Archiv

Olympia
DCB-Geschäftsführer Mantle: "Das IOC braucht Cricket"

Cricket wird 2028 in Los Angeles wieder olympische Sportart sein. Das IOC schaue mit der Entscheidung auf den lukrativen indischen Markt, sagte DCB-Geschäftsführer Brian Mantle im Dlf: "Die Werbeeinahmen werden riesig sein."

Brian Mantle im Gespräch mit Christian von Stülpnagel |
120.000 Fans besuchten das Spiel der Cricket-WM zwischen Indien und Pakistan in Indien im Stadion. Den Start der Cricket-WM verfolgten rund eine Milliarde Menschen.
120.000 Fans besuchten das Spiel der Cricket-WM zwischen Indien und Pakistan in Indien im Stadion. Den Start der Cricket-WM verfolgten rund eine Milliarde Menschen. (IMAGO / ZUMA Wire / IMAGO / Seshadri Sukumar)
Fünf Sportarten hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) neu in das Programm für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles aufgenommen. Neben Baseball/Softball, Lacrosse, Flag Football und Squash wird auch Cricket mit dabei sein. Zuletzt war die Sportart im Jahr 1900 olympisch.
"Wir sind alle sehr glücklich, weil es bringt auch ein bisschen Aufmerksamkeit", sagte Brian Mantle, Geschäftsführer des Deutschen Cricket Bundes (DCB), im Deutschlandfunk. Er hoffe, dass Cricket in Deutschland dem Beispiel des Curlings folgen kann: "Curling wird jedes vierte Jahr im deutschen Fernsehen gezeigt. Die meisten Sportfans in Deutschland wissen, was das ist. Wir hoffen, dass auch Cricket jedes vierte Jahr in Deutschland gezeigt wird. Auch wenn es nur eine halbe Stunde ist, wird es ein großes Publikum in Deutschland erreichen."

Mantle: "Cricket hat riesiges Potential in Deutschland"

Mantle hoffe zudem auch auf Unterstützung vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), jetzt, wo Cricket olympisch ist. Olympische Sportarten bekommen in der Regel eine Sportförderung vom DOSB. "Wir werden in nächster Zeit Gespräche mit dem DOSB suchen und hoffen auf Unterstützung, weil Cricket hat ein riesiges Potential in Deutschland", sagte Mantle.
Tatsächlich sei Cricket in Deutschland in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. 100 neue Vereine hätten sich in den vergangenen zehn Jahren hierzulande gegründet. 170 Cricket-Mannschaften gebe es in Deutschland. "Und das wächst wöchentlich. Es geht nur aufwärts. Nicht viele Mannschaftssportarten können von sich behaupten, dass sie jede Woche einen neuen Verein bekommen", sagte Mantle.
Der Grund dafür liege in der Zuwanderung, so Mantle. "Das fing 2016 mit der Einwanderung der Flüchtlinge aus Afghanistan an. In Afghanistan ist Cricket mehr oder weniger der einzige Sport. Es gibt aber auch viel Einwanderung aus Indien und Pakistan und Cricket ist für die wichtiger als der Fußball es für die Deutschen ist. Die wollen natürlich Cricket spielen. Die Einwanderung hat uns geholfen."

Indien dominiert den Cricket-Markt

Dass das IOC Cricket nun ins olympische Programm aufgenommen hat, habe laut Mantle einen bestimmten Grund: "Es geht um Indien", sagte er. "Es gibt keine andere Sportart auf der Welt, die so dominiert wird von einem Land. Indien ist für 60 bis 70 Prozent des Cricket-Umsatzes weltweit zuständig. Jede sechste Person auf der Welt ist Inder und die Inder haben bislang selten die Olympischen Spiele geguckt. Die machen bei Leichtathletik und Schwimmen nicht mit, beim Skifahren auf gar keinen Fall. Die Hauptsportart aus Indien würde mehr als eine Milliarde Leute vor den Fernseher locken und das bedeutet für das IOC bestimmt viel Geld und auch einen neuen Markt. Indien ist kein armes Land mehr. Die Werbeeinnahmen werden riesig sein."
Weltweit sei Cricket nach dem Fußball die zweitgrößte Sportart, sagte Mantle. "Der ICC, der internationale Verband, sagt, innerhalb der nächsten zehn bis 20 Jahre könnte Cricket den Fußball sogar überholen. Natürlich nicht in Deutschland, aber weltweit."
Dass Cricket nach 2028 wieder von der olympischen Bühne verschwindet, glaubt Mantle nicht. "Das IOC braucht Cricket. 2032 finden die Spiele in Brisbane in Australien statt. Cricket ist sicherlich dabei. Los Angeles ist der erste Schritt. Aber für uns war klar, dass Cricket spätestens in Brisbane mit dabei sein wird und wir hoffen natürlich, dass es auch eine permanente Sportart sein wird."