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Covid-19
Streit um den Sportausschuss in Zeiten von Corona

Der Sportausschuss des Bundestags soll am Mittwoch erstmals seit März wieder tagen, einziger Tagesordnungspunkt sind die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf den Sport. Kurz zuvor war die Sitzung noch abgesagt worden - um den Termin gibt es in Berlin Streit.

Von Robert Kempe |
Portrait von Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages
Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages (dpa / picture-alliance / Gregor Fischer)
Erst abgesagt, nun findet sie am Mittwoch doch statt: Die erste Sitzung des Sportausschusses des Deutschen Bundestags seit dem 11. März. Darauf verständigten sich die Fraktionen nun mehrheitlich. Einziger Tagesordnungspunkt: die Auswirkungen von Corona auf den Sport. Für André Hahn, den sportpolitischen Sprecher der Linken, wird es Zeit.
Ausschuss-Vorsitzende weist Kritik zurück
"Wer, wenn nicht der Sportausschuss, soll sich mit diesen Dingen beschäftigen und soll dort möglicherweise auch Kriterien festlegen, die dann bundesweit gelten, um gerade auch einen Flickenteppich von Hilfsprogrammen zu vermeiden?", fragt Hahn. "Irgendwo legt man ein Programm auf, irgendwo gibt es kein Programm. Was passiert mit den kleinen Vereinen? Was passiert mit den Sportlern? Es gibt eine ganze Reihe von Fragen, und da habe ich es für unverantwortlich gehalten, dass der Sportausschuss nicht zu einer Sitzung einberufen wird, die ja regulär eigentlich angesetzt war."
Die Ausschussvorsitzende Dagmar Freitag, SPD, weist Hahns Kritik vehement von sich. Ein schriftlichen Antrag der Linken auf eine Ausschusssitzung liege ihr nicht vor. Nun sollen am Mittwoch Berichte des Bundesinnenministeriums und des Deutschen Olympischen Sportbunds diskutiert werden. Der kündigt in seiner internen Stellungnahme an den Ausschuss an, die dem Deutschlandfunk vorliegt, weiter an einer Abfrage seiner Mitgliedsorganisationen zu arbeiten, um den finanziellen Schaden zu ermitteln. Dies soll die Basis für einen Notfallfonds sein, über den man mit Parlamentariern diskutieren wolle.
Unübersichtliche Situation in den Bundesländern
In fast allen Bundesländern, so der DOSB, könnten Kaderathleten mit Ausnahmegenehmigungen wieder trainieren. Dennoch sei die Situation in den Bundesländern immer noch unübersichtlich, so die Vorsitzende des Sportausschusses Dagmar Freitag.
"Es mag durchaus die ein oder andere gute Begründung geben. Es gibt unterschiedliche Voraussetzungen. Wir haben Bundesländer mit hohen und Bundesländer mit geringen Infektionszahlen", sagt Freitag. "Aber es ist natürlich schon schwierig zu erläutern, warum man in dem einen Bundesland darf, was man in dem anderen verboten bekommt."
Auch die Grünen warnen vor einem Flickwerk an Regelungen im Sport. Alleingänge und Überbietungswettbewerbe einzelner Länder bei den Lockerungen dürfe es nicht geben, so Monika Lazar auf Deutschlandfunk-Anfrage. Risiken für die Gesellschaft seien zu vermeiden, dies gelte auch für eine vorschnelle Entscheidung bei der Aufnahme des Spielbetriebs in der Fußball-Bundesliga. Wie die ganze Gesellschaft müsse auch der Fußball herbe Einschränkungen hinnehmen, so Lazar.
Hahn: "Kein Sonderweg für den Fußball"
Für den Fußball, dürfe es keinen Sonderweg geben, meint auch André Hahn von der Linken. "Eine solche Regelung nur für den Fußball zu machen und andere Sportarten, nicht nur Amateursportarten, sondern eben auch Leichtathletik und so weiter, zu untersagen. Ich glaube nicht, dass das nachvollziehbar ist und auf sehr viel Zustimmung stößt", sagt Hahn. "Was den Termin angeht, habe ich mich klar ausgedrückt. Ich bin weder Arzt noch Virologe, und muss mich deshalb auch zurückhalten. Aber eine Sonderregelung allein für den Profifußball in der ersten oder und zweiten Liga wäre aus meiner Sicht der falsche Weg."
Ein Konzept der DFL liegt dem Sportausschuss noch nicht vor. Dagmar Freitag hat es von den Vertretern des Profifußballs angefordert.