
Skandalwoche bei den Christsozialen. Kurz hintereinander schlugen die Affären-Meldungen ein. Parteichef Seehofer kam fast nicht hinterher. Erst der Nürnberger Kollege aus dem Landtag: "Das ist eine sehr bittere Nachricht. Michael Brückner hat einen gewaltigen Fehler gemacht." Dann der junge CSU-Hoffnungsträger Georg Schlagbauer aus dem Münchner Stadtrat: "Jetzt muss die Justiz diese Angelegenheit aufarbeiten."
Das tut sie. Im Fall Brückner die Staatsanwaltschaft Nürnberg. Der Vorwurf: sexueller Missbrauch einer Minderjährigen – gegen Bezahlung. Gerichtssprecherin Anita Traud: "Wie der Tatvorwurf schon sagt, ist die Geschädigte eine Jugendliche und steht daher unter besonderem Schutz. Daher kann ich keine weiteren Angaben machen."
Im Fall Schlagbauer, immerhin Präsident des Bayerischen Handwerkstages, ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft: "Gegenstand des Verfahrens ist der Verdacht eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Ausgangspunkt des Ermittlungsverfahrens war eine Mitteilung durch den Herrn Schlagbauer selbst."
Schnell machten Gerüchte über Schulden im Bordell die Runde
Ist es Zufall, dass die beiden Affären gleich im Doppelpack kommen und durch Selbstanzeigen ausgelöst wurden? Wohl eher nicht. Über Schlagbauer wurde in der CSU schon seit Januar gemunkelt, als er beim Metzger-Ball im "Bayerischen Hof" statt mit seiner Ehefrau mit einer osteuropäischen Blondine übers Parkett schwebte. Schnell machten Gerüchte über Schulden im Münchner Bordell "Extasia" die Runde. Sein freiwilliger Rücktritt ging dann ganz fix. Ebenso der des Landtags-Abgeordneten Brückner.
Ob sie gedrängt wurden, kann man sie nicht fragen – sie sind abgetaucht. Für Brückner stand einen Tag später sogar schon der Nachfolger parat: der junge Andreas Schalk ist fast noch nicht trocken hinter den Ohren: "Mich hat das sehr überrumpelt, aber ich freu‘ mich auf die Aufgabe. Freue mich, dass es klappt und ich im Landtag mitarbeiten darf."
So schnell kann’s gehen in der CSU, wenn Parteichef Seehofer mit eisernem Besen kehrt. Die persönlichen Konsequenzen der mutmaßlichen Übeltäter seien… …"richtig und unausweichlich!" Er selbst, Seehofer, sei überrascht und schockiert: "Das bedrückt mich persönlich auch ungewöhnlich."
Jetzt, heißt es in der CSU, sei die Sache parteipolitisch erledigt. Nach zwei Tagen. Kein Wunder: bei der anstehenden Klausur mit der Kanzlerin in Potsdam kann Seehofer kein Affären-Geschrei aus der Heimat gebrauchen.