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Covid-19 und Olympia
"Eine Verschiebung auf 2021 wäre ein verkraftbarer Tabubruch“

Wenn die Olympischen Spiele 2020 wie geplant ausgetragen würden, sei dies der falsche Weg. Das ist die Meinung von Sportmediziner Hans-Georg Predel. Im Dlf sagte er, die Athleten bräuchten Planungssicherheit. Dass das Coronavirus schnell genug vor Tokio 2020 verschwinde, sei nicht realistisch.

Hans-Georg Predel im Gespräch mit Bastian Rudde |
Sportmediziner Hans-Georg Predel von der Deutschen Sporthochschule Köln
Hans-Georg Predel von der Deutschen Sporthochschule Köln schlägt eine Verschiebung der Olympischen Spiele um ein Jahr vor. (Deutsche Sporthochschule Köln)
Der Sportmediziner Hans-Georg Predel von der Deutschen Sporthochschule Köln betonte, alle bräuchten Planungssicherheit – "zuvorderst die Athleten". Das IOC halte offiziell noch am Terminplan fest, sodass die Sportlerinnen und Sportler trotz geschlossener Anlagen ihr Trainingsprogramm irgendwie aufrecht erhalten müssten. Das erzeuge Frust.
Eine Verlegung der Spiele auf das Jahr 2021 würde laut Predel einen Bruch mit dem olympischen Gedanken bedeuten, da die Olympiade vier Jahre umfasse. Im Jahr 2021 wäre dies nicht gegeben, doch dabei würde es sich um einen "verkraftbaren Tabubruch" handeln. Man sollte nicht mit "feinchirurgischen Terminverschiebungen" innerhalb des Jahres 2020 operieren.
Predel hält auch eine Austragung im Herbst oder Frühling 2021 für möglich, da diese Jahreszeiten klimatisch günstiger für die Sportler seien. Der Sommer kann in Tokio sehr heiß sein und für die Athletinnen und Athleten eine extreme Belastung. Predel sagte: "Wenn man Spiele verschiebt, dann kann man auch möglicherweise konsequent die klimatisch geeignete Jahreszeit wählen."
"IOC muss bittere Entscheidung treffen"
Was eine Therapie oder einen Impfstoff für den aktuellen Coronavirus betrifft, sagte Predel, dies sei vor den Olympischen Spielen 2020 nicht realistisch. Das IOC müsse "leider wie andere Organisationen und Großveranstaltungen bittere Entscheidungen treffen" - zum Wohle der Gesundheit.
Abseits von der Frage nach Olympia betonte der Sportmediziner, dass Sport in dieser Zeit besonders wichtig sei für ein gesundes, intaktes Immunsystem. Seine eindeutige Empfehlung laute: "Gerade jetzt Bewegung im Freien." Bei klarer Luft mit Lichteinfluss sei Sport "für unsere Psyche essentiell". Die Sportinfrastruktur sei mit unter anderem Sporthallen weggebrochen, aber "wir müssen trotzdem raus und auf andere Sportarten ausweichen". Die Menschen müssten sich umprogrammieren auf Individualsportarten und Ausdauersport. Auch für den Sport im Freien gelte: "Ein Abstand von 1,5 Metern ist absolut ausreichend, außer man niest oder hustet dem Gegenüber gezielt ins Gesicht."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.