmus vorzugeben. Das sei gerade für Jugendliche in der Pubertät wichtig, so Fegert. Man könne den Tag beispielsweise gut mit einem gemeinsamen Frühstück oder einer Sporteinheit beginnen. Jugendliche sollten jedoch auch in die Planung der Tagesgestaltung miteinbezogen werden. Zudem dürften sich wie üblich die Wochenenden vom Alltag unter der Woche unterscheiden.