Während es in einigen Medienhäusern schon bestätigte Fälle der durch das Coronavirus verursachten Erkrankung Covid19 gibt, bereiten sich die meisten noch auf ein solches Szenario vor.
Axel Springer etwa, wo am Donnerstag ein erster Corona-Fall im eigenen Haus vermeldet wurde, empfahl allen Mitarbeitern, ab sofort von Zuhause zu arbeiten - ab Montag sei dies sogar verpflichtend. Dies teilte der Springer-Vorstand nach Informationen des Portals "Meedia" in einer Mail an Mitarbeiter mit.
Dossier - Was man zum Coronavirus wissen muss
Wie gefährlich ist das Virus? Welche Rechte haben Verbraucher und Arbeitnehmer? Und welche Folgen hat das Virus für die Wirtschaft? Wir klären die relevanten Fragen.
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Auch der Deutschlandfunk trifft Vorsichtsmaßnahmen, sagte Dlf-Moderator Mario Dobovisek in @mediasres. Dobovisek ist Teil einer hausinternen Taskforce für den Umgang mit dem Virus.
Derzeit achte man vor allem darauf, die Mitarbeitenden "auseinanderzuhalten": Es werde auf genügend Abstand zwischen den Arbeitsplätzen geachtet, Sitzungen würden mit weniger Teilnehmern oder via Schalte stattfinden. Damit versuche man die Kontaktketten so klein wie möglich zu halten.
Wenn es tatsächlich Krankheits- oder Quarantäne-Fälle geben sollte, so dass das reguläre Programm nicht aufrecht erhalten werden könne, werde das Deutschlandradio versuchen, ein Notprogramm anzubieten. Der Sendebetrieb aber solle unbedingt aufrecht erhalten werden - auch weil das Deutschlandradio eine "Einrichtung der kritischen Infrastruktur" sei, so Dobovisek: "Weil wir als einziger bundesweit auf Knopfdruck senden können".
Neben dem regelmäßigen Händewaschen wird zur Corona-Prävention geraten, direkten Kontakt mit anderen Menschen einzuschränken und größere Veranstaltungen zu meiden - auch mit Auswirkungen auf die Medien. Sichtbar wird dies vor allem im Fernsehen.
Absagen, Verschiebungen, Sendungen ohne Publikum
Einige Fernsehsendungen mit Publikum wurden deshalb abgesagt, darunter Aufzeichnungen der ZDF-Show "Fernsehgarten on tour". Größere Veranstaltungen wie die "Goldene Kamera" oder die Verleihung des 56. Grimme-Preises sollen wegen einer möglichen Gefährdung durch das Coronavirus verschoben werden.
Andere Sendungen haben angekündigt, zunächst nur noch ohne Publikum zu senden. So wird beispielsweise die ARD-Talkshow "Anne Will" bis zur Osterpause auf die Teilnahme des Studio-Publikums zu verzichten, wie die Redaktion mitteilte. Veränderungen an der Diskussionsrunde seien derzeit nicht geplant. Allerdings halte man sich offen, auf das Element einer Schalte zu Gästen zurückzugreifen.
Auch das ZDF verzichtet aus Vorsicht vor dem Coronavirus bei einigen Sendungen auf Publikum, etwa beim "ZDF-Morgenmagazin" und beim "Aktuellen Sportstudio". Sämtliche Produktionen würden im Einzelfall geprüft, schreibt das ZDF auf seiner Website.
Übertragungen im Fernsehen und Radio
Nach der Absage von Großveranstaltungen hat das öffentlich-rechtliche Programm rbb angekündigt, ausgewählte Events im Livestream übertragen, u.a. Opernaufführungen, so rbb-Intendantin Patricia Schlesinger. Der Radiosender Deutschlandfunk Kultur übertrug die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse, nachdem diese wegen Corona-Vorsichtsmaßnahmen nicht stattfinden konnte.
Da zahlreiche Spiele der 1. und 2. Bundesliga wegen des Coronavirus als sogenannte "Geisterspiele" vor leeren Rängen stattfinden, hat der Pay-TV-Sender Sky angekündigt, die Bundesliga-Konferenzen an einigen Spieltagen frei empfangbar auszustrahlen.
Auswirkungen auf die Berichterstattung
Die Top-News der überregionalen Medien beschäftigen sich mit dem Virus und seinen Folgen, regionale und lokale Anbieter wie etwa Lokal-Zeitungen berichten über die Einzelfälle in der Region.
Auf Webseiten lassen uns Live-Ticker im Minutentakt an den Entwicklungen teilhaben und auch in den Social-Media-Kanälen werden Fakten und Fake-News geteilt.
Für Journalistinnen und Journalisten sei es wichtig, dass sie "ihre einordnende Funktion erfüllen", sagte die Journalistikprofessorin Marlis Prinzing im Dlf. Insgesamt beobachte sie "weiterhin eine sehr professionelle Berichterstattung, in der man nicht von Hysterie sprechen kann, sondern eigentlich eher von einer großen Unsicherheit, die wir alle teilen".
Wenn die Weltgesundheitsorganisation analog zur Pandemie von einer "Infodemie" spreche, beschreibe sie die Art und Weise, wie in sozialen Netzwerken mit dem Thema umgegangen würde, so Prinzig.
Wie Axel Springer reagierte auch Twitter laut dem Branchenportal "Techcrunch" mit einer Home-Office-Pflichtauf COVID-19: Während es vorher nur angeraten wurde, sei es für die Mitarbeiter nun verpflichtend zu Hause zu bleiben: "Wir verstehen, dass dies ein beispielloser Schritt ist, aber dies sind beispiellose Zeiten", hieße es seitens Twitter.
Kampf gegen Falschnachrichten
Während die Social-Media-Unternehmen Vorsichtsmaßnahmen in eigener Sache treffen, ist das Thema auch auf den Plattformen selbst sehr präsent. Facebook-Chef Marc Zuckerberg bezeichnete das Coronavirus in einem Beitrag als eine "globale Herausforderung".
Ein großes Problem ist, dass sich derzeit immer wieder Falschmeldungen über das Coronavirus in den Sozialen Netzwerken verbreiten. Das liege auch an der Vielzahl der Studien zum Virus, sagte der Wissenschaftsjournalist Volker Stollorz im Dlf. Diese Informationsflut mache es schwer, "die Perlen von den schlecht gemachten Studien zu trennen."
Plattformen wollen seriöse Informationen hervorheben
Twitter etwa versucht fundierte Informationen besser auffindbar zu machen. Wer beispielsweise "#Coronavirus" ins Suchfeld der Plattform eingibt, erhält an oberster Stelle einen Link zur Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Auch Facebook will seriöse Quellen prominenter anzeigen. So erhält die Weltgesundheitsorganisation WHO kostenlose Werbeplätze auf der Plattform, um die tatsächlichen Gefahren und Auswirkungen des Coronavirus erklären zu können. Falschnachrichten hingegen wolle man verstärkt und schneller löschen, so Facebook-Chef Zuckerberg.
In Deutschland lösche Facebook aber noch keine Inhalte, sagte Martin Fehrensen, der Gründer des Social Media Watchblogs, im Dlf. Eher würden Falschinformationen im Algorithmus herabgestuft und tauchten daher nicht in der Timeline der Nutzer auf.