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CSU-Klausur in Kreuth
Horst Seehofer erleidet Schwächeanfall

Eigentlich sollte es in Kreuth um Inhalte gehen: die erneute Forderung nach einer Bundestagsabstimmung über die Asylpolitik, die Betonung einer bayerischen Leitkultur. Doch dann überschattet ein Schwächeanfall des Parteichefs die CSU-Klausur.

Von Michael Watzke | 19.01.2016
    Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nimmt am 25.09.2015 in Berlin an der Sitzung des Bundesrates teil.
    Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
    Eigentlich wollte Horst Seehofer seine Grundsatzrede zur Asylpolitik am Donnerstag halten. Doch dann zog der CSU-Chef den Auftritt vor den Landtags-Abgeordneten um zwei Tage vor - auch, um die Klausur-Teilnehmer auf den morgigen Besuch der Kanzlerin einzuschwören. Bei dieser Rede, die Seehofer im Stehen hielt, wurde dem 66-Jährigen plötzlich schwindlig. Er wurde gestützt und zu seinem Platz geführt. CSU-Generalsekretär Scheuer: "Während der Rede hat er einen kurzen Schwächeanfall gehabt eben durch diese Schwächung, die er übers Wochenende grippal erfahren hat, und sich sofort wieder erholt. Er hat sogleich die Rede im Sitzen fortgesetzt und mehrfach das Wort ergriffen."
    Doch der Notarztwagen vor dem Tagungsgelände sorgt für Bilder, die die CSU und Seehofer gerade nicht gebrauchen können. Der bayerische Ministerpräsident hatte vor seiner Rede noch kritisiert, dass die CDU-Spitze partei-internen Zweiflern am Flüchtlings-Kurs der Kanzlerin einen Maulkorb verpasst habe: "Wir haben es mit einem historischen, ernsten Problem zu tun. Dann einfach zu sagen, jetzt haltet mal alle die Klappe, das ist nicht meine Antwort auf dieses riesige Thema."
    Söder fordert erneut Abstimmung über Asylpolitik
    Überhaupt wird die Kritik an Kanzlerin Merkel in der CSU immer lauter und deutlicher. Bayerns Finanzminister Markus Söder verlangte erneut eine Bundestags-Abstimmung in der Asylpolitik. Die Wahrheit liege an der deutsch-österreichischen Grenze, über die auch im tiefsten Winter zwischen 2000 und 3000 Flüchtlinge täglich nach Bayern kämen. Man dürfe keine Zeit mehr verlieren. Dabei dürften auch die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt Mitte März keine Rolle spielen. "Man kann das hier taktisch in Erwägung ziehen, man wartet irgendwelche Wahlen ab. Bevor man wichtige Entscheidungen für ganz Deutschland trifft, ist es erkennbar, dass die Menschen in Deutschland eine Veränderung wünschen."
    In Bayern sei dieser Wunsch besonders stark ausgeprägt, so Söder. Die CSU reagiert darauf unter anderem mit der Betonung einer bayerischen Leitkultur, die sogar in der Landesverfassung verankert werden soll. Der Münchener Landtagsabgeordnete Markus Blume erklärte als Vorsitzender der CSU-Grundsatz-Kommission, was mit dieser Leitkultur gemeint sei: "Wir wollen nicht jeden in Dirndl oder Lederhose stecken. Aber wir möchten erwarten können, dass das, was hier in dem Land gelebt wird, zumindest auch akzeptiert wird."
    Hauptthema war Seehofers Schwäche-Anfall
    Dazu gehöre etwa die Westbindung, Respekt vor der Verfassung und vor landesüblichen Traditionen und Verhaltensweisen. "Wir werden das Martins-Fest nicht in Sonne-Mond-Sterne-Feier umbenennen", so Blume. Das Hauptgesprächs-Thema vor und hinter den Kulissen in Wildbad Kreuth war am Abend allerdings der Schwäche-Anfall von Horst Seehofer – schon sein zweiter nach einem Notarzt-Einsatz bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth. Generalsekretär Scheuer wiegelt ab: "Wir haben eine kleine Sitzungspause gemacht, um Luft in den stickigen Sitzungssaal kommen zu lassen. Ihm geht's gut, er ist absolut okay und sagt, wann geht's jetzt weiter?"
    Weiter geht es morgen mit dem Besuch der Kanzlerin in Kreuth. Die entscheidende Frage ist derzeit allerdings nicht so sehr, wann es weitergeht. Sondern wie.